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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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verlorenen Krieg bedeutete – wollte er jetzt nicht denken. Es kam darauf an zu überleben, irgendwie, und dann das Epsilon-Eridani-System zu verlassen.
    Das Zerren wurde stärker, und hinter der Wölbung von Kabäa ging die Sonne auf. Die automatischen Filter im Helmvisier reagierten sofort und bewirkten eine Polarisierung, trotzdem musste Valdorian die Augen zusammenkneifen.
    Die Beschleunigungsphase endete abrupt, aber ihr folgte nicht ein Gefühl des Schwebens, sondern ein deutlicher Eindruck von Fliegen, obgleich sich der Luftwiderstand im Inneren des Individualschilds natürlich nicht bemerkbar machte. Eine Aureole umgab Valdorian und gewann immer mehr an Leuchtkraft, je dichter die Atmosphäre wurde. Er hörte ein dumpfes Heulen, das Individualschild und Kampfanzug durchdrang. Mit einer weiteren verbalen Anweisung schaltete er die elektromagnetischen Filter auf Automatik, um seine Sinne vor einer sensorischen Datenflut zu schützen.
    Dank der Polarisierung konnte Valdorian Einzelheiten auf dem Planeten erkennen. Er bemerkte Inselgruppen, wie kleine grünbraune Flecken im weiten Blau, und der Anblick erinnerte ihn an einen anderen Ozean, an das Scharlachrote Meer von Tintiran. Die Displays im Inneren des Helms zeigten ihm, dass er etwa mit zwanzigfacher Schallgeschwindigkeit flog. Ohne den energetischen Schild, der ihn umgab und schützte, wäre er innerhalb eines Sekundenbruchteils durch die Reibungshitze verdampft. Für einen Bewohner des Planeten mussten sie wie zwei über den Himmel ziehende Meteore aussehen.
    Dieser Gedanke weckte Besorgnis in Valdorian, und er fragte sich, ob man sie identifizieren, vielleicht sogar auf sie schießen würde. Doch die Anfangsphase der Schlacht im All hatte unmittelbar über Kabäa stattgefunden, und bestimmt gab es viele Wrackteile, die in die Atmosphäre des Planeten eintraten und in ihr verglühten. Man würde sie beide für weitere Trümmerstücke halten.
    »Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«, fragte Valdorian, aber es kam keine Stimme aus dem Kom-Lautsprecher, nur ein wirres Zischen und Fauchen, vermutlich aufgrund der Ionisierung der Luftmoleküle.
    Der Ozean schien sich endlos auszudehnen, und einige Sekunden lang überlegte er, was geschehen würde, wenn sie im Wasser niedergingen, hunderte oder gar tausende Kilometer vom nächsten Festland und noch viel weiter vom nächsten Raumhafen entfernt. Die ernste, bittere Realität der Situation klopfte an die Tür von Valdorians Bewusstsein, doch er hielt sie ausgesperrt, klammerte sich stattdessen an einer Hoffnung fest, von der er wusste, dass sie zumindest teilweise irrational war. Er bedauerte jetzt, sich nicht besser über diesen Planeten informiert zu haben. Kabäa, eine der Zentralwelten der Allianz, etwa zwei Milliarden Bewohner. Eine Welt mit hoher industrieller Kapazität, aber auch großen Naturschutzgebieten. Mit der ökonomischen Struktur von Kabäa war Valdorian vertraut, nicht aber mit ihrem sozialen Gefüge, und von ihrer Geographie wusste er leider noch weniger. Solche Dinge hatten keine Rolle gespielt, denn er war sicher gewesen, die Schlacht zu gewinnen und anschließend einfach zum Raumhafen der Hauptstadt fliegen zu können.
    Die Inseln wurden zahlreicher, und voraus erschien die Küste eines Kontinents. Wolken zogen vom Meer kommend über sie hinweg, hier vereinzelt und flockig, dort grau und wie zusammengeballt. Manchmal verwehrten sie den Blick aufs Festland, aber durch die Lücken zwischen ihnen sah Valdorian große Städte.
    Blitze zuckten in den Gewitterwolken ausgedehnter, wirbelförmiger Tiefdruckgebiete. Valdorians Geschwindigkeit war noch immer recht hoch, etwa zehnmal höher als die des Schalls, und er beschloss, zunächst auf den Einsatz des Levitators zu verzichten. Ihm war nicht bekannt, wie heftig die Unwetter auf Kabäa werden konnten, und es wäre dumm gewesen, sich einem vermeidbaren Risiko auszusetzen.
    Doch er driftete immer weiter auf die Gewitterzone zu. Blitze flackerten, erst tief unten, dann neben ihm, viel zu nah. Zwar stellten sie keine direkte Gefahr dar – der Individualschild schützte vor den elektrischen Entladungen –, aber sie konnten die Sensoren und Stabilisatoren des Kampfanzugs stören. Und wenn unter den gegebenen Umständen Systeme ausfielen, mochte sich daraus schnell eine kritische Situation ergeben.
    Er versuchte noch einmal, eine Verbindung zu seinem Sekretär herzustellen. »Jonathan, hören Sie mich?«
    Es knackte und knirschte im Lautsprecher des

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