Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
hier, nur zwei Straßen weiter, … und« – er hielt die braune Papiertüte hoch, die er in der Hand hatte – »gleich um die Ecke gibt es den besten Feinkostladen Londons.« Er zeigte hinter sich. »Habe mich fürs Wochenende eingedeckt. Sind Sie länger hier?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Ich bin eigentlich auf dem Weg zum Bahnhof …«
    In diesem »eigentlich« schwang etwas mit und auch in der Art, wie sie danach innehielt … Daniel überlegte fieberhaft, was da wohl mitschwang und wie er es zu seinem Vorteil nutzen könnte, aber dann fiel ihm einfach nichts ein, und schließlich sagte er bloß lahm: »Gut, okay, na, dann sehen wir uns ja vielleicht bald wieder.«
    Â»Ja. Das wäre schön.«
    Â»Hat mich gefreut, Sie zu sehen.«
    Â»Gleichfalls.«
    Dann lächelte sie ihn an, drehte sich um und ging.
    Daniel sah ihr nach, bis sie am Ende der Straße nach links abbog.
    Und dann hätte er sich in den Arsch treten können dafür, dass er diese Chance vermasselt hatte. Stattdessen trat er aus Versehen in den Einkaufstrolley einer alten Dame, die ihn daraufhin angsterfüllt ansah und sofort einen Zahn zulegte.
    Was seine Stimmung nicht gerade hob.
    Er hatte sich aufgeführt wie ein schüchterner Schuljunge. Hatte keinen geraden Satz herausgebracht. Peinlich.
    Warum hatte er sie nicht gefragt, ob sie einen Kaffee mit ihm trinken wollte?
    Freunde konnten doch zusammen einen Kaffee trinken gehen, oder? Sie waren doch Freunde, oder?
    Gott, war er bescheuert.
    Â»Hornochse!«, beschimpfte er sich selbst.
    Die alte Dame hatte es gewagt, ein paar Läden weiter stehen zu bleiben, warf ihm einen bösen Blick zu, brummte etwas von »Wohl nicht ganz richtig im Kopf?« und trollte sich dann.
    Sie hatte recht. Er war wirklich nicht ganz richtig im Kopf. Er war ein kompletter Vollidiot.
    Endlich nahm er die Beine in die Hand und rannte hinter Alice her.

    Als er um die Ecke bog, stellte er mit Erleichterung fest, dass sie noch nicht im Menschengewirr verschwunden war. Sie stand vor dem Schaufenster eines Cafés und zögerte.
    Â»Bitte geh rein …«, versuchte er sie telepathisch zu beeinflussen.
    Alice ging hinein.
    Er zählte bis dreißig – die Zeitspanne kam ihm wie eine Ewigkeit vor! –, dann folgte er ihr.
    Â»Na, so was, noch ein Zufall!«
    Wer’s glaubt, wird selig.
    Sie drehte sich um und sah ihn ansatzweise misstrauisch an.
    Â»Verfolgen Sie mich etwa?«, fragte sie dann lächelnd.
    Er dachte einen Moment nach. Dann erwiderte er ihren Blick und lächelte einfältig.
    Â»Ja. Ich gestehe.«
    Alice blinzelte überrascht.
    Sie hatte das doch gar nicht ernst gemeint.
    Â»Und warum?«
    Â»Wollen Sie die Wahrheit hören? Weil ich Sie fast gefragt hätte, ob Sie einen Kaffee mit mir trinken wollen, dann habe ich es aber doch nicht gemacht, dann habe ich das bereut, bin umgekehrt und habe gesehen, wie Sie hier hineingingen.«
    Sie lächelte bloß und nickte zufrieden. Er würde auf jeden Fall bessere Gesellschaft sein als ihre Mutter heute. Aber nur, solange er nicht anfing, mit seiner Gabel in ihrem Schokoladenkuchen herumzustochern.
    Im Vergleich zu dem grauen Nieselwetter draußen war es im Café richtig schön warm und gemütlich. Der schier undurchdringliche Duft nach Süßem und bitterem Kaffee war schlicht himmlisch und legte sich um sie wie eine wärmende Decke.
    Es war ein kleines, buntes, hektisches Café, kitschig, chaotisch und völlig überfüllt, aber sie hatten Glück: Zwei ältere Damen, die sich gerade erhoben, winkten sie zu sich heran.
    Â»Wir gehen«, raunte die eine Daniel mit einem verschwö­rerischen Lächeln zu. »Wir überlassen euch Turteltäubchen gerne unseren Tisch.«
    Â»Wir sind aber gar keine …«, hob Alice peinlich berührt an, doch Daniel lächelte einfach nur.
    Â»Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, danke.«
    Er grinste Alice an, als sie sich setzten, und zeigte auf die Schlange, die sich hinter ihnen gebildet hatte.
    Â»Wenn eine romantische Liebesgeschichte nötig ist, um einen Sitzplatz in einem offenbar total angesagten Café zu ergattern, dann liefern wir eben eine romantische Liebesgeschichte. Also jetzt geben Sie mir schon Ihre Hand, und bitte recht freundlich, die Damen winken uns gerade zum Abschied …«
    Spielerisch reichte Alice ihm die Hand und

Weitere Kostenlose Bücher