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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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nicht zerstört worden – andernfalls hätte sich dieser Ort in ein Massengrab verwandelt.
    »Wie ich es vermutet habe«, sagte Valdorian zufrieden. »Benjamin und seine Freunde wollen nicht riskieren, dass das Kantaki-Schiff beschädigt oder gar zerstört wird.«
    Jonathan nickte. »Die Allianz braucht die Schiffe der Kantaki für den Transport ihrer Truppen.«
    Valdorian setzte sich wieder in Bewegung, auf den schwarzen Koloss des Kantaki-Schiffes zu. Jonathan folgte ihm stumm, obwohl sein Gesicht kurz Erstaunen zeigte. Connor lief ebenfalls los und schnaufte heftig.
    »Ich helfe meinen Leuten bei der Evakuierung«, rief Thalsen nach einigen Metern und eilte nach rechts, den drei Flüchtlingskolonnen entgegen.
    »Es bleibt nicht viel Zeit«, erwiderte Valdorian, ohne stehen zu bleiben.
    »Ich weiß.« Der kahlköpfige Sicherheitschef von Orinja hob die Hand. »Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
    Valdorian zögerte kurz und winkte dann ebenfalls.
    In der Raumhafenhalle kam es zu einer Explosion.
    Grelles Licht blitzte durch die Fenster, deren Scheiben sich unmittelbar darauf in Myriaden Splitter verwandelten, von der Druckwelle nach draußen geschleudert. Flammen loderten; Trümmerstücke rasten wie Geschosse umher. Valdorian wurde von den Beinen gerissen, und einige Sekunden lang konnte er nicht atmen. Dann schnappte er nach Luft, kam wieder auf die Beine und versuchte, die Barriere in seinem Inneren zu stabilisieren, die Schmerz und Schwäche in Schach hielt.
    Reginald Connor lag auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Sein Gesicht war zu einer Grimasse erstarrt. Ein scharfkantiges Metallteil ragte aus seiner zerfetzten Brust, und er lag in einer größer werdenden Blutlache.
    »Kommen Sie!«, rief Valdorian seinem Sekretär zu und lief erneut los. Nur wenige Dutzend Meter trennten sie noch vom schwarzen Berg des Kantaki-Schiffes.
    Die Explosion der Drohne schien wichtige Systeme des Raumhafens beschädigt zu haben. Weit oben gingen wellenförmige Bewegungen durch den Atmosphärenschild, und Strukturlücken entstanden. Wie Nebelschwaden driftete heißes, giftiges Gas durch die Lücken.
    »Von hier aus haben wir keinen Zugang zur Transportblase!«, rief Jonathan, als sie sich einem der schwarzen Dorne näherten, auf denen der dunkle Koloss ruhte.
    »Ich will auch gar nicht in die Blase«, erwiderte Valdorian.
    Er erreichte den Dorn als erster und trat ohne zu zögern in die Öffnung, die er angepeilt hatte. Jonathan gesellte sich ihm hinzu, und unmittelbar darauf senkte sich mattes Licht auf sie herab, hob sie sanft hoch. Wenige Sekunden später standen sie in einem kleinen Raum und beobachteten, wie sich die Öffnung im Boden schloss. Es schwang keine Luke zu – dunkles Metall schien dort zu wachsen, wo eben noch leere Luft gewesen war, und Düsternis umgab die beiden Männer.
    »Hier haben wir keine Schockwellen zu befürchten«, sagte Valdorian, der spürte, wie die Schwäche hinter der mühsam errichteten inneren Barriere auf der Lauer lag.
    »Wir verstoßen gegen den Sakralen Kodex«, erwiderte Jonathan und trat in einen halbdunklen Korridor. Unmittelbar darauf ächzte er, taumelte und würgte.
    Valdorian folgte ihm; dabei hatte er das Gefühl, eine unsichtbare Grenze zu überschreiten, die sich wie eine dünne Membran am Ende des Raums von einer Seite zur anderen spannte und subtilen Widerstand leistete. Dahinter erwartete ihn eine Welt, die ihm verwirrende, völlig unvertraute Strukturen präsentierte. Der Korridor vor Valdorian schien anzuschwellen und länger zu werden, während er gleichzeitig schrumpfte und sich korkenzieherartig drehte. Was bisher fest gewesen war, verwandelte sich in eine breiige Masse, und aus dem Nichts wuchsen Dinge, fügten sich Boden und Wänden hinzu. Stangenartige Gebilde ragten aus der Decke, wie metallene Stalaktiten, brachen, lösten sich auf und entstanden an anderer Stelle neu. Es gab mehr als nur drei räumliche Dimensionen, und die nicht darauf vorbereiteten menschlichen Sinne reagierten mit Konfusion. Er erinnerte sich an seinen Aufenthalt an Bord eines anderen Kantaki-Schiffes, vor nur drei Monaten, an eine Bitte um Hilfe, die abgewiesen worden war.
    Valdorian gewann den Eindruck, dass sich sein Inneres nach außen stülpte. Er schloss die Augen und versuchte zu vergessen, was er gerade gesehen hatte. Es half, ein wenig.
    Aber es blieb das Wissen, dass er sich tatsächlich an einem Ort mit mehr als den gewöhnlichen drei Dimensionen aufhielt, und eine weitere, sehr

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