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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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gesehen. Doch es überraschte sie nicht, dass er dann auch nicht lange fackelte. Binnen Sekunden lag der Peephole-BH von hinten um Ediths Kehle und Oliver würgte sie, wie sie Emma würgte.
    In diesem Moment hätte Hanny sich beinahe auch noch auf den Haufen geworfen, aber da stürzte Annie sich schon wieder ins Getümmel, indem sie einen ausgekugelten Puppenarm zur Hand nahm und damit Oliver eins überzog. Hanny wusste nicht, ob sie heulen oder lachen sollte.
    Â»Jetzt hört schon auf, verdammt noch mal!«, schrie sie.
    Die hosenlosen Herrentorsen waren bereits eine veritable Attraktion gewesen, aber dieser Tumult hatte inzwischen zahlreiche Schaulustige angelockt. Entsetzte Verkäuferinnen schrien, und entzückte Kunden feuerten die Ringenden an. Hannys Schrei verhallte ungehört.
    Verzweifelt sah sie sich um. Sie wusste nicht, was sie suchte, aber dann blieb ihr Blick an etwas hängen. Ohne zu zögern, schnappte sie sich den Feuerlöscher, zog den Stift und zielte.
    Eine Viertelstunde später saßen sie nicht nur beschäumt, sondern auch beschämt in einer Reihe vor der Tür des Geschäftsführers wie ungezogene Schulkinder, die auf den Rohrstock warten.
    Keiner sah den anderen an.
    Hanny betrachtete eingehend ihre Füße, bis sich zwei Uniformstiefel in ihr Blickfeld schoben und vor ihr zum Stehen kamen. Eine ihr vertraute Stimme seufzte:
    Â»Ach, Hanny. Normalerweise hätte ich ja gar nichts dagegen, dass wir uns so häufig sehen ...«
    Hanny war es verdammt peinlich, Eddie in die Augen zu schauen, doch er sah sie nur an, schüttelte amüsiert den Kopf und bog sich dann förmlich vor Lachen.
    Â»Sag mal, machst du immer so viel Ärger?«, fragte er mit einem breiten Grinsen, und seine braunen Augen blitzten verschmitzt.
    Â»Nein«, antwortete Hanny verschämt lächelnd und zeigte dann auf Annie. »Dafür ist normalerweise sie zuständig.«
    Beim Nachhausekommen waren Edith und Annie ziemlich ausgelassener Stimmung, faselten irgendwas von Triumph und von Pizza und Poker.
    Eddie kam wenig später auch noch vorbei. Sie hatten solches Glück gehabt: Weil die örtliche Polizeiwache chronisch unterbesetzt war, arbeitete Eddie schon mal Doppelschichten, und so war er es gewesen, der zu dem Einsatz bei Bonhams ausrückte. Bis auf Annie kannte er alle Beteiligten, und dank seiner nobelpreisverdächtigen diplomatischen Art gelang es ihm, diese so ausweglos scheinende Situation, in der jeder dem anderen die Schuld gab und der Geschäftsführer mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung drohte, zu deeskalieren.
    Hanny war ziemlich beeindruckt davon, wie er mit Emma umgegangen war. Anfangs, als er erkannte, mit wem er es zu tun hatte, war er nämlich erst ein wenig ins Schlingern geraten, doch er hatte sich professionell verhalten. Er konnte die Geschäftsleitung davon überzeugen, die Dinge auf sich beruhen zu lassen, wenn für sämtliche Schäden aufgekommen würde. Und er überzeugte die im eigentlichen Gerangel involvierten Parteien davon, dass jede Weiterverfolgung ihnen allen nur schaden konnte. Die tätlichen Angriffe auf Emma seitens Annie und auf Edith seitens Oliver hoben sich gewissermaßen gegenseitig auf. Ediths Hals zierten rote Striemen, und auf ihrem Adamsapfel hatte das winzige Herz zwischen den Körbchen des BHs, mit dem sie stranguliert worden war, einen deutlichen Abdruck hinterlassen. (Edith war zwar kein Mann, aber einen Adamsapfel hatte sie trotzdem.) Annie bot großzügig an, jedem, der sie sehen wollte, die blauen Flecken an ihrem Hintern zu zeigen, die sie sich beim Sturz in die Schlüpfer-Sonderposten-Schütte zugezogen hatte. Sie lehnten alle dankend ab. Sie waren sich sogar einig, dass sie alle irgendwie Schuld hatten.
    Für Hanny war die Sache damit beendet, das »Schreckgespenst Emma« hatte sich in Luft aufgelöst, denn die Konfrontation hatte ergeben, dass Emma ein Mensch wie jeder andere war. Wie sie da mit finsterer Miene und über und über mit Feuerlöschschaum bedeckt auf einem Plastikstuhl saß, hatte sie gar nicht mehr so bedrohlich gewirkt.
    Und mit dem völlig verschmierten Make-up im sauertöpfischen Gesicht auch nicht mehr so wahnsinnig attraktiv.
    Wie auch immer, Eddie ergänzte die kleine Festgesellschaft ganz hervorragend. Er stieg beim Poker mit ein, ließ sich die Pizza schmecken und brachte alle mit schrägen

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