Kann ich dir jemals widerstehen?
hatte sich
ebenso verhalten. Die Tatsache, dass es ihnen schwer fiel, war ihm
deutlich bewusst – ebenso wie ihr.
Er
sah, dass sie zitterte, und das nicht vor Kälte, sondern wegen
der erotischen Spannung zwischen ihnen. In den letzten Tagen hatte es
immer wieder klare Anzeichen dafür gegeben. Das Abwenden des
Blicks, um sich nicht zu verraten. Das Zurückzucken bei
zufälligen Berührungen. Lachen, das zu rasch kam und
gezwungen klang und das Begehren überdecken sollte, das ständig
unter der Oberfläche brodelte.
Sie
hatten beide versucht, einander zu meiden.
Doch
er hatte es satt, seine Bedürfnisse zu verleugnen. Er war es
leid, Tonya aus dem Weg zu gehen. Er wollte nicht länger um
seine wahren Wünsche herumtanzen. Für diese Nacht hatte er
einen anderen Tanz im Sinn.
Ohne
auf Tonyas erschrockenen Blick zu achten, nahm er sie bei der Hand
und ging mit ihr die Stufen hinrunter.
"Da
die Nacht eine so schöne Musik spielt, sollten wir sie auch
nutzen." Unten angekommen, trat er vor sie hin. "Darf ich
bitten?"
Sie
wollte ihn abweisen, das sah er ihr an. Doch er las auch Verlangen in
ihrem Blick, und das war die Antwort, die er brauchte.
Bevor
sie sich anders besann, nahm er sie in die Arme und begann, sich zu
dem langsamen, wiegenden Rhythmus zu bewegen, der in seinem Kopf
erklang. Tonya schien ihn ebenfalls zu hören, denn sie ließ
sich bereitwillig von ihm führen und tanzte mit ihm, als hätten
sie die Schritte seit Jahren zusammen geübt.
Minuten
vergingen, während sie die gegenseitige Nähe spürten,
die elektrische Spannung zwischen ihnen.
"Was
machen wir hier eigentlich?" fragte sie nach einer Weile
beunruhigt.
"Wir
tanzen, Tonya. Mehr nicht. Vorerst."
Die
Dunkelheit umschloss sie wie eine Hülle. Er zog Tonya fester an
sich.
"Seltsam",
sagte er leise und nahm ihre Hände, um sie um seinen Nacken zu
legen. "Mein Leben lang habe ich mich auf klare, kalkulierbare
Daten verlassen. Doch schon nach ein paar Tagen hier in dieser
Einsamkeit ertappe ich mich dabei, wie ich mich mehr und mehr von
meinen Gefühlen leiten lasse." Er schlang die Arme um ihre
Taille und drückte Tonya fest an sich. Dann glitten seine Hände
zu ihren schlanken Hüften.
"Vielleicht
liegt es an der guten Luft?" erwiderte sie ebenso leise.
Er
lachte und schmiegte die Wange an ihr seidiges Haar. "Das wäre
eine Möglichkeit."
Aber
eine unwahrscheinliche. Es war merkwürdig. Seit er auf Tonya
gestoßen war, fühlte er sich so lebendig und jung wie
schon lange nicht mehr. Er agierte nicht mehr wie ein Besessener in
der Sixth Avenue, wo das Streben nach Geld und Macht ihn zu
Höchstleistungen anspornte, und dennoch war er rundum zufrieden.
Er bezweifelte sehr, dass dies nur der gesunden Landluft
zuzuschreiben war.
"Ich
glaube eher, es liegt an etwas anderem."
"So?"
Tonya
war ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Sie war witzig und
intelligent und, obwohl sie es ständig zu verbergen suchte,
schön. Er hatte sich alle Mühe gegeben, in ihr nichts als
eine unscheinbare Frau in langweiliger Outdoor-Kluft zu sehen. Doch
in Wahrheit hatte sie alle möglichen anziehenden Eigenschaften:
Unabhängigkeit, Lebenslust, eine rührende Naivität –
nein, er mochte sie. Sehr sogar.
Sie
war faszinierend, sexy, klug und hilfsbereit und aufrichtig. Und sie
hatte offenbar keine Ahnung, wie attraktiv sie war. Zudem war sie
eine außerordentlich begabte Fotografin. Ihre Bilder von den
Bären waren aufregend, packend und präzis, und sie
enthüllten eine Menge von Tonyas Sensibilität.
Ja,
er empfand viel mehr für sie als rein körperliches
Verlangen.
Doch
darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er wollte nicht
analysieren, den Zauber des Augenblicks nicht mit nüchternen
Gedanken zerstören.
Ihre
Haut schimmerte hell im Mondlicht. Er gab den Kampf auf und umfasste
sanft Tonyas Kinn. "Du weißt, dass ich dich jetzt küssen
werde, nicht wahr? Du weißt, dass ich das jetzt brauche."
Sein
Puls raste fast schmerzhaft, als sie den Kopf in den Nacken legte und
ihm in die Augen sah. Begehren lag in ihrem Blick und brachte sein
Blut zum Kochen.
In
diesem Moment war er verloren.
Es
war, als ob in ihm Dämme brachen und eine Flut von Verlangen
seine Vernunft überschwemmte. Er zog Tonya an sich und küsste
sie leidenschaftlich.
"Wenn
du es nicht willst, dann sag stop", flüsterte er dicht an
ihren Lippen, während er Tonya streichelte. "Sonst kann ich
nicht mehr aufhören."
"Stop",
flüsterte sie, meinte aber das Gegenteil und
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