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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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brauchen nur den nächsten Transit abzuwarten. Die Schockwelle raubt Ihnen das Bewusstsein, selbst wenn Sie vorher eine Dosis dieses Mittels bekommen haben …« Der Horgh hob einen Injektor. »Und dann wäre es ganz leicht, Sie zu entwaffnen und gefangen zu nehmen.«
    »Zweihundert«, sagte Valdorian. »Sie bekommen zweihundert Millionen Transtel von mir, wenn Sie uns nach Orinja bringen.«
    »Vielleicht sind Ihre Konten bereits gesperrt.«
    »Und wenn schon … Ich kann jederzeit auf einige Geheimfonds zurückgreifen. Geld ist für mich kein Problem.«
    Es glitzerte in Gijüls großen, hervorstehenden Augen, und sein verschrumpeltes Gesicht zeigte Listigkeit. »Dreihundert«, zwitscherte er. »Meine Sippe ist groß, sehr groß. Ich muss an viele Kinder und Verwandte denken. Und der Kühne Reisende braucht bald ein neues Triebwerk.«
    »Einverstanden«, sagte Valdorian. »Mein Sekretär veranlasst die Überweisung, sobald wir Orinja erreicht haben.«
    »Ein Vorschuss von hundert Millionen …«
    »Wenn wir Orinja erreichen«, beharrte Valdorian.
    Gijül zögerte, und dann schien selbst er zu begreifen, dass man es mit Habgier übertreiben konnte. Mit einem Arm winkte er seinen beiden Begleitern, die sich daraufhin umwandten und fortsprangen.
    »Der Transit erfolgt in zehn Minuten«, zwitscherte er und reichte Jonathan den Injektor. »Bereiten Sie sich darauf vor.«
    Er stieß sich ebenfalls mit seinen drei Beinen ab, sauste durch den großen Passagierraum und verschwand durch eine Öffnung in der nur teilweise verkleideten Wand.
    Jonathan presste den Injektor an Valdorians Arm und betätigte den Auslöser, woraufhin es leise zischte. Dann wiederholte er den Vorgang bei sich selbst.
    »Nach dem Sprung …«, sagte Valdorian und legte sich wieder hin. »Versuchen Sie erneut, Rion zu erreichen. Wir müssen ihn unbedingt warnen.«
    »In Ordnung, Primus.« Jonathan streckte sich auf einer anderen Liege aus.
    Bevor Valdorian die Augen schloss, sah er noch einmal zu den Quinqu – einer von ihnen schlug nach wie vor mit den Flügeln, die wie auf Hochglanz poliertes Metall glänzten.
    Eine neue Art von Benommenheit breitete sich in ihm aus, wie geistige Melasse, an der Gedanken und Gefühle festklebten und erstarrten. Sie umschloss sein Selbst wie Bernstein ein Insekt, während das Summen des Sprunggenerators immer mehr anschwoll …
    Und dann erfolgte der Transit.
    Valdorian krümmte sich auf der Liege zusammen, als erneut Feuer in seinen Neuronen brannte und eine enorme Kraft jede Faser seines Körpers unendlich in die Länge zu ziehen schien.
     
     
    Eins
     
    »Wie stellen Sie es an?«, fragte Valdorian und blickte dabei in den Passagierraum. Der Ganngan schlief noch immer, und der fragile Grekki im Alkoven daneben hing nach wie vor an der Decke. Aber bei den Quinqu hatte sich etwas verändert. Die hibernierenden Exemplare boten den gleichen Anblick wie zuvor, doch das Geschöpf, das zuvor langsam mit den Flügeln geschlagen hatte, lag jetzt auf dem Boden des Abteils und rührte sich nicht mehr. Niemand kam, um es zu untersuchen; die Horgh schenkten ihm keine Beachtung.
    »Wie bitte, Primus?«
    »Wie stellen Sie es an?«, wiederholte Valdorian, und sein Blick glitt zu Jonathan, der auf der anderen Liege saß. Sie hatten gerade eine einfache Mahlzeit zu sich genommen, und Valdorian fühlte sich erstaunlich gut, wenn man die Umstände berücksichtigte. Das Mittel, das Gijül ihnen zur Verfügung gestellt hatte, half tatsächlich. »Wie machen Sie sich unsichtbar?«
    »Ich werde nicht unsichtbar«, erwiderte Jonathan. »Andere Leute übersehen mich einfach.«
    »Aber wie? Welcher Trick steckt dahinter?«
    »Oh, es ist kein Trick. Ich bleibe einfach nur ganz still stehen, und wenn ich dann nicht mehr gesehen werden möchte, nimmt mich kaum jemand wahr. Ich weiß nicht, woran es liegt. Entdeckt habe ich es während der Schule.« Jonathan lachte leise – ein ungewöhnliches Geräusch, fand Valdorian. »Wenn mündliche Prüfungen anstanden. Manchmal hatte ich das Gefühl, nicht gut genug vorbereitet zu sein, und dann wünschte ich mir, vom Lehrer übersehen zu werden.«
    »Und?«, fragte Valdorian, als sein Sekretär schwieg. »Hat es geklappt?«
    »Ja. Zuerst war ich erstaunt – der Lehrer schien mich einfach nicht zu sehen, wenn ich es nicht wollte. Später habe ich mich daran gewöhnt. Es ist eine nützliche Fähigkeit.«
    »Das glaube ich Ihnen gern.« Valdorian hörte, wie das Summen aus den Tiefen des Schiffes erneut

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