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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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verkehrssicher und zugelassen ist.«
    Â»Ach ...« Jai machte ein langes Gesicht.
    Â»Aber das bezog sich ja nur auf den Straßenverkehr. Von mir aus könnt ihr gerne ein paar Runden im Garten drehen, solange ihr niemanden überfahrt, denkt an Nancy.«
    Jai freute sich wie ein Kind, dem der Vater erlaubt, mit seinem Ferrari zu spielen. Ein breites Grinsen erfüllte sein Gesicht, und im nächsten Augenblick packte er Magnus beim Arm und sorgte dafür, dass er schnellstens Mantel und Schuhe anzog.
    Doch noch bevor Hanny die Kaffeemaschine eingeschaltet hatte, waren sie schon wieder zurück und standen mit betretenen Gesichtern in der offenen Tür.
    Â»Ã„h ... Komm doch mal bitte nach draußen ...«
    Hanny runzelte die Stirn.
    Â»Wieso? Was ist los?«
    Statt zu antworten, reichten sie ihr ihren Mantel und ihre Stiefel.
    Â»Was ist los, Jai?«, fragte sie besorgt, als sie sie Richtung Garage schoben.
    Â»Also ... das will ich dir lieber zeigen als erzählen ... Da drinnen wartet was auf dich ... Aber bevor du da reingehst, Süße: Wenn du irgend kannst, dann ist es sicher das Beste, ganz cool zu bleiben und kein Wort zu sagen, zu niemandem. Okay? Kriegst du das hin? Kannst du, egal, was du gleich denkst oder fühlst, es komplett für dich behalten?«
    Magnus nickte und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die geschlossenen Lippen, als würde er einen Reißverschluss zuziehen.
    Â»Jetzt wird es mir aber wirklich langsam unheimlich«, flüsterte sie und wartete vergeblich auf die üblichen beschwichtigenden Worte nach einer solchen Bemerkung. Doch sie blickte nur in zwei schweigende, äußerst besorgte Gesichter.
    Dann öffneten die beiden das Garagentor.
    Es war, als würde hier gerade ein Gangsterfilm abgedreht: Direkt vor ihr stand ihr alter Drehstuhl, den sie früher einmal im Atelier benutzt hatte, und darauf saß eine sehr weibliche, sehr zierliche Frau mit sehr seidigem Haar. Sie war an den Füßen gefesselt und hatte um die Augen einen von Ediths hässlichen Strickschals gebunden. Eine hilflose Gefangene.
    Hinter ihr, grinsend und selbstzufrieden, stand Edith.
    Â»Was machen wir denn jetzt, Oma?«
    Wenn Hanny ihre Großmutter um Rat fragte, musste sie wirklich verzweifelt sein. Nach dem schaurigen Fund waren sie alle zurück in die Küche gestürzt und hatten Emma in der Garage zurückgelassen – da ihre Augen verbunden waren, hatte sie sie ja nicht gesehen. Und da saßen sie nun bei ausgeschaltetem Licht im Dunklen und gerieten alle in Panik.
    Alle außer Edith. Die guckte aus der Wäsche wie ein Großwildjäger, nachdem er besonders fette Beute gemacht hat.
    Â»Eddie anrufen?«, schlug Annie vor und sah plötzlich so alt aus, wie sie war.
    Â»Ach, Oma. Nichts lieber als das, aber das hier ist doch ein etwas anderes Kaliber als ein Gemälderaub. Wie viele Jahre kriegt man wohl für Entführung?«
    Â»Wir könnten sie doch auf dem Stuhl drehen und drehen und drehen, bis sie vollkommen die Orientierung verloren hat, sie dann nach Turo fahren und aussetzen«, schlug Jai vor und konnte sich ein hysterisches Kichern nicht verkneifen.
    Â»Lach nicht!«
    Â»Soll ich lieber weinen?«
    Â»Also, ich glaube, ich weine gleich!« Hanny legte die Stirn in tiefe Falten. »Oh, Gott. Jetzt muss ich ja wohl mit ihr reden, oder? Ihr verklickern, dass, nur weil Edith eine Schraube locker hat, wir nicht alle Psychopathen sind ...«
    Â»Das ist doch nicht dein Ernst!« Erstaunt sah Jai sie an. »Du willst sie um Verständnis bitten? Ausgerechnet?«
    Â»Vielleicht ist sie ja dankbar, freigelassen zu werden. Wer weiß, was sie sich gerade zusammenreimt, was mit ihr passieren soll? Je nachdem, was sie sich so ausmalt, wäre sie vielleicht verdammt erleichtert ...«
    Â»Ja, natürlich wird sie erleichtert sein, aber nur ungefähr zehn Sekunden – dann wird sie verdammt sauer werden und dich entweder erschlagen oder die Bullen rufen.«
    Â»Kann Edith sie nicht einfach nur zurückbringen?«, schaltete Annie sich ein. Aus ihren blassblauen Augen sprach Hoffnung. »Sie weiß nicht, wo sie ist, sie hat keinen von uns gesehen oder gehört ...«
    Â»Nur meinen erstickten Schrei, als ich sie gesehen habe«, schränkte Magnus ein. Zur Illustration hielt er sich die Hand vor den Mund und riss die Augen auf wie

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