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Kann ich dir jemals widerstehen?

Kann ich dir jemals widerstehen?

Titel: Kann ich dir jemals widerstehen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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durfte.
    "Das
schreckt die Bären ab", hatte sie erklärt, obwohl –
wenn sie ehrlich war – die Wirkung auf sie viel stärker
war.
    "Ich
begreife es einfach nicht", murmelte er.
    Die
Sonnenstrahlen, die durch die Zweige fielen, malten tanzende Muster
aus Licht und Schatten auf sein Gesicht. Tonya hätte ihn
stundenlang ansehen können. Ihr Herz schlug schneller, und sie
musste tief Luft holen, um sich zu beruhigen. "Was begreifst du
nicht?"
    "Wie
man hier draußen leben kann. Sagtest du nicht, Charlie lebt
schon seit vierzig Jahren hier?"
    "Eher
sechzig."
    "Wie
hält er es in dieser Einsamkeit aus? In dieser Stille?
Allerdings erkenne ich inzwischen den Reiz der Landschaft. Es ist
schön hier. Die Luft ist so rein, aber …" Webster
schüttelte den Kopf. "Es ist so abgelegen. Wieso fühlt
er sich nicht einsam?"
    "Du
solltest ihn kennen lernen", erwiderte sie. "Dann würdest
du es verstehen. Charlie ist äußerst genügsam. Er
erinnert mich an meinen Großvater mütterlicherseits. Er
ist verantwortungsbewusst, voller Selbstvertrauen, ausgeglichen. Und
er ist ja nicht völlig verlassen, es gibt Nachbarn. Er hat auch
Verwandte, sie besuchen sich hin und wieder gegenseitig."
    "Aber
er ist an die Bären gebunden."
    "Er
liebt seine Bären, er empfindet sie nicht als Verpflichtung. Er
betrachtet sie als seine Familie und genießt ihre Gesellschaft.
Er braucht keine Ablenkungen und ist sehr anspruchslos."
    "Ja,
offenbar hat er keine weiteren Bedürfnisse außer genügend
Essen."
    "Und
einem sicheren Hafen." Tonya schaute sich suchend um. Die Sonne
ging unter und tauchte die Bäume und Felsen in ein fast
unwirkliches weiches, warmes Licht. "Damien scheint nicht zu
kommen. Wir sollten zur Hütte zurückgehen."
    Sie
packte ihre Fotoausrüstung ein und sah nun, dass Webster
aufgestanden war und ihr seine Hand hinstreckte.
    Es
wäre albern gewesen, seine Hand zu ignorieren.
    "Danke."
Rasch ließ sie seine Hand wieder los, dennoch hatte die
Berührung seiner warmen, festen Finger sie aus dem Gleichgewicht
gebracht. "Den kann ich nehmen", sagte sie, als er nach
ihrem schweren Rucksack griff.
    "Es
war abgemacht, dass ich den Packesel spiele", widersprach
Webster lächelnd und schulterte den Rucksack. "Aber bevor
ich abreise, schlage ich dich noch beim Gin Rummy, das schwöre
ich dir."
    "Da
solltest du dich besser beeilen." Sie marschierte los. "Ich
habe das Gefühl, dass die Straße in ein, zwei Tagen wieder
frei ist."
    Es
wird auch langsam Zeit, sagte Tonya sich, während sie sich ihren
Weg durch das Dickicht bahnten. Webster Tyler brachte ihr zu sehr zu
Bewusstsein, was in ihrem Leben fehlte. Er war so anziehend, dass
keine Frau ihm widerstehen konnte. Auch sie würde seinem Charme
erliegen, sollte er beschließen, ihn einzusetzen.
    Das
würde er zweifellos tun, falls er der Meinung wäre, damit
würde er sie zur Unterzeichnung des Vertrages bringen.
    Webster
saß auf dem Treppenabsatz vor der Hütte. Er hielt einen
Becher mit lauwarmem Kaffee in der Hand und betrachtete den
Abendhimmel. In Nord-Minnesota waren die Tage im September bereits
ziemlich kurz, es dämmerte rasch und wurde schnell kühl. In
der vergangenen Viertelstunde hatte sich am westlichen Himmel ein
prachtvolles Farbenspiel von leuchtendem Apricot über Rotgold
und Lavendel bis hin zu schimmerndem Perlgrau gezeigt.
    Als
sich schließlich die Tür hinter ihm öffnete und Tonya
heraustrat, wurde es bereits dunkel.
    Über
den Baumwipfeln zeigte sich der Abendstern. Der abnehmende Mond
schwamm auf fedrigen grauen Wolken und verströmte sein sanftes,
zum Träumen einladendes Licht.
    "Es
ist so lange her, seit ich etwas anderes als den Himmel über der
Großstadt gesehen habe. Ich hatte fast vergessen, wie schön
ein Sonnenuntergang ist", sagte Webster und drehte sich zu Tonya
um.
    Sie
verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zum Himmel auf.
"Das ist einer der Vorzüge meines Jobs."
    "Ich
erkenne das Zirpen der Grillen, aber was ist das, was man noch alles
hört?"
    Sie
zögerte einen Moment. "Ich nenne es einfach Lieder der
Nacht", sagte sie leise. "Denn es sind so viele Stimmen."
    "Lieder
der Nacht", wiederholte Webster nachdenklich. "Das klingt
hübsch."
    Er
stand auf und stellte seinen Becher auf das Geländer der
Veranda. Tonya wirkte so jung, und sie war so schön. Vor zwei
Tagen hatte er seine Flirtspielchen aufgegeben, denn er wusste, es
würde ihn in große Schwierigkeiten bringen. Folglich hatte
er sich um professionelle Distanz bemüht, und Tonya

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