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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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erste Schnee gefallen, und eine dünne weiße Decke hatte sich auf alles gelegt, auch auf das Fahrzeug. Floyd verabschiedete sich höflich und begann dann damit, das kalte Weiß von den Fenstern des Wagens zu wischen. Ein energetischer Film auf den Scheiben hätte innerhalb von Sekunden für freie Sicht sorgen können, aber er wollte Lidia Gelegenheit geben, noch einige Worte mit ihrer Mutter zu wechseln.
    Carmellina griff nach den Händen ihrer Tochter. »Sehen wir uns wieder?«
    Ein oder zwei Sekunden lang fragte sich Lidia, ob sie eine beruhigende Antwort geben sollte, doch dann entschied sie sich für die Wahrheit. »Ich weiß es nicht. Wir Kantaki-Piloten befinden uns oft außerhalb des gewöhnlichen Zeitstroms.«
    »Ja, ich weiß. Du hast es mir erklärt. Lidia …« Carmellina suchte nach den richtigen Worten. »Bitte versprich mir, dass du dich in keiner Weise schuldig fühlst. Du lebst dein Leben. Es gehört dir allein. Du hast ein Recht darauf, deinen eigenen Weg zu beschreiten. Mach dir keine Sorgen um mich. Versprichst du mir das?«
    Lidia nickte, und dann umarmten sich die beiden Frauen noch ein letztes Mal.
    Floyd saß bereits im Levitatorwagen und hatte das Triebwerk gestartet, als Lidia neben ihm Platz nahm.
    Carmellina winkte. »Sei glücklich!«, rief sie ihrer Tochter zu, bevor sich die Tür schloss.
    »Sei glücklich«, wiederholte Floyd leise, als er den Wagen in Richtung Raumhafen flog. Er hob die rechte Hand, berührte damit Lidias Wange und fühlte Feuchtigkeit. »Sei glücklich«, wiederholt er sanft. »Mutter Krir wartet auf uns.«
     
     

14
Tuthula
9. Mond des Gasriesen Prominent
Culcar-System
Peripherer Sektor des Konsortiums
März 421 SN ·  linear
     
    Cordoban hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass er mehr Zeit brauchte, um den Schlag gegen Kabäa vorzubereiten, und schließlich war Valdorian zu einem Zugeständnis bereit gewesen. Er gab dem Strategen des Konsortiums drei Wochen Zeit, um alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Dadurch bekam er selbst Gelegenheit, sich um eine wichtige Angelegenheit zu kümmern, die erledigt werden musste. Die Ereignisse von Guraki deuteten darauf hin, dass gewisse Dinge Aufmerksamkeit erforderten.
    Für die Dauer seines Aufenthalts hatte ihm der Sicherheitschef von Tuthula, Reweren Tanner, sein Büro zur Verfügung gestellt. Valdorian saß dort an einem breiten Schreibtisch, direkt am Fenster, durch das man über den Eispanzer des Mondes blicken konnte. Unter diesem Eis, das noch dicker war als der Gletscher auf Guraki, der das Xurr-Labyrinth bedeckte, befand sich ein globaler, hunderte von Kilometern tiefer Ozean mit primitiven Lebensformen, die sich in ewiger Dunkelheit entwickelt hatten. In vielerlei Hinsicht ähnelte Tuthula dem Jupitermond Europa im Sol-System, ein Mond so groß wie ein Planet, zusammen mit zahlreichen anderen im Orbit eines Giganten. Prominent dominierte den Himmel von Tuthula, und wenn man lange genug Ausschau hielt, konnte man brodelnde Bewegungen in den bunten Wolkenbändern erkennen.
    Das Culcar-System war ein industrielles, logistisches und administratives Zentrum für die Randsektoren des Konsortiums. Der breite Asteroidengürtel und Prominents Monde enthielten jede Menge Rohstoffe für die Schwerindustrie. In den großen Orbitalwerften entstanden jedes Jahr Dutzende von interplanetaren Raumschiffen, die in andere Sonnensysteme exportiert wurden, zusammen mit Halbfertigprodukten für die Weiterverarbeitung in automatischen Fabriken, elektronischen Komponenten, Hochleistungs-Datenservi, Nanogeräten und vielen anderen Dingen, die auf hunderten von Welten gebraucht wurden. Die Wirtschaft des Culcar-Systems erzielte jährliche Zuwachsraten von bis zu zwanzig Prozent, und mit einem Anteil von fast siebzig Prozent war die Valdorian-Unternehmensgruppe Haupteigner. Die restlichen gut dreißig Prozent gehörten anderen Unternehmen des Konsortiums, unter ihnen auch das Arkanado-Kartell. Nach dem Sieg über die Allianz würde die Bedeutung des Culcar-Systems weiter zunehmen, denn dann standen viele neue Märkte offen, die sich noch dazu ganz in der Nähe befanden.
    Valdorian begriff, dass er nicht an jener Zukunft teilhaben würde, zumindest nicht als Primus inter Pares. Cordoban hatte zehn Monate für den Krieg gegen die Allianz veranschlagt und ihm versprochen, dass er den letztendlichen Triumph des Konsortiums erleben würde. Aber ihm blieb kein knappes Jahr mehr, wie sie zunächst vermutet hatten, nur noch maximal

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