Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
wichtige Erkenntnis kam hinzu. Wir befinden uns hier außerhalb des Zeitstroms. Das bedeutete etwas mehr subjektive Zeit – kostbare Zeit! – für ihn!
    »Was machen Sie hier?«, erklang eine scharfe Stimme. »Passagiere sind nicht an Bord des Kantaki-Schiffes zugelassen, nur in der Transportblase.«
    Jonathan würgte noch immer – die seltsame Umgebung schien ihn erstaunlicherweise mehr zu belasten als seinen geschwächten, dem Tode geweihten Begleiter. Valdorian öffnete die Augen einen Spalt breit, gerade weit genug, um einen Akuhaschi zu sehen, der vor ihnen in dem verdrehten Gang stand. Unbewaffnet.
    Er trat auf ihn zu und hob seine Waffe, hielt sie dicht vor das verschrumpelte Gesicht mit den beiden etwa fünfzehn Zentimeter langen vertikalen Augen, so dunkel wie das Kantaki-Schiff. »Bringen Sie uns zum Piloten!«
    »Passagiere sind nicht …«, begann der Akuhaschi, und jäher Zorn quoll in Valdorian empor. Er packte die Gestalt am Kragen ihres Direals, riss sie herum und rammte ihr den Lauf des Hefoks an den Hals. »Sie sollen uns zum Piloten dieses Schiffes bringen! Und zwar sofort! Jonathan …«
    »Es … es geht schon wieder, Primus.«
    »Halten Sie sich an meinem Rücken fest und schließen Sie die Augen.« Und zum Akuhaschi: »Na los, gehen Sie! Und kommen Sie nicht auf dumme Gedanken. Ich bin durchaus bereit, von dieser Waffe Gebrauch zu machen.«
    Valdorians freie Hand blieb um den Kragen des Direals geschlossen, als sie hintereinander durch einen Gang wankten, der immer länger zu werden schien. Er wagte es nicht, die Lider ganz zu senken, sich allein auf den Tastsinn zu verlassen, sondern behielt den Akuhaschi im Auge, konzentrierte sich ganz auf ihn und die wilde Entschlossenheit, die seinen ganzen emotionalen Kosmos ausfüllte. Es gab noch eine Chance. Ja, es gab wirklich noch eine Chance!
    »Wir verstoßen gegen den Sakralen Kodex«, flüsterte Jonathan hinter ihm und hielt sich am Oberteil von Valdorians Kampfanzug fest. »Sie wissen, was das bedeutet, Primus.«
    »Zur Hölle mit dem verdammten Kodex!«, erwiderte Valdorian und dachte erneut an seine Begegnung mit Vater Groh. »Die Folgen können höchstens persönlicher Natur sein und uns beide betreffen, sonst nichts und niemanden«, fügte er hinzu. »Und ich glaube, in meiner derzeitigen Situation habe ich nicht mehr viel zu verlieren.«
    Der Akuhaschi machte keinen Versuch, sich zu befreien. Vielleicht befürchtete er, dass Valdorian tatsächlich auf ihn schoss. Wahrscheinlicher aber war, dass er mithilfe seines Direals längst Alarm ausgelöst und alle anderen an Bord auf die Eindringlinge hingewiesen hatte. Und wenn schon. Es kam nur darauf an, dass das Kantaki-Schiff mit dem richtigen Kurs aufbrach; alles andere spielte eine untergeordnete Rolle.
    Auf dem Weg zum Piloten kamen sie durch Korridore und Räume, in denen die dimensionalen Verzerrungen noch desorientierender waren als im peripheren Bereich des Schiffes. Valdorian war gezwungen, mehrmals die Augen zu schließen, aber die Furcht, dass ihm der Akuhaschi entwischte und damit seine letzte Chance zerstörte, sorgte dafür, dass er die Lider schon nach wenigen Sekunden wieder hob. Die Barriere ihn ihm bröckelte erneut, das spürte er ganz deutlich, aber noch reichte die Entschlossenheit aus, sie aufrechtzuerhalten. Sie befanden sich außerhalb des Zeitstroms, ja, aber das schützte ihn nicht vor dem Schmerz. Auch das war ein Problem, das gelöst werden musste, sobald die genetische Destabilisierung keine Gefahr mehr darstellte …
    Schließlich erreichten sie einen kuppelförmigen Raum mit buckelartigen Konsolen an den gewölbten Wänden. Zwei ebenfalls in Direale gekleidete Akuhaschi standen vor den Kontrollen, ohne auf die Anzeigen zu achten. Valdorian blinzelte und stellte erleichtert fast, dass sie ebenfalls unbewaffnet waren. Mehrere dreidimensionale Projektionsbereiche an den Wänden zeigten das All: Der Kantaki-Koloss war gestartet, seine Transportblase gefüllt mit zahlreichen Passagierkapseln, Habitaten und Frachtmodulen, alle voller Flüchtlinge von Orinja. Ein Darstellungsbereich zeigte den Planeten, der zu einer kleinen Sonne geworden war. Wer sich nicht in die Transportblase hatte retten können, lebte nicht mehr. Valdorian fragte sich kurz, was mit den Anomalien auf Orinja geschehen war. Hatte das nukleare Feuer sie zusammen mit dem Planeten zerstört? Oder existierten sie noch, im Inneren des Glutmeers? Kanalisierten sie das atomare Feuer vielleicht, um es durch

Weitere Kostenlose Bücher