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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Kommunikationsverbindungen durch den Transraum möglich sind, während ein direkter Kontakt mit Piloten unmöglich ist.«
    »Piloten müssen das Schiff fliegen«, sagte Floyd sanft. »Und das erfordert Konzentration. Ein Pilot muss darauf achten, immer den richtigen Faden zu wählen. Und außerdem ist das Innere eines Kantaki-Raumschiffs nicht Teil der gewöhnlichen Welt, wie du sehr wohl weißt, Diamant.«
    »Ja, ja, du hast natürlich Recht.« Lidia rieb sich die Schläfen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. »Lass uns zurückkehren zu Joan. Sie braucht Zuspruch. Und anschließend suche ich mir ein Kantaki-Schiff, das nach Xandor im Mirlur-System fliegt.«
    Floyd legte ihr den Arm um die Schultern. »Ich spreche mit Mutter Krir. Sie ist bestimmt bereit, dir zu helfen. Wir fliegen gemeinsam nach Xandor.«
    Sie kehrte zum großen Garten in der Mitte der Parkkaverne zurück, zum Ruheplatz mit dem Spalier.
    Doch Joan war nicht mehr da.
     
Xandor ·  29. November 303 SN ·  linear
     
    In dieser Region von Xandor war es ungewöhnlich mild für die Jahreszeit. Schnee zeigte sich nur an den Hängen der höheren Berge, nicht aber hier unten beim See, auf dem sich noch keine Eisschicht gebildet hatte. Grau und blau erstreckte sich das Wasser, fast unbewegt. Lidia erinnerte sich daran, wie gern ihr Vater geangelt hatte, mit einer ganz gewöhnlichen Angel, ohne technische Hilfsmittel. Durch und durch ein Nonkonformist. Es hilft mir, meine Gedanken zu ordnen, hörte sie Roalds Stimme aus der Vergangenheit.
    Der Boden des Weges, der zwischen den Bäumen den Hang hinab zum Bootshaus führte, war weich, aber nicht schlammig; es bestand also keine Gefahr auszurutschen. Trotzdem ging Carmellina ganz langsam. Lidia blieb an der Seite ihrer Mutter, ging ebenfalls mit kleinen, wie zögernden Schritten. Floyd folgte in einem diskreten Abstand von einigen Metern und orientierte sich mithilfe einer Sehhilfe. Kleine Wellen plätscherten ans kiesige Ufer, und ihr Geräusch betonte die Stille am See.
    Es kräuselte kein Rauch aus dem Schornstein des Bootshauses. Niemand saß darin am Kamin und schrieb.
    »Es geschah vor drei Monaten«, sagte Carmellina, als sie am Bootshaus vorbeikamen. An dieser Stelle wandte sich der Weg nach links und führte am Ufer entlang. Sie folgten seinem Verlauf, und Lidias Mutter ging noch immer sehr langsam, so als fürchtete sie, das Ziel zu schnell zu erreichen. »Ich habe dir keine Nachricht geschickt, weil ich dich für unerreichbar hielt. Immerhin hatte ich keine Antwort auf die erste Mitteilung bekommen.«
    »Hat er gelitten?«, fragte Lidia. Sie konnte es noch immer kaum glauben.
    »Nein. Er schlief ein und wachte nicht wieder auf. Einen sanfteren Tod kann man sich kaum vorstellen. Ich glaube, mit der Kreativität ging auch sein Lebenswille verloren.«
    »Wenn ich hier gewesen wäre …«
    Carmellina blieb stehen und sah ihre Tochter an. In den vergangenen beiden Jahren war sie sehr gealtert, fand Lidia. Noch immer haftete ihr eine klassische, ewige Schönheit an, aber ihr pechschwarzes Haar hatte seinen Glanz verloren, und das galt auch für die dunklen Augen. Es wohnte jetzt keine Freude mehr in ihnen, nur Kummer.
    »Du hättest nichts ändern können«, sagte Carmellina mit fester Stimme. »Vielleicht wäre es für Roald sogar noch schlimmer gewesen. Er hätte versucht, sich dir gegenüber nichts anmerken zu lassen.«
    Sie setzte sich wieder in Bewegung und ging mit etwas längeren Schritten. Floyd wahrte noch immer einen respektvollen Abstand.
    Wenige Minuten später erreichten sie eine steile Stelle des Hangs, und Lidia sah einen vertrauten Felsen, über den das Wasser eines Baches hinwegfloss und sich in den See ergoss. Dort war ihre kleine Schwester Aida emporgeklettert, abgestürzt und ertrunken. Neben dem Felsen zweigte ein schmaler Pfad vom Weg ab und endete an einem kleinen, umzäunten Bereich. Zwei Gräber gab es dort, beide gleich groß, doch im einen ruhte die kleine Aida, seit vielen Jahren, und im anderen lag Roald DiKastro, seit drei Monaten. Blumen schmückten beide Gräber, und bald würde Schnee sie bedecken.
    Nebeneinander standen Carmellina und Lidia vor der letzten Ruhestätte des Ehemannes und Vaters. Mit feuchten Augen blickten sie auf die Gedenktafel, und dann umarmten sich die beiden Frauen, ließen ihren Tränen freien Lauf.
    Später, als die Sonne untergegangen war und die beiden kleinen Monde von Xandor über dem See leuchteten, saßen sie am Tisch in der

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