Kannst du mir verzeihen

ein Ochsenfrosch.
    Edith lehnte extrem lässig an der Wand.
    Â»Ich weiß gar nicht, was die Panik soll. Sie hat mich nicht gesehen und hat keine Ahnung, wo sie ist.«
    Â»Sag mal, höre ich da etwa so was wie Stolz?«, fragte Hanny aufgeregt.
    Edith war so dreist, leicht beleidigt zu gucken.
    Â»Ich dachte, du würdest dich freuen.«
    Â»Du dachtest, ich würde mich darüber freuen, dass du uns alle in eine handfeste Straftat verwickelst? Sag mal, Edith, was ist denn bitte los mit dir? Bist du komplett übergeschnappt? Sollen wir die Polizei und die Klapsmühle anrufen?«
    Â»Nur, weil ich für Gerechtigkeit sorge, bin ich noch lange nicht geisteskrank!«, echauffierte Edith sich. »Im Gegenteil, ich finde, das ist ein Zeichen dafür, dass ich eine ganze Ecke klarer im Kopf bin als der Rest der Bevölkerung. Im sechzehnten Jahrhundert war das, was ich getan habe, gang und gäbe ...«
    Â»Wir leben aber im einundzwanzigsten Jahrhundert, Edith! Herrgott noch mal! Und heutzutage gibt es Gesetze, die es verbieten, einfach irgendwelche Leute zu entführen, nur weil man sich über sie geärgert hat! Du musst sie zurückbringen.«
    Edith machte einen Schmollmund.
    Brummte irgendwas von Undank und Welt und Lohn.
    Â»Wie bitte? Du erwartest von mir Dankbarkeit für diese Aktion?«, quietschte Hanny. »Du hast das für mich getan?«
    Â»Na ja, wenn ich es für mich getan hätte, läge sie bei auflaufendem Wasser gefesselt in einer Höhle am Strand von Lantic Bay, und zwar so weit weg von allem, dass keiner sie schreien hört«, entgegnete Edith patzig. »Ich dachte, du wolltest mit ihr reden. Bitte, so hast du ihre ungeteilte Aufmerksamkeit ...«
    Â»Mit ihr reden? Mit ihr reden! Ich will nicht mit ihr reden! Jetzt erst recht nicht mehr!«
    Â»Wir könnten Bastian anrufen, dann könnte der mit ihr reden«, schlug Annie vor.
    Â»Gar keine schlechte Idee«, meinte Edith.
    Â»Das könnt ihr vergessen! Kommt überhaupt nicht infrage! Ich werde ihn nicht anrufen und hierherbitten, damit er mit ihr redet. No way!«
    Die anderen wechselten vielsagende Blicke. Selbst Edith staunte über die Heftigkeit von Hannys Äußerung.
    Â»Aber ...«, hob Annie an, doch Hanny brachte sie mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen.
    Â»Kein Aber. Kein Bastian.« Hanny sagte das mit einer Bestimmtheit, die keinerlei Widerrede zuließ. »Es gibt nur eine Lösung: Sie muss zurück. Edith hat sie hierhergebracht, also bringt Edith sie auch wieder weg.«
    Â»Und du willst sie vorher nicht einmal kurz befragen? Rausfinden, was nun wirklich zwischen ihr und Bastian war?«
    Â»Bring sie nach Hause, Edith.«
    Â»Ein paar Ohrfeigen vielleicht?«
    Â»Bring sie nach Hause, Edith!«, schrie Hanny und schlug sich dann selbst die Hand vor den Mund. Alle anderen sahen besorgt zur Garage.
    Edith hatte es endlich begriffen.
    Â»Okay, okay, ich bringe sie nach Hause«, schnaubte sie.
    Doch Jai schüttelte den Kopf.
    Â»Und dann? Wenn sie wieder frei ist, wird sie sofort die Polizei verständigen. Hilfe, ich bin gerade von einer Psychopathin entführt worden! Die Kriminaltechnik heute ist der Wahnsinn, ganz gleich, wie vorsichtig Edith gewesen ist, irgendwie werden sie ganz bestimmt draufkommen, dass ...«
    Â»Und du bist bei der Polizei bereits aktenkundig.« Hanny wurde noch blasser als ohnehin schon und nickte. »Von damals, als du dich auf Major Haslams Privatgrundstück herumgetrieben hast ...«
    Â»Ich habe das Recht der Bewegungsfreiheit in Anspruch genommen!«, verteidigte Edith sich mit ihrem üblichen Spruch.
    Â»... und als er sich darüber beschwerte, bist du mit deinem Liebesmobil über seine Staudenbeete gefahren. Was hat das mit dem Recht auf Bewegungsfreiheit zu tun? Einmal quer über seine winterharten Mehrjährigen? Ich glaube, da ging es doch mehr um mutwillige Zerstörung. Man nennt es auch Vandalismus! Nein«, jetzt wandte sie sich an Jai. »Du hast recht, es wäre zu riskant, wenn Edith sie einfach nur zurückbringen würde. Aber haben wir denn eine andere Wahl? Wenn Edith so unglaublich blöd war, eine solch idiotische Aktion zu machen« – Hanny warf ihrer unzurechnungsfähigen Freundin weitere böse Blicke zu –, »dann, finde ich, muss sie das Risiko eben eingehen ...« Hanny runzelte die Stirn und