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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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dass sie bereits mehrere Stunden mit Annie verbracht hatte. »Das war ein Witz, Hanny! Nur ein Witz. Guck doch mal, da drüben steht sie, am Parfümerietresen. Und belästigt andere Kunden mit dem Tester von Eau de Klo ...«
    Hanny seufzte.
    Schlimmer als ein ungezogenes Kleinkind in Disneyland.
    Annie machte es diebischen Spaß, das schrecklichste Parfum zu finden und damit alle möglichen Leute einzusprühen.
    Hanny machte sich auf den Weg, Annies olfaktorische Waffe zu konfiszieren, blieb aber abrupt stehen, als sie zwischen den Dessousständern ein ihr bekanntes Gesicht entdeckte. So abrupt, dass die ihr folgende Edith mit ihr zusammenstieß.
    Â»Herrje!«, rief Edith, die ein klein wenig ins Taumeln geriet. Noch bevor sie wieder stabil stand, hatte Hanny sie beim Handgelenk gepackt und hinter eine Säule gezerrt.
    Â»Da ist sie !«, zischte Hanny, die Augen weit aufgerissen, der Ausdruck in ihnen etwas unklar. »Nicht hingucken!«, zischte sie abermals, als Edith automatisch um die Ecke gucken wollte.
    Sie ließ sich weder von Hannys Kommando noch von ihrer eisernen Hand abhalten und reckte den Kopf um die Säule.
    Â»Ach. Das ist also sie . Jetzt weiß ich endlich mal, wie die aussieht.«
    Â»Du hast sie doch schon mal gesehen! Obwohl – da warst du ziemlich betrunken, wahrscheinlich hast du das vergessen.«
    Â»Ja, ich war betrunken, aber deshalb hab ich’s nicht vergessen, ich hab sie nur nicht so richtig sehen können. Aber jetzt kann ich sie sehen.« Edith holte eine Brille aus ihrer Handtasche, putzte sie mit ihrem Rock, setzte sie auf und spähte noch einmal um die Säule. »Attraktiv, würde ich sagen«, brummte sie, »aber nichts Besonderes. So wie du sie immer beschrieben hast, hatte ich Helena von Troja erwartet. Dabei sieht sie auch nicht besser aus als Harriet von nebenan.«
    Dankbar sah Hanny sie an.
    Sie sah besser aus denn je. Sofort fühlte Hanny sich dick und kam sich irgendwie dümmlich vor. Edith war nur nett zu ihr. Das kam verdammt selten vor, darum wusste Hanny das zu schätzen.
    Â»Achtung, sie geht weiter!« Jetzt war es Edith, die Hanny beim Handgelenk packte und sie auf Zehenspitzen in den Gang zog, der parallel zu dem verlief, auf dem Emma sich bewegte.
    Â»Was hast du vor?«, flüsterte Hanny, als Edith Hanny hinter ein Regal mit Hüten zerrte.
    Â»Wir folgen ihr«, flüsterte Edith zurück.
    Und genau das taten sie.
    Blieb Emma stehen, blieben sie stehen. Ging sie weiter, gingen sie weiter. Warum sie das taten, wussten sie selbst nicht recht. Hanny hatte jedenfalls bestimmt nicht vor, mit ihr zu reden. Und was sollte sie sagen, wenn Emma Hanny und Edith entdeckte? Das hatte Hanny sich schon so oft gefragt. Unzählige Male hatte sie sich vorgestellt, wie es wäre, wenn sie ihr zufällig begegnen würde. Und jedes Mal war sie zum selben Ergebnis gekommen: Sie hätte ihr nichts zu sagen. Es gab nur wenige Fragen, die sie ihr stellen könnte, und im Grunde kannte sie die Antworten darauf auch selbst.
    Warum? war die vorherrschende Frage. Die Antwort lag auf der Hand: weil Bastian ein durch und durch toller Typ war.
    Warum nicht? Das war schon schwieriger zu beantworten.
    Â»Hat sie eigentlich auch einen Namen?«, fragte Edith, als sie wieder einmal anhielten.
    Ihr Name war so unverfänglich und sanft. Am liebsten hätte Hanny etwas in Richtung »Ilsebill« geantwortet.
    Â»Emma.« Zum ersten Mal sprach sie den Namen aus und stellte überrascht fest, dass er ihr nicht im Hals stecken blieb wie Gewölle im Hals einer Katze.
    Sie folgten Emma in einem großen Bogen zurück zur Unterwäsche und sahen ihr dabei zu, wie sie ein paar Strings aussuchte, die so knapp waren, dass sie genauso gut in der Haushaltsabteilung eine Rolle Bindfaden hätte kaufen können.
    Â»Für wen sie die wohl kauft?«, murmelte Edith.
    Â»Für Oliver?«, murmelte Hanny etwas unsicher.
    Â»Das ist doch schon eine Woche her«, entgegnete Edith bissig.
    Â»Was glaubst du, wie die beiden zusammengekommen sind?«
    Â»Wahrscheinlich hat er bei ihr genau wie bei dir vor der Tür gestanden, um zu sehen, wie es ihr geht. Hat einen auf Oliver, der Diplomat, gemacht ...«
    Â»Na, wen stalken wir denn heute?«, erklang Annies Stimme laut und vernehmlich hinter ihnen.
    Hanny und Edith erschraken sich fast zu Tode, und gleichzeitig bedeuteten sie Annie,

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