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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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schneller gehandelt hätte.« Er deutete nach oben. »Jetzt wird all das zerstört, was wir in mehr als hundert Jahren aufgebaut haben.«
    »Glauben Sie, es ist meine Schuld?«
    »Ich habe den Krieg nicht angefangen«, betonte Thalsen noch einmal.
    »Nein, das haben Sie nicht«, erwiderte Valdorian in einem nachdenklichen Ton. »Die entsprechenden Anweisungen stammten von mir. Wir hätten den Krieg gewinnen können, wenn ich bereit gewesen wäre, auf Cordoban zu hören. Mein Fehler brachte ihm den Tod, ihm und vielen anderen.« Aus dem Augenwinkel sah er, wie Connor einen erstaunten Blick mit Jonathan wechselte. An solche selbstkritischen Worte vom Primus inter Pares – selbst vom abgesetzten – war der Arzt nicht gewöhnt. »Aber letztendlich spielt es gar keine Rolle, wer den Krieg beginnt, Thalsen. Es kommt darauf an, wer ihn gewinnt. Der Sieger hat das Recht auf seiner Seite, der Verlierer die ganze Schuld.«
    Stille folgte diesen Worten, und als sie unangenehm zu werden begann, räusperte sich Jonathan.
    »Mehrere Minenstädte sind bereits vollständig zerstört«, sagte er, sah dabei auf das Display des Infonauten und betätigte die Kontrollen. »Die planetaren Verteidigungssysteme sind aktiv und haben mehrere Gefechtsshuttles der Allianz abgeschossen, aber gegen die Bombardements lässt sich kaum etwas ausrichten. Die Schirmfelder der Habitate und Fabrikbereiche sind nicht für solche Belastungen konzipiert. Erstaunlicherweise haben die Schiffe der Allianz noch nicht versucht, Truppen abzusetzen.«
    Valdorian nickte langsam und blickte durchs Bugfenster in den Tunnel, der dunkel blieb. Nur ein leises, kaum hörbares Pfeifen deutete auf die enorm hohe Geschwindigkeit der Kapsel hin. »Benjamin hat gar nicht vor, Orinja für die Allianz zu erobern. Er will den ganzen Planeten vernichten, um mich zu erwischen.« Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Haben Sie Zugriff auf die Daten der seismischen Detektoren?«
    Jonathan sah vom Display auf. »Ja.«
    »Halten Sie nach einer Fusionssignatur Ausschau.«
    Der Sekretär verstand sofort, veränderte die Justierungen des Infonauten und zapfte so den Datenfluss anderer Servi in den Minenstädten von Orinja an.
    »Positiv«, sagte er wenige Sekunden später. »Es lässt sich tatsächlich eine Fusionssignatur feststellen.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Connor besorgt.
    »Es bedeutet, dass Orinja langsam verbrennt«, antwortete der bleiche Thalsen.
    »Darum landen keine Truppen der Allianz«, sagte Valdorian. »Benjamin hat einen Planetenfresser eingesetzt, wie auf Guraki. Die übrigen Angriffe dienen nur zur Ablenkung oder sind reine Zerstörungslust. Wie viel Zeit bleibt uns?«
    Jonathan blickte auf das Display des Infonauten. »Weniger als eine Stunde.«
    »Einen ganzen Planeten zu zerstören, um einen Mann zu töten …«, sagte Thalsen fassungslos.
    »Benjamin hat vollkommen den Verstand verloren«, kommentierte Reginald Connor, der ganz hinten saß.
    »Nein«, sagte Valdorian. »Er ist nicht verrückt. Aber er kennt keine Grenzen. Er hat nie welche gekannt. Für ihn spielt nur das eine Rolle, was er will. Alles andere ist unwichtig.« Unterscheidet er sich da so sehr von dir?, flüsterte eine kritische innere Stimme.
    Plötzlich schnappte Valdorian nach Luft, als jähe Pein wie ein Messer durchs Gehirn schnitt und ein tiefes Loch riss in den mentalen Schild, der den Schmerz bisher zurückgehalten hatte.
    »Dorian …«, begann der Arzt besorgt.
    »Wie viele Dosen enthält der Injektor, Reginald?«, brachte Valdorian mühsam hervor. Sein Blickfeld schrumpfte; an der Peripherie wurde alles grau.
    »Zehn«, antwortete Connor. »Aber jede weitere Dosis verliert an Wirkung, weil sich die Rezeptoren im Gehirn an die Substanz gewöhnen.«
    »Achtung«, ertönte die synthetische Stimme des Datenservos. »Eindringlinge im Sicherheitssystem, Sektionen Vier und Fünf.«
    »Ich dachte, die Schiffe der Allianz hätten keine Truppen abgesetzt«, sagte Thalsen erstaunt.
    »Identifikation der Eindringlinge«, wies Valdorian den Datenservo an, während er noch mit dem Schmerz rang. Auch diesmal widerstand er der Versuchung, sich eine weitere Injektion zu verabreichen.
    »Anorganische Einheiten«, erwiderte die synthetische Stimme. »Drohnen.«
    »Als ob der Planetenfresser nicht genug wäre.« Valdorian sah auf die Kontrollen. Bisher funktionierte alles einwandfrei. Noch immer rasten die beiden Transferkapseln mit hoher Geschwindigkeit durch den Tunnel, der Hauptscholle und dem

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