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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hatte. Valdorian kannte solche Menschen. Für gewöhnlich nahmen sie ihre Aufgaben sehr ernst.
    Das knisternde Geräusch, das Valdorian unmittelbar nach dem Erwachen gehört hatte, wiederholte sich. Er drehte den Kopf und sah ein Geschöpf, das kaum einen Meter groß und so zart gebaut war, dass es den Eindruck erweckte, bei einer falschen Bewegung zerbrechen zu können. Rosaroter Flaum säumte ein schmales, keilförmiges Gesicht, das verblüffend menschliche Züge aufwies und wie das eines kleinen Kindes wirkte. Am schmalen Körper verdichtete sich der Flaum zu kleinen Federn, die auch Arme und Beine bedeckten und am Rücken einen bunt schillernden Buckel bildeten, der auf zusammengefaltete Flügel hinwies.
    »Er wach, er wach, er getrunken«, zirpte das Wesen und freute sich ganz offensichtlich.
    »Wenn ich vorstellen darf … Klipp, einer der hiesigen Kuakah. In gewisser Weise verdanken Sie ihm Ihr Leben, ihm und seinen Artgenossen. Klipp, das ist …«
    »Rungard«, sagte Valdorian. »Rungard von Myrelion.«
    »Du hast es gehört, Klipp.«
    Der Kuakah kam mit trippelnden Schritten näher und beugte sich vor, bis seine Nase die Valdorians berührte. Dann wich er zurück und hüpfte aufgeregt. »Ich den anderen sagen«, zirpte er in gebrochenem InterLingua. »Sich alle freuen, freuen!«
    Das Wesen breitete bunt schimmernde Schwingen aus, stieg mit einem Flügelschlag auf, segelte elegant durch die Tür des Raums, in dem Valdorian erwacht war, und verschwand.
    Direkt neben der Tür lagen zwei Kampfanzüge.
    Valdorian fühlte Fredriks Blick auf sich ruhen und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber seine Gedanken rasten erneut. Hatte sich der Kustode die Kampfanzüge genauer angesehen? Konnte jemand wie er feststellen, dass sie nicht von den Truppen der Allianz stammten, sondern von denen des Konsortiums?
    Und dann begriff er plötzlich, dass es zwei Kampfanzüge waren.
    »Ich bin mit einem Kameraden abgestürzt …«
    »Er hat sich ebenfalls in einem der Netze verfangen und kam eine ganze Weile vor Ihnen zu sich. Wenn Sie sich kräftig genug fühlen …«
    Valdorian nickte, stand auf und merkte, dass er nur Unterwäsche trug.
    »Kleidung liegt dort für Sie bereit«, sagte Fredrik. »Sie dürfte ein wenig zu groß für Sie sein, aber es ist besser als gar nichts.«
    Valdorian streifte sie über: Hose und Hemd aus einem ihm unbekannten synthetischen Material, mit zu langen Beinen und zu langen Ärmeln, dann eine leicht gepolsterte Jacke. Er fühlte sich nicht kräftig – die Schwäche war wie ein tiefer Schlund, der unablässig Kraft verschlang –, aber er wollte einen Eindruck von der Situation gewinnen und mit Jonathan reden.
    Wie sich herausstellte, war er in einem mobilen Ambientalmodul zu sich gekommen, einem Würfel aus Stahlkeramik, mit einer Kantenlänge von acht Metern, ausgestattet mit Levitatoren und verschiedenen Servi für Kommunikation, Datenverarbeitung und Messung. Das Modul stand in einer Höhle, die gerade hoch genug war, um es aufzunehmen.
    »Hier unten gibt es viele solcher Höhlen«, sagte Fredrik. »Wie die Schluchten selbst aus dem weicheren Felsgestein gewaschen. Manchmal reicht das Wasser bis hierher empor und noch höher.«
    Valdorian sah die Silhouette einer Gestalt im breiten Höhleneingang. »Jonathan?«
    Sofort wurde ihm sein Fehler klar – vielleicht hatte sein Sekretär einen anderen Namen genannt.
    Die Gestalt im Zugang der Höhle drehte sich um, und Valdorian trat mit einigen langen Schritten auf sie zu. »Ich heiße Rungard«, flüsterte er, bevor Fredrik zu ihm aufschloss. Jonathan nickte unmerklich.
    Sein Sekretär legte ihm die Hand auf die Schulter. »Freut mich, dass du ebenfalls überlebt hast, Rungard, Waffenbruder«, sagte er. Die Anrede klang äußerst seltsam in Valdorians Ohren, doch Soldaten, die Seite an Seite kämpften, duzten sich natürlich.
    Fredrik trat neben sie. »Sie können wirklich von Glück sagen«, betonte er noch einmal. »Wenn Sie zu einem anderen Zeitpunkt vom Himmel gefallen wären, hätte es Sie auch hier in der Schlucht erwischt. Sie verdanken Ihr Leben den Netzen der Kuakah.« Er deutete nach draußen.
    Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, und die dunklen Wolken am Himmel lichteten sich allmählich, ließen durch einige Lücken das Licht von Epsilon Eridani passieren. Valdorian sah spinnenwebartige Netze, die in unterschiedlichen Höhen durch die Schlucht reichten und dort silbern glitzerten, wo das Sonnenlicht sie traf.
    »Nun, Sie

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