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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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berührte sie, doch diesmal blieb alles still.
    »Äh, ja«, sagte Valdorian.
    Lidia drehte sich um. »Sie finden das alles langweilig, nicht wahr?«
    »Nein, ich …« Er gab sich alle Mühe, seine Verunsicherung zu verbergen. Lidias ruhige Gelassenheit und ihre manchmal fast offensive Art schufen in ihm ein absurdes Gefühl von Wehrlosigkeit. Er, der es gewohnt war, die Situation zu kontrollieren, und zwar in allen ihren Aspekten, wurde mit immer neuen Variablen konfrontiert, die sich nicht nur seiner Kontrolle entzogen, sondern sich auch noch über ihn lustig zu machen schienen. »Ich befasse mich nicht sehr oft mit solchen Dingen.«
    »Zeit, Dorian«, sagte Lidia. »Ich finde die Beschäftigung damit faszinierend. Die Temporalen benutzten die Zeit wie ein Werkzeug, und die Kantaki stehen außerhalb des gewöhnlichen Zeitstroms, einer der Gründe dafür, warum sie mich so sehr interessieren. Vielleicht …« Sie zögerte kurz. »Man hat Gabenlatenz bei mir festgestellt.«
    »Gabenlatenz?«
    »Vielleicht wäre ich imstande, eine Kantaki-Pilotin zu werden.«
    Valdorian öffnete den Mund und klappte ihn eine halbe Sekunde später wieder zu. Dies war wohl kaum der geeignete Zeitpunkt für einen Hinweis darauf, was er von den Kantaki und ihrem Monopol hielt.
    »Um zu Ihrer früheren Frage zurückzukehren, Dorian …« Lidia wandte sich von der Glocke ab und ließ ihren Blick über die anderen Bauwerke der La-Kimesch schweifen. »Nein, in meinen Studien geht es nicht in erster Linie um die La-Kimesch. Den Schwerpunkt meines xenoarchäologischen Studiums bilden die Xurr, die ich noch weitaus interessanter finde als die La-Kimesch, obwohl ihre Kultur viel jünger ist.«
    »Die Xurr kamen aus dem galaktischen Kern und verschwanden vor gut zehntausend Jahren«, sagte Valdorian. Daran erinnerte er sich.
    »Ja.« Lidia schenkte ihm erneut eines jener Lächeln, die so hintergründig und voller Tiefe zu sein schienen, aber auch voller Ironie. »Ein Volk, das ebenfalls interstellare Raumfahrt betrieb und einen dritten Weg fand, eine Alternative zu den Sprungschiffen der Horgh und den Transraum-Reisen der Kantaki. Aber das ist nicht das eigentlich Faszinierende an ihnen. Sie verwendeten eine organische Technik und waren mit lebenden Raumschiffen unterwegs. Das macht sie zu einem echten Unikum.« Sie schlang kurz die Arme um ihren Oberkörper. »Ich schlage vor, wir kehren jetzt zurück. Mir wird langsam kalt.«
    Im Levitatorwagen, auf dem Weg nach oben, suchte Valdorian einmal mehr nach Worten, die für Lidia fesselnd und beeindruckend klangen; doch auch diesmal wurde er Opfer einer Stille, die wie ein schweres Gewicht auf ihm lastete und die letzten Reste des vertrauten und bis dahin unerschütterlichen Selbstbewusstseins unter sich zermalmte.
    »Ich kann Sie nach Bellavista zurückfliegen«, sagte er schließlich, als sie sich der Ambientalblase am Rand des Loches näherten.
    »Danke, aber ich bin mit Freunden hier. Wir kehren gemeinsam zurück.«
    Valdorian landete den Wagen und hörte, wie das Summen der Levitatoren verklang. Sie saßen nebeneinander und warteten auf … Valdorian wusste nicht, worauf. Er begriff nur, dass er hier und jetzt an einem Scheideweg stand, auf den er nicht vorbereitet war.
    »Äh …«, sagte er und kam sich unendlich dumm vor. »Sehen wir uns wieder?«
    Wieder lächelte Lidia. »Sind Sie bereit dazuzulernen, Dorian?«
    Valdorian zögerte. »Ich denke schon.«
    »Dann sehen wir uns wieder.«

Im Null
    Mit dem Sporn hatten Kantaki und Feyn am Ende des tausendjährigen Zeitkriegs den Sieg über die Temporalen errungen und sie in die Vergangenheit zurückgeworfen.
    Im Null saßen sie fest, in einer vom Rest des Universums getrennten Sphäre, umgeben von einem Schild, der sie daran hinderte, das Null zu verlassen und durch die temporalen Schächte in die Zukunft zurückzuklettern. Auf Munghar, der Heimatwelt der Kantaki, hielten Zeitwächter nach Versuchen der Temporalen Ausschau, blockierte, aber noch nicht vollständig in die gewöhnliche Raum-Zeit reintegrierte Anomalien für neue Angriffe zu nutzen. Die Kantaki wussten, dass sie in ihrer Wachsamkeit nicht nachlassen durften. Zu groß war die Gefahr einer direkten Verbindung zwischen den Temporalen und dem Abissalen, den das Konziliat seit einer Ewigkeit zu neutralisieren versuchte, seit dem Ersten Kosmischen Zeitalter.
    Die Temporalen warteten im Null, in ihrer Stadt Äon und an Bord der Zeitschiffe. Sie warteten auf eine neue Chance. Ihre

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