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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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anderen die von ihr stammenden, skurrilen Geschenke auspackten. Es machte ihr einfach einen Riesenspaß, ihnen dabei zuzusehen.
    Â»Ist das dein tägliches Geschenk von ... ihm ?« Magnus tauchte hinter der Backofenklappe auf, ein Blech voller frisch gebackener Leckereien in der ofenbehandschuhten Hand.
    Hanny nickte.
    Das duftende Gebäck wurde so schnell links liegen gelassen, dass es beleidigt hätte sein sollen, und binnen weniger Sekunden standen alle in einer Reihe, um zu sehen, was es heute gab. Magnus, Jai, Annie und Edith. Sogar Nancy reihte sich ein und wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass man keine scharfen Konturen von ihm sehen konnte.
    Wie alle so hoffnungsvoll um sie versammelt waren, fühlte es sich für Hanny fast an, als wäre bereits Weihnachten.
    Sie gab sich einen Ruck und riss das Papier auf. Als sie erkannte, dass es eine kleine Schmuckschachtel war, erstarrte sie. Dann sah sie ihre Freunde an. Ihre Großmutter. Und dann wieder das, was sie in den Händen hielt.
    Jai zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
    Edith und Annie waren die Kinnladen heruntergeklappt.
    Wahrscheinlich wären sie alle den Rest des Tages so stehen geblieben, wenn Magnus nicht die Initiative ergriffen hätte.
    Er nahm die kleine schwarze Schmuckschachtel aus Hannys zitternden Händen, trat einen Schritt zurück, lächelte Hanny beruhigend an und klappte den Deckel dann so auf, dass sie zuerst sehen konnte, was darin war.
    Solche Szenen gibt es sonst nur im Film: Sie erwartet, in dem Schmuckkästchen einen Ring vorzufinden, aber dann liegt etwas ganz anderes darin – ein Schlüssel vielleicht, oder ein Armband oder Ohrringe.
    In diesem Fall war es umgekehrt: Hanny erwartete nicht, einen Ring in dem Kästchen zu finden – aber das war genau das, was drin war.
    Alle lehnten sich ein wenig nach vorn, um besser sehen zu können.
    Â»Hey, wow. Das nenne ich einen Diamanten.« Annie hätte fast eine Lupe herausgeholt, um die Karat zu bestimmen.
    Hanny war die Einzige, die den Ring nicht betrachtete.
    Die ersten Sekunden hatten ihr völlig gereicht.
    Der Ring war unübersehbar.
    Eine Sonnenbrille wäre nicht schlecht gewesen, so funkelte er.
    Was dieser Ring mit einem Diamanten im Baguetteschliff sollte, lag auf der Hand. Es handelte sich bei diesem Geschenk um einen äußerst seltsamen und sicherlich nicht gerade romantischen Heiratsantrag.
    Sie hätte gelogen, wenn sie behauptet hätte, dass sie es sich nicht schon hundertmal vorgestellt und überlegt hatte, wie, wo und wann er es wohl tun würde. Ihre Idee von seinem Antrag war immer ziemlich verklärt gewesen. Sie hatte sich einen Spaziergang im Wald oder an der Steilküste vorgestellt, wahrscheinlich im Ausland, weil er doch so gerne auf Reisen war. Vielleicht nachts an einem Strand, im Hintergrund das Murmeln der Wellen, das Mondlicht reflektiert vom dunklen Wasser. Bastian hielt ihre Hand, lächelte sie an. So intim. So vertraut. So wunderschön.
    Sie sah die anderen an. Leuchtende Augen, wohin sie schaute, sie sahen alle so glücklich aus. Hanny spürte die Anspannung in ihrem eigenen Gesicht und die fast schon permanenten Sorgenfalten auf der Stirn. Einen Augenblick lang war sie fast genauso wütend wie an jenem Abend im November, und in genau diesem Augenblick nahm sie Magnus die Schachtel aus der Hand, klappte sie zu und stellte sie energisch auf den Tisch.
    Die glücklichen Gesichter wurden lang. Wie ihres. Die Wut verflog, wich der Erkenntnis ihrer Torheit. Ohne Mantel und Stiefel, aber mit Nancy schoss Hanny nach draußen.
    Am liebsten wären sie ihr alle gefolgt, aber letztlich schickten sie Jai.
    Er fand sie in der Garage auf dem nun berüchtigten Drehstuhl. Nancy hatte sie sich unter den viel zu großen Pulli gesteckt.
    Â»Hanny?«
    Â»Musst du wirklich fragen?«
    Ihre Stimme klang nicht so giftig, wie ihre Haltung hätte vermuten lassen.
    Jai entgegnete nichts. Er kniete einfach vor ihr nieder, zog ihr die Stiefel an, die er mit herausgebracht hatte, legte ihr einen Mantel um die Schultern, schaltete die Heizlüfter ein, die sie am Vortag dort aufgestellt hatten, um Emma vor dem Kältetod zu bewahren, holte dann den Stuhl heran, auf dem Oliver gefesselt gewesen war, und setzte sich ihr gegenüber hin, ganz Ohr.
    Doch sie sagte nichts. Drehte sich nur immer weiter, bis ihr ganz blümerant wurde. Sie hielt an, zog den

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