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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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aufrechterhalten konnten.
    Bolitho fragte: »Werden die Egmonts Erlaubnis bekommen, an Land zu gehen, Sir?« Er hob das Kinn, selber überrascht von seiner Kühnheit. »Ich wüßte es gern, Sir.«
    Dumaresq betrachtete ihn einige Sekunden ernst. »Es ist Ihnen wichtig, wie ich sehe.« Er klarierte sein Degengehänge, damit es ihm nicht beim Aussteigen zwischen die Beine geriet. Dann sagte er unverblümt: »Sie ist eine sehr begehrenswerte Frau. Das will ich nicht bestreiten.« Er stand auf und glättete seinen Hut mit besonderer Sorgfalt. »Sie brauchen mich nicht so anzustarren. Ich bin weder blind noch unempfänglich gegenüber weiblichen Vorzügen. Höchstens bin ich eifersüchtig.« Er klopfte ihm auf die Schulter. »Nun wollen wir uns mit dem Stellvertretenden Gouverneur, Sir Jason Fitzpatrick, in seinem Herrschaftssitz befassen. Danach werden wir über Ihr Problem nachdenken.«
    Den Hut in der einen, den Degen in der anderen Hand, stieg Bolitho hinter dem Kommandanten aus dem Boot. Dumaresqs beiläufige Billigung seiner Gefühle für die Frau eines anderen hatte ihm völlig den Wind aus den Segeln genommen. Kein Wunder, daß der Schiffsarzt wenig Wert darauf legte, diesen Vorgesetzten mit einem ruhigeren und leichter durchschaubaren zu vertauschen.
    Ein jugendlich wirkender Hauptmann der Garnison grüßte durch Handanlegen an den Hut und rief dann: »Mein Gott, Sir, ist das eine böse Wunde!«
    Dumaresq weidete sich an Bolithos Unbehagen und hätte ihm beinahe zugezwinkert. »Der Preis für Pflichterfüllung.« Er stieß einen würdevollen Seufzer aus. »Sie äußert sich auf verschiedene Weise.«

An sicherem Ort
    Sir Jason Fitzpatrick, der Stellvertretende Gouverneur von St. Christopher, sah aus wie ein Mann, der das Leben bis zum Übermaß genoß. Er war etwa vierzig, ungewöhnlich dick, und sein Gesicht, das der Sonne über viele Jahre Trotz geboten hatte, leuchtete ziegelrot.
    Als Bolitho seinem Kommandanten durch eine wunderschön gekachelte Eingangshalle in einen Raum mit niedrigerer Decke folgte, sah er viele Zeugen von Fitzpatricks Lieblingsbeschäftigung: überall standen Tabletts mit Flaschen und schön geschliffenen Gläsern, damit der Stellvertretende Gouverneur seinen Durst stets ohne Verzug stillen konnte.
    Fitzpatrick sagte: »Nehmen Sie Platz, meine Herren. Wir wollen erst einmal meinen Rotwein kosten. Er müßte jetzt richtig sein, obwohl man in diesem schrecklichen Klima nie weiß…«
    Er hatte eine kehlige Stimme und unglaublich kleine Augen, die zwischen Falten fast verschwanden.
    Bolitho fielen diese winzigen Augen mehr auf als alles andere. Sie bewegten sich so flink, als wären sie unabhängig von dem schweren Fleisch, das sie umgab. Dumaresq hatte ihm unterwegs erzählt, daß Fitzpatrick ein reicher Plantagenbesitzer war, der auch auf der Nac hbarinsel Nevis Güter besaß.
    »Bitte, Master!«
    Bolitho wandte sich um und spürte, daß sich sein Magen zusammenzog: Ein großer Neger in roter Jacke und weißer, weiter Hose hielt ihm ein Tablett hin. Bolitho sah weder das Tablett noch die Gläser, sondern in seiner Phantasie nur das andere schwarze Gesicht, hörte wieder den schrecklichen Triumphschrei, als das Entermesser zuschlug. Endlich nahm er ein Glas und nickte dem Diener zu, während sein Puls sich wieder beruhigte.
    Dumersq sagte: »Kraft der mir übertragenen Vollmacht habe ich die Untersuchung ohne Verzug zu führen, Sir Jason. Ich habe die erforderlichen Zeugenerklärungen und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir mitteilten, wo Garrick sich aufhält.«
    Fitzpatrick spielte mit dem Stiel des Glases, während seine Blicke durch den Raum huschten.
    »Aha, Kapitän, Sie sind also in großer Eile. Aber sehen Sie, der Gouverneur ist abwesend. Er wurde vor ein paar Monaten vom Fieber gepackt und kehrte auf einem Handelsschiff nach England zurück. Jetzt mag er schon auf dem Rückweg sein. Unsere Nachrichtenverbindung ist sehr schlecht. Wir haben angesichts der überall herumstreunenden Piraten große Mühe, unsere Post rechtzeitig zu bekommen. Anständige Schiffer bangen bei jeder Fahrt um ihr Leben. Es ist ein Jammer, Ihre Lordschaften sollten sich endlich einmal darum kümmern.«
    Dumaresq blieb unbeeindruckt. »Ich hatte gehofft, daß ein Flaggoffizier hier wäre.«
    »Wie ich schon sagte, Kapitän, der Gouverneur ist abwesend. Andernfalls…«
    »Andernfalls würde hier kein verdammter Spanier vor Anker liegen, da bin ich ganz sicher.«
    Fitzpatrick zwang sich zu einem Lächeln. »Wir

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