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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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behandelt mich hier.« Joan tippte sich an die Stirn. »Aber ich bin nicht verrückt. Das musst du mir glauben.«
    »Natürlich glaube ich dir.«
    »Ich habe ihn gesehen, den Abissalen.«
    »Wen?«
    »Den Abissalen. Hast du nie von ihm gehört, von seiner dunklen Macht?«
    Lidia runzelte die Stirn und nickte langsam. Sie erinnerte sich daran, dass andere Kantaki-Piloten über ihn gesprochen hatten: über ein Wesen, wenn es ein Wesen war, das Realität fraß. Angeblich hatte es etwas mit dem Ende der La-Kimesch vor zweiundzwanzig Millionen Jahren zu tun.
    »Ich habe ihn gesehen, in der dunklen, leeren Welt. Und ich habe auch sie gesehen, die Konziliantin KiTamarani.« Die Greisin seufzte. »Ich bin nicht verrückt«, betonte sie noch einmal. »Ich bin nur allein. Wenn doch Juri bei mir wäre … Weißt du, dass er gestorben ist? Vor zehn Jahren …«
    »Diamant …«
    Lidia drehte den Kopf und sah Floyd an der Seite des Spaliers. Sie wusste nicht, wie lange er schon dort stand und wie viel er gehört hatte. In seinen blinden, weißen Augen zeigte sich nichts, aber etwas in seiner Haltung wies auf Mitgefühl hin.
    »Es ist eine Nachricht für dich da«, sagte Floyd. »Eine Dringlichkeitsnachricht.«
    Lidia sah Joan an. »Warte hier auf mich. Ich bin gleich zurück.«
    Sie stand auf, verließ den Ruheplatz und durchquerte die Parkkaverne zusammen mit Floyd. »Von wem ist die Nachricht?«, fragte Lidia, während sie durch eine Null-G-Zone glitten.
    »Das hat man mir nicht gesagt.«
    Dorian? War es möglich, dass er bereits nach so kurzer Zeit versuchte, sich wieder mit ihr in Verbindung zu setzen?
    Wenig später erreichten sie die gegenüberliegende Wand, und von dort aus führte ein kurzer Korridor zum Nachrichtenzentrum. Der Raum enthielt Dutzende von Datenservi, umgeben von Sitzen unterschiedlicher Größe und Form. Leise Stimmen erklangen hier und dort, gedämpft von diskreten Privatfeldern. Floyd führte Lidia zu einer Konsole mit für Menschen geeigneten Sitzen, und auf dem Weg dorthin bemerkte sie andere Piloten, unter ihnen einige Tarufi, Ganngan und Kariha. Doch sie schenkte ihnen kaum Beachtung. Ein Teil ihrer Gedanken weilte bei Joan und ihren Schilderungen, ein anderer beschäftigte sich mit dem möglichen Inhalt der Nachricht.
    Einmal mehr bewies Floyd trotz seiner Blindheit ein erstaunliches Orientierungsvermögen. Er wich Hindernissen mühelos aus, trat an einem Stuhl vorbei, berührte dann ein Sensorfeld der Konsole und schob seinen Identer in den Abtaster. Lidia folgte seinem Beispiel, und der K-Datenservo identifizierte sie beide als Piloten von Mutter Krirs Schiff.
    Lidia nahm vor dem Bildschirm Platz und sah aus dem Augenwinkel, dass Floyd fortgehen wollte. Sie hielt ihn am Arm fest. »Nein. Bitte bleib hier.«
    Er zögerte kurz, nahm dann Platz.
    Mit der Kuppe des Zeigefingers berührte sie das Kommunikationssymbol auf dem Schirm.
    »Es ist eine Dringlichkeitsnachricht für Sie gespeichert, Diamant.«
    »Abruf.«
    Es erschien nicht etwa Valdorian auf dem Bildschirm, wie Lidia fast erwartet hatte, sondern ihre Mutter, Carmellina Diaz. Offenbar hatte sie die Mitteilung in einer Kom-Kabine aufgezeichnet, vermutlich in Fernandez.
    »Ich weiß nicht, wann und wo dich diese Nachricht erreicht, Lidia«, sagte Carmellina. Ihre Stimme klang müde, und ein Schatten von Sorge lag auf ihrem Gesicht. »Wenn du diese Worte hörst … Bitte komm nach Hause, so schnell wie möglich. Deinem Vater geht es nicht gut.«
    Eine kalte Faust schien sich um Lidias Herz zu schließen.
    »Ende der Nachricht«, verkündete die Stimme des Datenservos.
    »Das ist alles?«, fragte Lidia.
    »Ende der Nachricht«, ertönte es erneut.
    »Wann wurde sie aufgezeichnet?«, fragte Floyd.
    Der Datenservo reagierte nicht, und Lidia begriff, dass nur sie befugt war, derartige Informationen zu empfangen. Sie wiederholte Floyds Frage.
    »Die Nachricht erreichte diesen Nexus am 18. Mai 303 SN Ihrer Zeitrechnung.«
    »Vor fast einem halben Jahr!«, entfuhr es Lidia. »Wer weiß, was inzwischen geschehen ist.« Ihre Gedanken wirbelten durcheinander und widerstanden dem Versuch, Ordnung in sie zu bringen. »Antwort für den Absender: Ich bin unterwegs.«
    Sie stand auf, und Floyd erhob sich ebenfalls. »Vielleicht ist alles in Ordnung. Immerhin hat deine Mutter keine zweite Nachricht geschickt.«
    »Vielleicht glaubte sie, mich nicht erreichen zu können. Ich begreife nicht, wieso von der Transportblase eines Kantaki-Schiffes aus

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