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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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weitere Verlegenheit ersparen wollte.
    »Einverstanden«, sagte er und streckte sich auf seiner Liege aus. Eine Zeit lang blickte er nach oben, durch eine Lücke in der Decke ins gerüstartige Innere des Horgh-Schiffes. Das leise Summen schwoll an, mit steigender Frequenz: der Countdown zum nächsten Transit. »Rion«, sagte er rasch. »Denken Sie an Rion.«
    »Ja, Primus. Nach dem nächsten Sprung sollte es möglich sein, eine Verbindung herzustellen. Ich warne ihn vor Dokkar und Benjamin.«
     
     
    Zwei
     
    »Rion ist tot, Primus«, sagte Jonathan. »Und Madeleine, die zum Zeitpunkt des Anschlags bei ihm war, wurde schwer verletzt.«
    Valdorian fand kaum die Kraft, sich aufzusetzen. Das Summen des Sprunggenerators war zu einem sanften Flüstern in der Ferne geworden, und aus irgendeinem Grund gab es in diesem Teil des Horgh-Schiffes nicht mehr so viel Licht wie vorher. Es reichte gerade aus, um die andere Seite des Passagierraums zu erkennen. Valdorian stellte fest, dass die Flügel des in seinem Abteil zu Boden gesunkenen Quinqu ihren metallischen Glanz verloren hatten.
    »Wo?«, brachte er hervor. Wieder zogen Wellen aus stechendem Schmerz durch seinen Leib, wenn auch nicht so stark wie nach dem ersten Sprung.
    »Auf Chuambar, Primus.«
    »Chuambar …« Valdorian versuchte sich zu erinnern. So viele Namen, so viele Planeten … Cordoban hatte immer den Überblick behalten, immer Bescheid gewusst. Aber Cordoban war tot. »Dort befindet sich eines unserer strategischen Zentren, nicht wahr?«
    Ein Schatten glitt durchs Halbdunkel: Jonathan. Aber er bewegte sich nicht wie sonst, sondern ungelenk und schwerfällig. Als das Gesicht seines Sekretärs über ihm erschien, sah Valdorian erneut Blässe und tiefe Falten darin. Die Sprünge bringen uns um, dachte er. So wie den Quinqu. Wenn dieser Gedanke überhaupt von Emotionen begleitet wurde, dann allein von Genugtuung darüber, dass sein Tod eine große Enttäuschung für Gijül sein würde – dann musste er auf die dreihundert Millionen Transtel verzichten.
    Valdorian war dankbar für die Taubheit, denn sie bewahrte ihn davor, mit emotionalem Chaos auf Jonathans Mitteilung zu reagieren.
    »Ja«, bestätigte Jonathan, hielt den Injektor an Valdorians Arm und betätigte den Auslöser. Es zischte leise. »Offenbar wollte Rion von dort aus die Truppen des Konsortiums koordinieren und die Verteidigung der zentralen Welten vorbereiten. Der Umstand, dass Benjamin ihn dort nach kurzer Zeit lokalisieren und mit einer intelligenten Bombe töten konnte, weist darauf hin, dass er gut vorbereitet ist. Ich vermute, er hat während der letzten Jahre eine geheime Organisation aufgebaut, vielleicht in der Absicht, mit einer Art Putsch Ihren Platz einzunehmen.«
    »Ich hätte den verdammten Mistkerl wirklich erschießen sollen, als ich auf Guraki Gelegenheit dazu hatte«, sagte er leise. »Auch wenn er mein eigener Sohn ist.«
    »Es gibt niemanden mehr, der die Streitkräfte des Konsortiums führt«, fuhr Jonathan fort. Er kehrte zu seiner Liege zurück, verabreichte sich selbst eine Injektion und nahm dann Platz. »Mit Benjamins Hilfe haben die Truppen der Allianz leichtes Spiel, und Rions Tod macht für sie alles noch leichter. Das Konsortium bricht auseinander, Primus. Das Arkanado-Kartell hat bereits seinen Austritt erklärt, und andere Unternehmen werden folgen.«
    »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff«, murmelte Valdorian.
    »Primus?«
    »Schon gut.«
    »Es heißt, dass einige Generäle Verhandlungen mit der Allianz begonnen haben. Andere hingegen leisten entschlossenen Widerstand, insbesondere bei und auf den Welten, von denen aus die zentralen Bereiche des Konsortiums erreicht werden können.«
    »Ich hätte auf Cordoban hören sollen, nicht wahr?«, fragte Valdorian. Noch immer hinderte ihn die seltsame Leidenschaftslosigkeit an einer direkten emotionalen Reaktion.
    »Primus …«
    Valdorian drehte den Kopf und sah nur eine Silhouette seines Sekretärs. Jonathans Gesicht blieb ihm verborgen.
    »Ich hätte auf ihn hören sollen, stimmt’s?«
    »Es wäre besser gewesen, den Schlag gegen die Allianz länger und gründlicher vorzubereiten«, räumte Jonathan schließlich ein und sprach so, als bedauerte er diese Worte. »Aber solche Überlegungen sind müßig, Primus. Wir müssen mit der Situation fertig werden, die sich uns darbietet.«
    All das, wofür Valdorian – und vor ihm sein Vater – gearbeitet hatte, zerfiel. Die Ruinen eines Lebens – zweier Leben – lagen

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