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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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dem Lautsprecher.
    »Schicken Sie ihn zu mir.«
    Valdorian blieb am Schreibtisch stehen und wandte sich der Tür zu. Sie schwang nach einigen Sekunden auf, und Rion kam herein.
    »Es freut mich, dich wiederzusehen«, sagte er, lächelte und schüttelte Rion die Hand.
    »Mich auch.« Rion erwiderte das Lächeln, aber auf Valdorian wirkte es ein wenig unsicher.
    Vater und Sohn nahmen Platz, Rion vor dem Schreibtisch und Valdorian dahinter.
    »Es tut mir Leid«, sagte Rion. »Ich meine Ihre … Krankheit. Es hat sich herumgesprochen.«
    Valdorian antwortete nicht sofort und musterte seinen Sohn. Sie waren sich zum letzten Mal vor einigen Monaten begegnet, aber nach der Konfrontation mit Benjamin sah Valdorian ihn aus einem neuen Blickwinkel. Mit seinen einundvierzig Jahren war Rion ein junger Mann, der den größten Teil seines bisherigen Lebens mit der Vorbereitung auf eine Führungsrolle im Konsortium verbracht hatte. Es zeigten sich keine grauen Strähnen in seinem aschblonden Haar, und nur in den Augenwinkeln ließen sich erste kleine Falten erkennen. Er trug dezente Kleidung; Zurückhaltung prägte sein allgemeines Gebaren. Wie sein Vater verzichtete er auf gentechnische und elektronische Erweiterungen seines Körpers; soweit Valdorian wusste, verfügte er noch nicht einmal über einen Bio-Servo. Rions tägliche Routine war wie ein sorgfältig ausgearbeiteter Plan, der nichts dem Zufall überließ. Das machte ihn sehr produktiv, aber kaum kreativ. Er ließ in seinem Leben wenig Platz für Neues, schien sich davon beinahe bedroht zu fühlen. Die gleichen Dinge wurden immer zur gleichen Zeit erledigt, mit maschinenhafter Regelmäßigkeit. Harte Arbeit schreckte ihn nicht, das hatte er mehrmals bewiesen. Und harte Arbeit wartete auf ihn.
    »Und ich meine auch das mit Benjamin«, fügte Rion hinzu, als Valdorian ihn stumm musterte.
    »Offenbar spricht sich viel herum«, sagte Valdorian, aber er lächelte dabei – er mochte Rion, trotz seiner manchmal nahezu subalternen Art.
    »Man erfährt viel, wenn man aufmerksam zuhört.«
    »Benjamin war immer ein Nichtsnutz und Parasit.«
    »Er ist Ihr Sohn und mein Bruder.«
    »Ja, und er hat versucht, seinen eigenen Vater umzubringen, weil er dessen Platz einnehmen wollte. Bestimmt hätte er auch dich ermorden lassen, um zu verhindern, dass noch jemand Anspruch auf das Erbe erheben kann. Vermutlich hat er sich deshalb zu dem Anschlag auf Guraki entschlossen, weil er wusste, dass es keinen Sinn für ihn hatte, auf mein Ende zu warten. Ihm muss klar gewesen sein, dass ich nie bereit gewesen wäre, ihn meine Nachfolge antreten zu lassen.«
    Rion versteifte sich ein wenig, stellte Valdorian fest.
    »Vater …«
    »Ich habe dich hierher nach Tuthula gebeten, um dich zu meinem Nachfolger und Erben zu ernennen. Du wirst die Valdorian-Unternehmensgruppe leiten, und wenn wir es geschickt anstellen, wählt dich das Consistorium des Konsortiums zum nächsten Primus inter Pares. Jonathan hat alle notwendigen Dokumente vorbereitet; sie warten nur auf unsere Unterschrift.«
    »Vielleicht sollten wir noch etwas damit warten, Vater«, sagte Rion. »Ich weiß nicht, ob ich einer so großen Verantwortung gerecht werden kann.«
    »Du bist auf jeden Fall besser geeignet als Benjamin. Du verstehst es, hart zu arbeiten, und das ist der Schlüssel zum Erfolg.«
    »Möglicherweise findet man ein Mittel gegen Ihre Krankheit …«
    »Es ist keine Krankheit. Zumindest nicht in dem Sinn. Ich bin mit zu vielen Resurrektionen vor dem Alter geflüchtet, und jetzt zahle ich den Preis dafür. Meine Güte, ich bin hundertsiebenundvierzig Jahre alt. Ich habe ein langes Leben hinter mir.« Aber es ist nicht annähernd lang genug, flüsterte die Stimme der Furcht vor dem Tod in Valdorian.
    »Uns stehen genug Ressourcen zur Verfügung, um hunderte von medizinischen Experten nach einer Lösung für Ihr Problem suchen zu lassen.«
    »Es gibt eine Lösung«, erwiderte Valdorian. »Sie heißt Lidia. Ich suche nach ihr. Aber für dich ändert sich dadurch nichts. Ob ich nun sterbe oder Lidia finde – du wirst in jedem Fall an meine Stelle treten, noch in diesem Jahr.«
    »Meinen Sie Lidia DiKastro?«
    Das überraschte Valdorian. »Du weißt von ihr?«
    »Mutter hat mir einiges erzählt.«
    »Madeleine hat dir von Lidia erzählt?«
    »Ja. Sie ist hier.«
    Der ersten Überraschung folgte die zweite, so schnell, dass Valdorian Mühe hatte, sie zu verarbeiten. »Wo?«
    »In der Gästesuite.«
    Valdorian zögerte kurz und

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