Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
leise zu sein, indem sie sie zu sich hinter den Aufsteller mit den Herrenunterhosen zogen.
    Â» Sie! «, zischten Hanny und Edith im Chor.
    Â»Emma«, fügte Edith hinzu. Jetzt, wo sie ihren Namen wusste, würde sie ihn verdammt noch mal auch benutzen.
    Â»Was ihr nicht sagt.« In Annies Stimme schwang etwas mit, das Hanny aufhorchen ließ.
    Â»Nein, Oma ...«, flüsterte sie energisch.
    Doch Annie krempelte sich bereits die Ärmel hoch.
    Â»Ich hätte der jungen Dame da mal das eine oder andere zu sagen!«
    Â»Nein, Oma!«, wiederholte Hanny, wobei ihre Stimme vor Panik eine Oktave höher rutschte. »Auf gar keinen Fall!«
    Jetzt, da sie Emma live und in Farbe sehen konnte und sie selbst sich nicht in einem Baucontainer versteckte, fielen Hanny doch ein paar Dinge ein, die sie ihrer Kontrahentin gerne sagen – oder antun – würde. Aber mitten im Kaufhaus? Wohl eher weniger angebracht.
    Ihr auf diese Weise nachzustellen war natürlich auch nicht gerade etwas, das geistig gesunde und vernünftige Menschen taten. Edith und Annie konnte das egal sein, sie zählten ohnehin nicht zu dieser Spezies, aber Hanny wollte sich gerne einen Rest des Prädikats »vernünftig« bewahren.
    Â»Also gut, ihr zwei. Was machen wir jetzt?« Eigentlich fragte Hanny das mehr sich selbst als ihre Begleiterinnen. »Das hier ist ja wohl komplett lächerlich. Los, wir gehen. Ich brauche jetzt dringend eine Pastete. Oder zwei. Ach, was soll’s, ich nehm drei.« Sie packte Edith und Annie am jeweiligen Arm und versuchte sie wegzuziehen.
    Das Problem war nur, dass Annie in der Zwischenzeit sämtlichen Kurztorsen auf dem Regal, hinter dem sie sich versteckten, die Unterhosen heruntergezogen hatte.
    Und so wurden sie schließlich von Emma entdeckt. Fünf Herren-Kurztorsen mit heruntergelassenen Hosen direkt auf Augenhöhe waren nämlich einigermaßen aufsehenerregend. Da blieben so einige Kunden stehen und kicherten. Als auch Emma sich umdrehte, waren die nackten Plastikkörper nicht das Einzige, was sie sah.
    Die drei Frauen erstarrten vor Schreck. Sie hätten glatt als überrealistische Schaufensterfiguren durchgehen können. Genauso hohl und doof.
    Emmas Blick wanderte direkt zu Hanny und verweilte dort.
    Sie sahen einander an.
    Emma sagte nichts.
    Hanny sagte nichts.
    Doch ihre Blicke sprachen Bände.
    Â»Na, zufrieden, du notgeile Nymphomanin?« Die Attacke kam unvermittelt, und sie kam von Annie. Sie zischte ihr die Worte so giftig zu, dass ihr fast die Dritten herausfielen.
    Wer daraufhin entsetzter guckte, war schwer auszumachen:
    Emma oder Hanny.
    Â»Oma!«, hob Hanny an, doch Emma war schneller. Wie der geölte Blitz drehte sie sich um und verpasste Annie mit ihrer perfekt manikürten Hand eine so heftige Ohrfeige, dass es wie ein Peitschenknall klang. Auf der weißen Wange zeichneten sich sofort rote Streifen ab.
    Selbstverständlich hatte Annie eine Antwort verdient, aber ganz bestimmt nicht diese. Und obwohl die betagte Dame über einen sehr starken Willen verfügte, funktionierte ihr Körper nun doch nach den Gesetzen des Alters: Annie begann, auf ihren meterhohen Jimmy-Choo-Stiefeln zu schwanken, und fiel schließlich in die Unterwäscheschütte mit den Sonderangeboten.
    Hannys erste Sorge galt ihrer Großmutter, doch nachdem sie ihr aus ihrem Nest aus Sonderpostenslips geholfen hatte, drehte sie sich ziemlich unwirsch um, bereit, Emma endlich mal ein paar Takte ins Gesicht zu schreien. Doch Edith war bereits zur Tat geschritten und hatte ihre großen Hände um Emmas Gurgel gelegt. Hanny konnte nur noch entsetzt dabei zusehen, wie die beiden rangen und bei ihrem gemeinsamen Sturz zwei der hosenlosen Herrentorsen und einen Ständer mit um siebzig Prozent reduzierten BHs mitnahmen.
    Man hätte meinen sollen, dass der Nahkampf dort, in dem Durcheinander aus falschen und echten Körperteilen, endete.
    Doch weit gefehlt.
    Schließlich hatte Edith die Statur einer Olympiaringerin. Und Emma war zwar zierlich – aber drahtiger und stärker, als man erwartete. Zu allem Überfluss eilte ihr auch noch ungeahnte Verstärkung zu Hilfe: Während sie noch am Boden rauften wie Rollmöpse, tauchte plötzlich Oliver auf, in der einen Hand einen Peephole-BH, in der anderen einen Slip ouvert.
    Sein entsetztes Gesicht war ein Anblick für die Götter. So hatte Hanny ihn noch nie

Weitere Kostenlose Bücher