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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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an ihnen widerte ihn an. Es war eine Phobie, ihre Ursachen so tief in seinem Unterbewusstsein verborgen, dass sie sich Ergründungsversuchen entzog. Die Neuen Menschen, so erinnerte er sich, hatten während des Zeitkriegs wertvolle Dienste geleistet, da sie aus irgendeinem Grund von den Temporalen nicht telepathisch manipuliert werden konnten. Einige von ihnen waren sogar imstande gewesen, getarnte Temporale zu erkennen. Sie hatten den Kantaki und Feyn dabei geholfen, den Sieg über die Feinde aus der Vergangenheit zu erringen, aber das machte sie für Valdorian nicht sympathischer.
    Erstaunlicherweise fand er die junge Frau bei einer der Syntho-Maschinen im Büfettbereich. Sie trank aromatisierten Korallentee – und sie war allein. Eine bessere Gelegenheit konnte er sich kaum erhoffen.
    Mit einem selbstbewussten Lächeln trat er auf sie zu. »Ich hätte gedacht, dass Sie mit einer der Levitatorscheiben auf dem Weg ins Loch sind.«
    »Ich warte lieber, bis der erste Ansturm vorüber ist«, erwiderte die junge Frau. Sie sah ihn an, und erneut glaubte Valdorian, in ihrem Blick etwas Magisches zu spüren. Er kitzelte wie eine Feder in seinem Inneren, weckte neues Begehren.
    »Wir könnten meinen Levitatorwagen nehmen. Er ist viel bequemer als eine der Scheiben.«
    »Wir kennen uns nicht«, stellte die junge Frau fest, und ihre Lippen formten die Andeutung eines Lächelns.
    »Ich bin Rungard Avar Valdorian der Neunzehnte«, sagte Valdorian selbstsicher, sich des Gewichts seiner Worte bewusst und ihrer Wirkung gewiss.
    »Ich heiße Lidia«, sagte die Nonkonformistin ungerührt. »Lidia DiKastro. Und ich bin die Erste, soweit ich weiß. Was Ihren Namen betrifft … Er ist mir zu lang. Ich glaube, ich nenne Sie … Dorian.«
     
    Valdorian steuerte den Levitatorwagen aus der Ambientalblase hinaus und am Rand des Loches entlang, vorbei an der wissenschaftlichen Siedlung, die Opfer einer temporalen Akzeleration geworden war. Dahinter ließ er ihn ins Loch kippen, fernab der Levitatorscheiben, die von der Plattform aus in die Tiefe sanken, den Artefakten der La-Kimesch entgegen. Noch immer schwebten einige Kantaki-Kapseln weit über der reintegrierten Anomalie, wie um sich zu vergewissern, dass tatsächlich keine Gefahr mehr aus der Vergangenheit drohte.
    Unsicherheit hatte einen großen Teil von Valdorians Selbstbewusstsein ersetzt, und ein solches Empfinden war ihm ganz und gar nicht vertraut. Es war Lidia mit einigen wenigen Worten gelungen, alle Erwartungen Valdorians – all das, was er für selbstverständlich gehalten hatte – infrage zu stellen. Dorian. So hatte ihn bisher niemand genannt. Und sie war nicht beeindruckt gewesen. Vielleicht hat sie es nur nicht gezeigt, dachte er, während er die Kontrollen des Navigationsservos bediente und mit wachsender Verzweiflung – auch das ein ganz neues Gefühl – nach Worten suchte, die geeignet waren, das immer unangenehmer werdende Schweigen zu beenden. Ich bin der Sohn eines Magnaten, und sie ist eine einfache Nonkonformistin. Sie muss beeindruckt sein.
    Es war Lidia, die das Schweigen beendete. »Studieren Sie Xenoarchäologie, Dorian?«
    Valdorian spürte ihren Blick, warm, nein, heiß, so heiß, dass er zu schwitzen begann.
    »Nein, ich … ich studiere interstellare Ökonomie.« Plötzlich sah er eine zweite Chance. Vielleicht hatte ihr der Name nichts gesagt, auch wenn das sehr unwahrscheinlich war. »Ich werde einmal die Nachfolge meines Vaters antreten.«
    Erneut blieb die erhoffte Reaktion aus, und wieder trat eine Stille ein, die Valdorian schon nach wenigen Sekunden als belastend empfand. Er steuerte den Levitatorwagen an den Terrassen vorbei, die an den Wänden des Loches in einer weiten Spirale nach unten führten. An einigen Stellen zeigten sich die dunklen Öffnungen von Stollen. Hunderte von Metern hohe Fraktalsäulen ragten vom Boden des Loches auf, einige von ihnen mehrere Dutzend Meter dick, andere dünn, zerbrechlich wirkend, und doch Jahrmillionen alt.
    Erneut brach Lidia das Schweigen. »Alles deutet darauf hin, dass die galaktische Hochkultur der La-Kimesch Jahrmillionen Bestand hatte«, sagte sie und sah aus dem Fenster. »Fast fünfzigtausend Planeten sollen sie besiedelt haben, und vielen anderen statteten sie Besuche ab. Sie waren ein Partnervolk der Kantaki. Und dann starben sie plötzlich aus, innerhalb kurzer Zeit. Ein ganzes Volk ging innerhalb weniger Jahrzehnte zugrunde. Warum?«
    Valdorian glaubte plötzlich, dass sie eine Antwort von ihm

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