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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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durch die Enge sind. Damit haben Sie Zeit, Ihren Traum zu beenden und sich wieder um Ihren Dienst zu kümmern, mein Herr!«
    Bolitho berührte seinen Hut und nickte seinen Unteroffizieren zu. Palliser war in Ordnung, so lange sie sich in der Messe befanden.
    Aber an Deck war er ein Tyrann.
    Merrett hatte sich über die Kanone gebeugt und erbrach sich in den Wassergang.
    »Verdammt noch mal, Mr. Merrett! Machen Sie das bloß schön sauber, bevor Sie abtreten. Und reißen Sie sich zusammen!« Bolitho wandte sich ab, aufgebracht und gleichzeitig über sich selber erstaunt.
    Pallisers Art war offenbar ansteckend.

Jäher Tod
    Die Woche nach dem Auslaufen der Destiny aus Plymouth wurde die arbeitsreichste und anstrengendste in Bolithos jungem Leben.
    Sobald sie frei von Land waren, ließ Dumaresq so viele Segel setzen, wie sein Schiff bei dem ständig zunehmenden Wind ohne Gefahr tragen konnte. Das Leben war nun begrenzt auf einen Alptraum aus beißendem, eiskaltem Sprühwasser, das sich in wilden Kaskaden immer dann über sie ergoß, wenn die Fregatte, aus einem Wellental auftauchend, den nächsten haushohen Wellenberg anschnitt. Es schien niemals zu enden. Seit Tagen steckten sie in nassen Kleidern, die zu trocknen keine Gelegenheit war, und aßen das, was der Smutje bei dem Wetter mit Mühe zustande und heil nach achtern brachte, wo sie es möglichst schnell hinunterschlangen.
    Einmal, als Rhodes Bolitho auf Wache ablöste, schrie er ihm über das Getöse wild schlagender Leinwand und tobender See ins Ohr: »Das ist typisch für unseren › Herrn und Meister‹: Er treibt das Schiff bis an die Grenze und prüft dabei jeden Mann auf Herz und Nieren.« Er duckte sich, als ein neuer Schauer eiskalten Sprühwassers über sie hinwegzog. »Die Offiziere prüft er dabei natürlich auch, das wollen wir nicht vergessen.«
    Die Stimmung an Bord war gereizt, und einoder zweimal flackerte Ungehorsam auf, der aber durch die kräftigen Fäuste eines Maates oder die Drohung mit offizieller Meldung und Auspeitschen unterdrückt wurde.
    Der Kommandant war viel an Deck und ging ruhelos zwischen Kompaß und Kartenraum hin und her, wobei er ihr Vorankommen mit Gulliver, dem Master, oder mit dem Ersten Offizier besprach.
    Nachts war es noch schlimmer. Bolitho kam es vor, als wäre es ihm noch kein einziges Mal gelungen, den Kopf während der Freiwache in sein muffiges Kopfkissen zu vergraben, bevor ihn nicht ein heiserer »Alle-Mann«-Ruf wieder aufstörte.
    »Alle Mann! Ein Reff ins Marssegel!«
    In solchen Augenblicken erkannte Bolitho den Unterschied: Auf einem Linienschiff hatte er sich mit den übrigen nach einem solchen Kommando in die Masten arbeiten und seine Schwindelanfälle niederkämpfen müssen, ohne die anderen etwas von seiner Angst merken zu lassen. Aber wenn er es dann geschafft hatte, war es vorbei. Jetzt, als Offizier, kam dagegen alles so, wie Dumaresq vorausgesagt hatte, Mitten im heftigsten Sturm, gegen den die Destiny in der Biskaya ankreuzte, kam der Befehl, ein weiteres Reff einzustecken. Es war eine Nacht ohne Mond und Sterne, sie sahen lediglich eine sich immer neu auftürmende, weißgekrönte Wasserwand. Sie brachte ihnen zu Bewußtsein, wie winzig ihr Schiff in Wirklichkeit war.
    Die Männer taumelten auf ihre Stationen, benommen von der nicht enden wollenden, harten Arbeit und halb blind vom Salzwasser, das sie unaufhörlich übergoß. Zögernd arbeiteten sie sich die vibrierenden Webeleinen hinauf und legten auf den Marsrahen aus. Die Destin y lag so stark nach Lee über, daß es schien, als tauche sie mit der Nock ihrer Großrah in die brechenden Wellenkämme ein.
    Forster, befehlshabender Deckoffizier am Großmast und Bolithos rechte Hand, hatte ihm zugerufen: »Dieser Mann hier will nicht nach oben, ums Verrecken nicht!«
    Bolitho, der sich an einem Stag festhielt, um nicht weggerissen zu werden, schrie zurück: »Dann gehen Sie, um Himmel willen, selber, Forster! Wenn Sie nicht oben sind, passiert Gott weiß was!« Dabei schaute er zu den übrigen Leuten hinauf, während der Sturm unaufhörlich jaulte und schrie wie ein Lebewesen, das sich an ihrer Qual weidete.
    Jury war mit oben gewesen und beim Hinabklettern von der Macht des Windes an die Wanten gepreßt worden. Am Fockmast hatten sie die gleichen Probleme mit Menschen und Tauwerk, Segeln und Rahen, während das Schiff sein Möglichstes tat, sie alle in die tobende See zu schleudern.
    Da erinnerte sich Bolitho, was Forster ihm zugerufen hatte. Der

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