Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
fragte er, als es ihm wieder möglich war.
    Sie zuckte die Achseln und schluckte.
    Â»Keine Ahnung. Ich weiß nur, was wir nicht machen, und das ist Vespa fahren. Okay?«
    Jai seufzte übertrieben und verdrehte pseudo-enttäuscht die Augen.
    Â»Also, weißt du ...«
    Â»Keine Diskussion.« Hanny hielt kurz inne, rülpste, entschuldigte sich, lachte verschämt und staunte über sich selbst.
    Â»Ich habe immer noch Nachwirkungen von meiner Liaison mit dem Brandy ... Vespa fahren auf rutschigen Straßen mit Schlaglöchern ist daher nicht angesagt.«
    Â»Und du meinst nicht, dass das vielleicht mit den jüngsten Éclair-Eskapaden zu tun hat?«
    Â»Natürlich nicht!« Sie zwinkerte ihn an.
    Â»Also eher was Ruhiges?«
    Â»Messerscharf erfasst.«
    Â»Schade auch.« Jai zwinkerte ihr zu. »Ich habe nämlich auf dem Nachbarfeld einen herrenlosen Traktor gesehen ...«
    Am Ende beschlossen sie, so zu tun, als seien sie in London, und gönnten sich einen weiteren Faulenzertag: Bad statt Dusche, ausgedehntes Frühstück, Stadtbummel, spätes Mittagessen in einem Bistro (bei dem sie jeden Gang zweimal bestellten, wenn ihnen danach war), Leute beobachten, tratschen ... Sie lachten viel und sprachen kein einziges ernstes Thema an.
    Dann schleppte Jai sie in den Feinkostladen, wo er hemmungslos mit Sylvester flirtete, der affektiert lächelte und ihnen jede Menge Leckereien mitgab, von denen locker acht Personen satt geworden wären.
    Aber sie schafften es auch zu zweit, die Köstlichkeiten zu vernichten. Na ja, Nancy half ihnen ein bisschen.
    Und dann machten sie eine Flasche Rotwein auf und spielten Karten. Hanny schnupperte einmal am Rioja und glaubte, sich sofort wieder übergeben zu müssen, also trank Jai die Flasche ganz allein. Und nachdem sie kurz vorm Zubettgehen noch einmal mit Nancy draußen im Garten gewesen waren, lachte er und verschwand in die Dunkelheit.
    Um ihn wiederzufinden, brauchte Hanny keine Taschenlampe. Sie musste nur den Geräuschen nachgehen.

Als Jai irgendwann endlich aufstand, saß Hanny bereits mit der obligatorischen Kaffeetasse in den Händen am Küchentisch und las Zeitung.
    Sie sah auf, als er hereinkam, und lächelte ganz automatisch. Sie musste daran denken, wie sie Jai vorgefunden hatte. Er hatte auf dem Fahrersitz des herrenlosen Traktors auf dem benachbarten Feld gesessen, war brummend und hupend auf dem Sitz herumgehüpft und hatte am Steuer herumgerissen wie ein Kind in einem Spielauto ...
    Obwohl ihr selbst der Appetit fehlte, hatte sie Frühstück für Jai gemacht. Sein Lieblingsfrühstück: Pfannkuchen mit Kirschen.
    Während Jai freudestrahlend über seinen Teller herfiel, beobachtete Hanny ihn. Sie wirkte, als sei sie endlich bereit zu reden. Tatsächlich räusperte sie sich so, wie sie sich nur räusperte, wenn sie über etwas nachgedacht und beschlossen hatte, darüber zu sprechen. Ein kleines, höfliches Husten.
    Neugierig sah er sie an.
    Wartete geduldig.
    Er wusste, ein falsches Wort von ihm und sie würde sich wieder in das Schneckenhaus zurückziehen, in dem sie sich seit einem Monat versteckte.
    Also wartete er.
    Und dann, endlich ...
    Â»Er hat eine andere«, waren die Worte ihrer Wahl.
    Das überraschte ihn nicht. Er nickte. Genau damit hatte er gerechnet.
    Â»Seit wann?«
    Â»Weiß ich nicht.«
    Das war’s. Hanny hüllte sich wieder in Schweigen. Als er den Mund zu einem Kommentar öffnete, schüttelte sie den Kopf, stand auf und fing an, die Küche aufzuräumen.
    Das Taxi, das ihn zum Bahnhof bringen sollte, stand bereits vor der Tür. Dennoch wartete er noch, bis Hanny das nächste Päckchen, die nächste Büchse der Pandora, wie er sie jetzt insgeheim nannte, geöffnet hatte.
    Ein weiteres Dutzend Schokoéclairs.
    Im Grunde hatten sie es beide gewusst. Da sie sicher sein konnte, am nächsten Tag wieder welche zu bekommen, und weil es sie so schmerzte, tatsächlich ausgesprochen zu haben, was passiert war, bestand sie darauf, dass Jai die Schachtel mitnahm.
    Jai hob die Hände und trat einen Schritt zurück.
    Â»Ich kann die nicht mitnehmen.«
    Â»Du musst.«
    Â»Du wirst es bitter bereuen, wenn sie erst mal weg sind.«
    Â»Morgen kommen wieder welche. Du weißt doch: Vier Dutzend. Bitte. Tu’s für mich. Nimm sie mit.«
    Also nahm er sie mit. Aber erst, nachdem sie

Weitere Kostenlose Bücher