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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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kompensierte Zeitkondensate ließen sie bersten. Ein Raunen ging durchs Publikum, aber Valdorian fand auch dies langweilig. Zu solchen Zwischenfällen kam es bei fast allen Reintegrationen. Entweder wollten die Kantaki dadurch alles noch eindrucksvoller wirken lassen, oder die Ausrichtung der temporalen Ströme war so komplex, dass selbst ihre besten Zeitmechaniker keine absolut präzise Kontrolle ausüben konnten.
    Valdorian sah noch immer die grünblauen Augen, das Gesicht, eingefroren in einem Moment plötzlichen Verlangens. Er lächelte, und die Frau, die respektlose Nonkonformistin, erwiderte das Lächeln. Ich will dich, dachte Valdorian. Und ich werde dich bekommen.
    Valdorian sehnte das Ende der Reintegration herbei, auf deren Einzelheiten er kaum mehr achtete. Immer wieder versuchte er, den Blick jener Frau einzufangen, aber deren Aufmerksamkeit schien jetzt ganz von den Kantaki-Kapseln in Anspruch genommen zu werden.
    Fast eine Stunde später waren die temporalen Schwaden tief unten im Loch verschwunden, und die Kantaki-Kapseln stiegen empor. Auf dem Rednerpodium trat ein Akuhaschi an die Seite des Konzilsvorsitzenden, und die Lautsprecher des Kommunikationsservos verkündeten seine schlichte Botschaft. »Die Reintegration der Anomalie ist abgeschlossen.«
    Applaus erklang, und dann ergriff erneut der Vorsitzende des Demokratischen Konzils das Wort. In zehn Minuten brachte er es fertig, den Kantaki fünfmal zu danken, bevor er den Kom-Servo schließlich Hovan Aldritt Valdorian überließ. Sein Sohn wandte den Blick lange genug von der jungen Frau auf dem anderen Podium ab, um zu beobachten, wie sein Vater hoch aufgerichtet dastand, gleichzeitig würdevoll und entspannt, voller Autorität. Auch er dankte den Kantaki, der Form halber, wie der junge Valdorian wusste, und er schloss seine kurze Ansprache mit den Worten:
    »Heute beginnt ein neues Forschungsprojekt dort, wo die Ausgrabungen vor zu vielen Jahren unterbrochen werden mussten. Wir haben die Möglichkeit, hier auf Tintiran mehr über die La-Kimesch zu erfahren, und die Valdorian-Unternehmensgruppe wird das neue Projekt mit fünfzig Millionen Transtel unterstützen.« Hovan Aldritt Valdorian hob wie bescheiden die Hände, als neuerlicher Applaus erklang. »Das ist noch nicht alles. Um zu zeigen, für wie wichtig ich die Xenoarchäologie halte, gewähre ich hiermit hundert subalternen Studenten der xenoarchäologischen Fakultät an der Akademie in Bellavista ein volles Stipendium.«
    Diesmal war der Applaus noch lauter, und der junge Valdorian klatschte ebenfalls, obwohl er wusste: Sein Vater verschenkte nichts. Mit den Stipendien waren zukünftige Arbeitsverträge für von der Valdorian-Unternehmensgruppe kontrollierte wissenschaftliche Institute verbunden. Er würde die ursprünglichen Investitionen doppelt und dreifach zurückbekommen.
    Hovan Aldritt Valdorian hob die Arme. »Hiermit übergebe ich ›das Loch‹ der wissenschaftlichen Gemeinschaft von Tintiran«, sagte er, und neuerlicher Beifall ertönte.
    Die Ambientalblase veränderte sich. An einer Stelle, am Rand des Lochs, stülpte sie sich nach vorn und bildete eine Art Tunnel, begrenzt von matt glühender Energie. Er führte zu einer großen Plattform mit Dutzenden von Levitatorscheiben.
    Männer und Frauen verließen die Podien, und viele von ihnen gingen zur Plattform, ganz offensichtlich mit der Absicht, ins Loch hinabzufliegen und sich die Artefakte der La-Kimesch aus der Nähe anzusehen. Auch der junge Valdorian verließ seinen Platz, schritt durch die Menge und hielt nach der jungen Frau mit den grünblauen Augen Ausschau. Er kam an zwei Neuen Menschen vorbei, die mit dem Akuhaschi sprachen, der den erfolgreichen Abschluss der Reintegration verkündet hatte. Sie benutzten nicht etwa InterLingua für die Verständigung, sondern schienen auf Akuha miteinander zu sprechen. Valdorian führte keinen Linguator bei sich, aber das Gespräch interessierte ihn ohnehin nicht. Sein Blick verweilte kurz bei den beiden Genveränderten, die offenbar von einer der Extremwelten in der Konföderation der Neuen Menschen stammten. Ihre blaugrüne Haut schien aus Hornplättchen zu bestehen, und die Bewegungen brachten nicht nur Kraft zum Ausdruck, sondern auch eine besondere Agilität, die auf flexible Gelenke hindeutete. Valdorian schauderte innerlich, ließ sich aber nichts anmerken. Er verabscheute derartige genetische Veränderungen und versuchte, möglichst wenige Bio-Servi zu benutzen – irgendetwas

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