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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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zu gewinnen. Im Verlaufe ihres tapferen Kampfes waren sie zum Du übergegangen.
    Â»Gut, welchen knöpfen wir uns als Nächstes vor?«, fragte Daniel mit Blick auf die verbliebenen Kostproben.
    Alice sah auf ihre Armbanduhr und schob enttäuscht die Unterlippe hervor.
    Â»Also, ich höre ganz klar den Erdbeerkäsekuchen rufen, aber ich muss meinen Zug kriegen.«
    Dieses Mal stimmte das sogar.
    Â»Nein, musst du nicht.«
    Verwundert runzelte Alice die Stirn.
    Â»Jedenfalls nicht, wenn du nicht willst … Ich fahre heute Abend sowieso zum Shoestring Cottage«, erklärte er. »Ich würde mich über Begleitung im Auto freuen. Wenn du Lust hast … Dann könnten wir uns auch noch das dritte Stück Kuchen einverleiben …«

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Dass er das Wochenende im Cottage verbringen wollte, war eine faustdicke Lüge. Eigentlich hätte er in London sein sollen, da er am nächsten Tag eine Lieferung erwartete. Und für abends hatte er ein paar Freunde zum Essen eingeladen, daher auch der Einkauf im Feinkostladen – lauter Leckereien, die sich jetzt in einer Kühltruhe hinten in seinem Auto befanden. Seine Freunde wunderten sich über die etwas konfuse Absage auf ihrem Anrufbeantworter.
    Er wusste genau, dass er gerade etwas völlig Irrationales tat.
    Aber er wusste auch, dass er ihre Gesellschaft sehr genossen hatte, und er wollte sie jetzt nicht gehen lassen. Die Vorstellung, dass sie ganz allein im Zug nach Hause fuhr, wo sie ein großes, leeres Haus erwartete, behagte ihm nicht.
    Ja, genau. Er wollte sie nicht gehen lassen.
    Auf dem Weg aus London heraus steckten sie im abendlichen Berufsverkehr fest – wie Treibgut auf einem langsam fließenden Strom bewegten die Fahrzeuge sich dicht an dicht weiter. Doch Daniel und Alice hatten genügend Gesprächsstoff: ihre Familien, Whattelly, ihre Schulzeiten und Lieblingsbücher – wobei jeglicher Titel von Julian Stanton tabu war. Als sie auf die M3 auffuhren, schlief Alice ein, und er genoss ihre stille Gegenwart.

    In Salisbury wachte sie wieder auf und entschuldigte sich. Es war ihr peinlich, dass sie eingeschlafen war, womöglich hatte sie geschnarcht oder gesabbert oder sonst etwas, aber im Handumdrehen entwickelte sich wieder ein völlig ungezwungenes Gespräch, und die letzte Stunde Fahrt verging wie im Flug.
    In beiden Pförtnerhäusern war Licht, als sie Whattelly Hall erreichten. Alice sah Clarence in seinem Wohnzimmer stehen, mit nacktem Oberkörper und der Klarinette am Mund. Er hatte die Augen geschlossen, wiegte sich zu seiner eigenen Musik und war vollkommen versunken.
    Daniel bremste ab und wollte in die Einfahrt abbiegen, doch Alice bat ihn, hier anzuhalten.
    Â»Vielen Dank, dass du mich mitgenommen hast.«
    Â»Es ist noch eine ziemliche Strecke bis zum Haus …«
    Â»Ich weiß, aber da du meine Einladung zum Kaffee abgelehnt hast, möchte ich gerne hier aussteigen … Ich weiß, es ist spät, aber ich möchte eben sehen, ob Flo zu Hause ist – Licht ist ja an.«
    Â»Frauengespräche?«
    Â»Ganz genau.«
    Â»Geht’s dir gut?«
    Â»Natürlich.« Alice nickte. »Es war bloß ein sehr durchwachsener Tag, die gibt es nun mal. Aber du hast maßgeblich zu seiner Verbesserung beigetragen. Vielen, vielen Dank.«
    Â»Ich hab dich doch bloß mitgenommen, kein Problem.«
    Â»Nein. Ich war mitgenommen, und nun bin ich wieder einigermaßen aufgerichtet. Ach, und den Kuchen nicht zu vergessen.«
    Â»Massenweise Kuchen«, grinste er.
    Â»Wem sagst du das.« Alice tätschelte sich den Bauch. »Ein weiterer Grund, weshalb ich gerne hier aussteigen möchte. Sobald ich Flo genügend zugetextet habe, werde ich die gesamte Strecke zum Haupthaus joggen, damit der Kuchen sich gar nicht erst da festsetzt, wo er nichts zu suchen hat.«
    Kaum war sie aus dem Auto gestiegen, tönte die Musik von Phil Collins aus Clarences Pförtnerhaus. Mit etwas schrillen Klarinettentönen begleitete er die sanfteren »Easy Lover«Klänge aus der Stereoanlage. Klang aber gar nicht schlecht. Zumindest hat er auch etwas Menschliches, dachte sie, und dennoch ließ dieser Mann, der die meiste Zeit wie ein Roboter wirkte, sie schaudern.
    Nathan umgab sich offenbar gerne mit Menschen, die ihre Emotionen zurückhielten. Und dabei war sie selbst doch eine Frau, die das Herz auf der Zunge

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