Kannst du mir verzeihen
richtige Weihnachtsdeko sorgen.«
»Für Weihnachtsdeko können wir natürlich sorgen, aber Weihnachtsstimmung lässt sich nicht so einfach herbeizaubern ...«
Jai nahm ihre freie Hand und drückte sie.
»Wir werden unser Bestes tun, SüÃe. Mehr geht leider nicht.«
In Weihnachtsstimmung kommen war gewissermaÃen Annies Spezialität. Normalerweise half ihr dabei mehr oder weniger Hochprozentiges, aber Hannys Standpauke neulich hatte offenbar gefruchtet, denn als Hanny und Jai in die Küche kamen, brachte Annie Magnus gerade bei, wie man einen perfekten alkoholfreien Tom Collins mixte â oder »Joan Collins«, wie sie den Drink so gerne nannte.
»Schmeckt ohne Gin natürlich nicht wie das Original, aber ich habe wahrscheinlich noch genug Gin im Blut, um den Mangel auszugleichen ...«
Magnus beobachtete sie fasziniert.
»Ich glaube, Oma hat dir deinen Mann ausgespannt«, witzelte Hanny.
Jai lächelte hingebungsvoll.
»Meinen Mann«, wiederholte er glücklich. »Wir sind zwei verlorene Seelen, Hanny. Er ist ich, nur aus einem anderen Land. Der deutsche Jai. Wir haben keine Familie, die sich um uns kümmert, wir müssen uns unsere Familie selber schaffen. Und darum müssen wir hier und da liebe Menschen âºklauenâ¹.«
Hanny nickte und hakte sich bei ihm unter.
»Uns braucht ihr aber gar nicht zu klauen, wir sind nämlich schon voll und ganz auf eurer Seite. Was bedeutet, dass Magnus auch schon dazugehört, obwohl ich erst gestern von ihm erfahren habe. Wie habt ihr euch überhaupt kennengelernt? Beziehungsweise: Wann habt ihr euch kennengelernt, und warum hast du mir nicht schon früher von ihm erzählt?«
Bei der letzten Frage verdüsterte sich Jais Miene ein klein wenig, sodass Hanny sofort wusste, warum. Er war nicht der Typ, der mit seinem Glück prahlte, wenn es seiner besten Freundin hundsmiserabel ging.
»Das ist doch albern, Jai. Du weiÃt genau, dass ich mich für dich freue. Das ist die beste Nachricht seit Wochen!«
»Danke, Hanny. Und? Bist du einverstanden? Magst du ihn?«
»Nein, ich mag ihn nicht. Ich liebe ihn!« Sie strahlte ihn an, und Jai fing fast an zu weinen.
»Das freut mich, wirklich. Das freut mich so sehr ... Denn, wenn ich ganz ehrlich bin, dann ... liebe ich ihn auch!«
Nachdem sie das Haus in eine wahre Weihnachtshöhle verwandelt hatten, aÃen sie den Schweinebraten aus Bastians Feinkostkorb zu Mittag.
Hanny beobachtete Jai und Magnus. Wie sie sich anfassten, wie sie lachten, wie sie einander fütterten, die Sätze des jeweils anderen beendeten. Man hätte meinen können, dass sie sich schon ewig kannten, dass sie schon ewig ein Paar waren. Sie passten einfach zusammen.
Sie kannte das alles.
Ihr war, als würde sie ein Video sehen. Von sich und Bastian. An diesem Küchentisch. Genauso waren auch sie miteinander umgegangen. Jahrelang. Sie hatten sich dieses unbeschwerte Glück, das den Anfang einer jeden neuen Beziehung begleitete und so oft im Alltag und zwischen den Erwartungen an den jeweils anderen auf der Strecke blieb, bewahrt. Ãber Jahre. Bis sie es weggeworfen hatten.
Jai hat gefunden, was ich verloren habe, ging es ihr durch den Kopf. Sie empfand dabei einerseits Verzweiflung und andererseits eine groÃe, ehrliche Freude für ihren Freund.
»Ist doch mal wieder der lebende Beweis«, murmelte Annie ihr ins Ohr und riss sie damit aus ihren Gedanken.
»Wofür?«
»Na, sieh dir unseren kleinen Joe doch mal an. Wir hätten doch nicht gedacht, dass er mal jemanden findet. Und jetzt sieh dir die beiden an. Der lebende Beweis dafür, dass es nie zu spät ist. Dass Liebe Wunder wirkt.«
Nach dem Essen half Jai Hanny, die Küche aufzuräumen. Sie spülte, er trocknete ab und sah sie aus solchen Hundeaugen an, dass ihr schnell klar war, dass er sie um etwas bitten wollte.
»Was gibtâs, Jai?«
»Du kennst mich einfach zu gut.«
Dieser Umstand freute sie beide, und darum lächelten sie.
Jai trocknete den letzten Teller ab, hängte das Geschirrtuch auf, berührte sie am Arm, biss sich kurz auf die Lippe und sah sie aus glänzenden Augen an.
»Ich würde so gerne mit Magnus eine Spritztour auf der Vespa machen.«
Sie legte ihre Hand auf seine und sah ihn bedauernd
an.
»Tut mir leid, Jai, aber ich habe Eddie versprochen, nicht mehr damit zu fahren, bis sie
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