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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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»Das überlebe ich nicht.«
    »Gijül meinte, er könnte mit bestimmten Medikamenten helfen. Natürlich versäumte er nicht, auf ihren hohen Preis hinzuweisen. Offenbar kommt es ab und zu vor, dass Menschen mit Horgh-Schiffen unterwegs sind – Menschen auf der Flucht, zum Beispiel.« Jonathan zögerte kurz. »Gijül ist die habgierigste Person, der ich je begegnet bin. Er würde sogar seine Mutter verkaufen. Falls er überhaupt eine hat.«
    Valdorian sah auf. Aus irgendeinem Grund erstaunte es ihn, diese Worte von seinem Sekretär zu hören. Jonathans Gesicht wirkte nicht mehr ganz so hohlwangig und faltig; etwas Farbe war in die Wangen zurückgekehrt.
    »Wann erfolgt der nächste Sprung?«, fragte er und fürchtete die Antwort.
    »In etwa vier Stunden. So lange dauert es, die Sprunggeneratoren zu laden.«
    Valdorian schauderte heftig, als er sich vorstellte, die noch nicht ganz überwundenen Qualen vier weitere Male ertragen zu müssen.
    »Gijül verlangt zwanzig Millionen Transtel für den Flug nach Orinja«, sagte Jonathan. »Sie sollten jetzt besser schlafen, Primus. Nutzen Sie die Wartezeit, um neue Kraft zu schöpfen. Die Mikronauten haben Ihre gravierendsten Gewebeschäden repariert, aber gegen die genetische Destabilisierung können sie kaum etwas ausrichten. Schlafen Sie. Ich wecke Sie kurz vor dem Sprung, sobald uns Gijül das Medikament gebracht hat.«
    Valdorian sank auf die Liege an der nur halb verkleideten Rückwand ihres Abteils und schloss die Augen. Der Schmerz wich etwas weiter zurück, wurde zu einem dumpfen Pochen in dem Dunst aus Müdigkeit, der Valdorians Gedanken aufnahm. Vage Bilder zogen durch konturlose Traumlandschaften, zeigten ihm Lidia, jung und begehrenswert: Sie stand im Nichts und streckte die Arme aus. Er versuchte sie zu erreichen, setzte entschlossen einen Fuß vor den andern, aber irgendetwas hinderte ihn daran, ihr näher zu kommen. Die Entfernung wuchs sogar: Lidia schwebte fort, die Arme immer noch ausgestreckt …
    Das nächste Bild zeigte seinen Vater, Hovan Aldritt Valdorian. Primus inter Pares des Konsortiums, in den Augen Genugtuung darüber, sein Ziel erreicht zu haben. Und dann die blutige Masse, die man aus dem bei Bellavista abgestürzten Levitatorwagen geborgen hatte. Sein Vater, einer Laune des Schicksals zum Opfer gefallen, wie als Beweis für die atheistische Doktrin des Begrenzten Seins, der mit dem Mausoleum auf Tintiran ein Monument gesetzt worden war. Die Fragilität des Lebens, wie eine Blume, die man jederzeit pflücken konnte und deren Blütenblätter vom Wind fortgeweht wurden …
    »Primus?« Eine Hand berührte ihn an der Schulter. »Wachen Sie auf, Primus.«
    Valdorian hob schwere Lider. Das Licht schien sich ein wenig getrübt zu haben und blendete nicht mehr so wie beim ersten Erwachen. Er erkannte Jonathan und im Eingang des Abteils den dreibeinigen Gijül. Im Hintergrund sah er die Quinqu in ihren Kammern. Einer von ihnen hatte die Hibernation offenbar beendet und schlug langsam mit den Flügeln, wodurch die Muster auf ihnen in Bewegung gerieten. Eine fast hypnotische Wirkung ging davon aus.
    »Es gibt Probleme«, sagte Jonathan.
    »Ich habe herausgefunden, wer Sie sind«, zwitscherte Gijül. »Rungard Avar Valdorian, Primus inter Pares des Konsortiums. Zwischen Ihnen und der Allianz herrscht Krieg. Ihre Streitmacht hat Kabäa angegriffen und eine vernichtende Niederlage erlitten. Die Truppen der Allianz rücken überall vor und haben schon mehrere Planeten des Konsortiums unter ihre Kontrolle gebracht. Enbert Dokkar sucht Sie und hat eine hohe Belohnung für Ihre Ergreifung versprochen.«
    Valdorian setzte sich auf. Nicht nur das Licht hatte sich verändert, auch die akustische Kulisse: Das Summen war angeschwollen und klang schriller. Vielleicht stand der nächste Sprung unmittelbar bevor.
    Zwei kleinere Horgh begleiteten Gijül, und ihre Gesichter im oberen Teil des Zentralleibs wirkten nicht ganz so fratzenhaft wie das des Sippenoberhaupts. Sie hielten Waffen in den Greiffäden, eine auf Valdorian gerichtet, die andere auf Jonathan, der seinen Hefok hervorgeholt hatte.
    »Hundert Millionen Transtel hat er auf Ihren Kopf ausgesetzt«, fuhr Gijül fort. »Nennen Sie mir einen guten Grund, Sie nicht an Ihren Gegner auszuliefern.« Seine Stimme klang jetzt schärfer, nicht mehr so gekünstelt.
    »Wie wär’s hiermit?«, erwiderte Jonathan und hob den Hefok.
    »Glauben Sie wirklich, mich damit beeindrucken zu können?«, fragte Gijül. »Wir

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