Kann ich dir jemals widerstehen?
das Haar
zu bürsten.
Fasziniert
sah er zu. Sein Blick glitt über das lange, üppige, feuchte
Haar, folgte den Rundungen ihrer Brüste, wenn sie die Arme hob.
Er bewunderte die graziöse Linie ihres Rückens und die
Kurve ihres Pos, als sie sich vorbeugte und das Haar nach vorn fallen
ließ.
Was
war mit ihm los? Er hatte viele Frauen gehabt. Frauen, die im
Gegensatz zu Tonya alle weiblichen Tricks beherrschten und genau
wussten, wie man einen Mann reizte. Frauen, die nichts gegen eine
kurze Affäre hatten. Eine Affäre, die er nicht mit
Tonya haben würde.
"Ich
glaube, der Fisch ist fertig." Keine Panik, sagte er sich. Ich
will nur ihre Unterschrift unter den Vertrag. "Ich habe auch
einen Salat gemacht und ein paar Kartoffeln in die Röhre
geschoben."
Sie
richtete sich auf, und ihr herrliches Haar fiel ihr in schimmernden
Kaskaden über den Rücken. Sie sah ihn mit deutlichem
Argwohn an. "Was soll das alles, Webster?"
Er
stellte die Salatschüssel auf den Tisch. "Wie meinst du
das?"
Sie
wedelte mit der Hand. "Dies alles. Dass du Holz gehackt, die
Bären gefüttert und für mich gekocht hast. Das ist
doch nicht dein tägliches Brot."
"Den
Ausdruck habe ich schon lange nicht mehr gehört", sagte er
und grinste.
Allerdings
war dies nicht sein tägliches Brot. Bis auf das Kochen war ihm
alles so fremd wie seine beunruhigenden Gefühle. Er steckte die
Hand in einen alten Küchenhandschuh, der mehrere Brandflecken
hatte, und holte den Fisch sowie die Kartoffeln aus dem Backofen.
Dann
sah er Tonya lächelnd an. "Stimmt, das Einsiedlerleben ist
nicht mein Ding, aber Kochen kann ich wirklich. Es begann vor Jahren
mit Recherchen für ein Kochmagazin, das mein Verlag damals neu
herausbrachte. Dabei habe ich meine ersten Erfahrungen gesammelt.
Seitdem ist Kochen mein Hobby."
"Mag
sein …"
"Aber
…?" Webster stellte die Kasserolle mit dem Fisch auf den
Tisch und rückte Tonya galant den Stuhl zurecht. Insgeheim
wünschte er, sie würde sich stattdessen auf seinen Schoß
setzen. "Aber weshalb all das andere?"
Ihr
Schweigen war ihm Bestätigung.
Er
setzte sich und füllte beide Teller. "Es mag dich
überraschen, aber ich fühle mich nicht gern nutzlos und
unterlegen. Davon werde ich reizbar, wie heute Morgen, als ich dich
untertauchte. Auf diese Weise stelle ich meine Selbstachtung wieder
her und bitte dich um Entschuldigung. Es war nicht fair von mir."
Sie
schaute auf ihre Hände im Schoß herunter. "Ich war
auch ein wenig in meinem Stolz verletzt."
Okay,
jetzt sollte er wohl nachsichtig lächeln und ein anderes Thema
anschneiden. Zum Beispiel den Vertrag und die traumhaften
Konditionen, die er ihr bot. Aber sein Puls raste, seit Tonya ihm
gegenübersaß. Er brauchte bloß die Hand
auszustrecken, dann könnte er die Hände in ihrem seidigen,
feuchten Haar vergraben. Was alles andere als klug wäre. Doch
klug zu sein fiel ihm zunehmend schwer. Ohne nachzudenken, stellte er
die Frage, die er sich wahrlich hätte verkneifen müssen.
"Soll ich mich auch für den Kuss entschuldigen?"
Tonya
hob ruckartig den Kopf. Sie wirkte ebenso verspannt, wie Webster sich
fühlte. Und wenn ihn nicht alles täuschte, erregte sie die
Erinnerung an den Kuss genauso wie ihn. Sie schluckte, befeuchtete
die Lippen mit der Zunge und senkte dann den Blick. "Der Fisch
sieht wirklich köstlich aus."
Er
starrte auf ihren Scheitel und sagte sich, dass sie Recht hatte. Über
den Kuss sollten sie lieber schweigen.
Dennoch
verspürte er eine innere Leere, als er nach seiner Gabel griff.
"Guten Appetit."
Am
nächsten Morgen war Tonya wie gewöhnlich bei Tagesanbruch
aufgestanden. Das war jetzt drei Stunden her. Sie hatte die Bären
gefüttert und anschließend in ihrer provisorischen
Dunkelkammer in Charlies Garage Filme entwickelt – und an den
vergangenen Abend gedacht.
Webster
hatte sich tadellos verhalten. Er hatte sogar das Geschirr abgespült,
was sie sehr beeindruckte. Gut gelaunt hatte er hingenommen, dass sie
ihn wieder beim Gin Rummy schlug.
Und
er hatte kein einziges Mal mit ihr geflirtet, sondern ihr höflich
eine Gute Nacht gewünscht und war dann in seinen Schlafsack
gekrochen.
Das
war auch gut so. Dennoch war sie schlecht aufgelegt.
Seufzend
breitete sie die Abzüge auf dem Esstisch aus und hoffte, das
kritische Betrachten der Fotos würde sie von den Gedanken
ablenken, die sie hartnäckig verfolgten. Zum Beispiel die an
Websters Kuss im See. Oder an seinen Vorschlag, in der Hütte
fortzusetzen, was sie am See begonnen
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