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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Gough um zwei da sein. Ja, versprochen. Ja. Versprochen. Natürlich verspreche ich das. Ich würde euch doch niemals mit dem Blutsauger alleinlassen. Großes Indianerehrenwort. Du bist ein Schatz. Ja, klar, mache ich. Bis morgen, Nicolette.«
    Mit einer Mischung aus Bewunderung und Beängstigung sah Hanny ihn an, nachdem er aufgelegt hatte.
    Â»Jetzt kenne ich dich schon so lange und hatte keine Ahnung, dass du lügen kannst, ohne rot zu werden. Vesuv? Zement? Gelatine?«
    Jai grinste nur.
    Â»Verborgene Talente. Unschuldige Notlügen, du kennst mich doch, ich bin eine total ehrliche Haut, aber was muss, das muss. Du willst doch, dass ich noch einen Tag bleibe, oder?«
    Â»Ich will nicht, dass du noch einen Tag bleibst.« Hanny machte einen Schmollmund und versuchte zum ersten Mal, seit er da war, nicht, ihre Gefühle zu verbergen. »Ich will, dass du noch zehn Jahre bleibst.«
    Bestürzt sah er sie an.
    Â»Ich würde ja auch länger bleiben, aber du kennst ja Gordon Gough. Hält sich für Gott. Und ich muss ihn ständig daran erinnern, dass er nur Schriftsteller ist.«
    Â»Ich weiß ...« Sie zog die Nase kraus. »Tut mir leid. Ich freu mich total, dass du wenigstens noch einen Tag bleibst. Ehrlich.«
    Â»Und zu Weihnachten komme ich wieder. Wenn du das immer noch willst.«
    Â»Wenn ich das immer noch will?«, rief Hanny, warf sich ihm an den Hals und umarmte ihn so heftig, dass akute Rippenbruchgefahr bestand.
    Â»Wenn du zu Weihnachten nicht hier bist, gibt’s Kloppe.«
    Jai verbrachte Weihnachten immer mit Hanny. Ganz gleich, wo Hanny Weihnachten feierte, Jai war dabei. Freunde und Verwandte hatten inzwischen begriffen und akzeptiert, dass die beiden nur im Doppelpack zu haben waren.
    Natürlich hatte Jai auch andere Freunde, aber Hanny war mehr als nur eine gute Freundin, sie war seine Familie. Und Weihnachten war nun mal ein Familienfest.
    Â»Wann kommt Midge?«, wollte er wissen.
    Â»Am vierundzwanzigsten.«
    Â»Du hast es ihr noch nicht erzählt?«, riet er und konnte sich den vorwurfsvollen Ton nicht verkneifen.
    Hanny schüttelte den Kopf.
    Â»Ich will ihr nicht den Urlaub verderben.«
    Â»Ach, Hanny, sei doch nicht albern! Du tust ja gerade so, als würde sie nur einmal im Jahr wegfahren, dabei ist sie ständig auf Achse. Könnte sich glatt Phileas Fogg nennen. Du musst es ihr sagen. Sie würde es dir übel nehmen, wenn du es ihr weiter verschweigst. Sie will doch für dich da sein.«
    Â»Eben. Und ich will sie nicht hierhaben. Was mich angeht, so muss sie nicht für mich ›da‹ sein, ich komme prima allein zurecht. Abgesehen davon würde sie sowieso nur eines wollen: reden .« Hanny sprach das letzte Wort aus, als sei es tabu.
    Â»Und das willst du immer noch nicht?«
    Â»Was soll das bringen, Jai? Wenn man über die Dinge redet, walzt man sie doch nur unnötig aus. Und wozu soll man etwas auswalzen, das passiert ist, Jai? Passiert ist passiert, und ich muss zusehen, damit fertigzuwerden. Mein Gott, ja, die Beziehung ist vorbei, aber mein Leben geht doch weiter!«
    Â»Bist du dir sicher?«
    Â»Dass mein Leben weitergeht?«
    Â»Dass die Beziehung vorbei ist.«
    Hannys Augenbrauen wanderten bis unter den Haaransatz.
    Â»Selbstverständlich.«
    Doch Jai war nicht überzeugt.
    Â»Bastian scheint da anderer Ansicht zu sein. Ich wette mit dir, dass auch heute wieder ein Geschenk vor der Haustür steht.«
    Er hatte recht. Hanny hatte bereits heimlich nachgesehen, während Jai im Büro anrief. Sie wollte sichergehen, dass es sich nicht bewegte, nicht bellte, miaute oder gar muhte. Und ließ es dann, wo es war.
    Â»Kann schon sein, aber was heißt das schon?«
    Wie aus der Pistole geschossen kam seine Antwort:
    Â»Dass er sich mit dir versöhnen will?«
    Â»Du meinst, dass er ein schlechtes Gewissen hat?«, gab sie trotzig zurück.
    Â»Das ist nicht dasselbe, Hanny, das weißt du ganz genau.«
    Sie schwieg.
    Â»Also, was ist? Holst du es rein?«, fragte er nach einer kurzen Schonzeit.
    Ihre kalten Finger umklammerten den warmen Kaffeebecher.
    Sie zuckte die Achseln.
    Â»Wozu? Egal, was es ist, es wird nichts ändern. Ja, wir haben wunderbare Zeiten zusammen gehabt. Aber daran hätte er vielleicht besser denken sollen, bevor er ... als er ... bevor er ...« Um ein Haar hätte sie ausgesprochen, was passiert war. Im

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