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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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wieder in einem Kantaki-Schiff oder in dessen Transportblase unterwegs sein.« Sie wandte sich von Jonathan ab. »Diamant?«
    Lidias Blick galt noch immer Valdorian. »Es … fühlt sich nicht richtig an, ihn hier zurückzulassen.«
    »Ich werde den Mörder von Vater Hirl nicht an Bord seines Schiffes aufnehmen«, sagte Esmeralda mit sehr fest klingender Stimme. »Und von Grar darfst du in dieser Hinsicht kein Verständnis erwarten. Eine halbe Stunde«, fügte sie an Jonathan gerichtet hinzu und ging fort, zu ihrem Schiff.
    Lidia sah noch einmal auf den Toten hinab, drehte sich dann ebenfalls um und schritt an den Kristallen vorbei, deren Flüstern sie nicht hörte. Ich hoffe, deine Seele findet Frieden, Dorian, dachte sie und kehrte an Bord ihres Schiffes zurück.
    Grar erwartete sie im Pilotendom, und seine Emanationen kündeten von Anteilnahme.
    »Bring uns fort von hier, Diamant«, klickte er. »Bring uns in den Transraum und lass uns im Sakrium gemeinsam meditieren.«
    Lidia nahm im Pilotensessel Platz, legte ihre Hände in die Sensormulden, fühlte das Schiff und ließ es dann aufsteigen.
     
    Esmeralda blickte zu den Projektionsfeldern an den gewölbten Wänden und beobachtete die Kristalle.
    »Ist er noch immer dort?«
    »Die Augen des Schiffes können den betreffenden Bereich nicht wahrnehmen«, erwiderte einer der Akuhaschi an den Konsolen.
    Ein Zittern berührte die Hyperstruktur des Schiffes, und Esmeralda beugte sich im Pilotensessel vor.
    »Was war das?«
    »Temporale Energie«, antwortete der Akuhaschi, der auch zuvor gesprochen hatte. »Vielleicht gibt es auf diesem Mond eine Anomalie. Ohne Vater Hirl lässt sich das nicht mit Gewissheit feststellen.«
    »Die halbe Stunde ist um.«
    »Ja.«
    Dennoch zögerte Esmeralda, und einige Sekunden lang fragte sie sich, warum Jonathan nicht zum Schiff zurückgekehrt war. Weshalb sollte er beschließen, Valdorian in den Tod zu folgen?
    Aber die Antwort auf diese Frage betraf nicht sie.
    Sie schloss die Augen, wurde zum Schiff und ließ den vierten Mond des Ringplaneten Nurando unter sich zurück.
    Jonathan stand allein zwischen den flüsternden Kristallen und beobachtete, wie erst das eine Kantaki-Schiff aufstieg und dann auch das andere. Etwas hatte ihn festgehalten und daran gehindert, sich zu bewegen, aber jetzt gab es ihn wieder frei. Er bückte sich, drehte Valdorian langsam auf den Rücken …
     
     … ein vertraut wirkendes Glühen. Valdorian stand in der dunklen Tür, hinter ihm das Leben und vor ihm der Tod. Er hob die Hand und bemerkte darin den Diamanten.
    Sein Glühen veränderte sich, und damit auch die Struktur des Zwillingskristalls. Ein halb durchsichtiger, silbrig glänzender Keil wurde daraus, etwa vier Zentimeter lang; an der dicksten Stelle hatte er einen Durchmesser von zwei Zentimetern.
    Das Objekt, das ihm der Temporale in der schwarzen Pyramide auf Kabäa gegeben hatte. Ein Schlüssel zur Zeit.
    Die Temporalen, der Feind aus dem Zeitkrieg. Aber sie boten Hilfe an …
    Die Kantaki. Es war alles ihre Schuld. Vor hundertzwanzig Jahren hatten sie ihm Lidia genommen, und dann, als er ihre Hilfe brauchte, weigerten sie sich, ihm das zu geben, was er am dringendsten benötigte:   Zeit.
    Valdorian glitt durch einen Tunnel auf der dünnen Trennlinie zwischen Leben und Tod, im Inneren eines zeitlosen Moments. Das Feuer des Zorns erfüllte ihn, heißer als jemals zuvor, und er schloss die Finger fest um den Keil, fürchtete plötzlich nichts mehr, als ihn zu verlieren.
    Er fand sich in einer Kugel wieder, deren Innenwände aus zahlreichen einzelnen Bildern bestanden, und jedes von ihnen präsentierte einen ganz bestimmten Ort in Raum und Zeit.
    Wärme ging von dem Keil aus, aber Valdorian öffnete die Hand nicht. Das Glühen durchdrang die Finger.
    Die Kantaki maßten sich an, andere zu bestrafen. Gab es jemanden, der sie bestrafen konnte?
    Ich lebe noch!
    Und er befand sich an einem sehr speziellen Punkt der Raum-Zeit.
    Ein ganz bestimmtes Bild weckte seine Aufmerksamkeit, und aus der Wärme des Keils wurde Hitze, die ihn zwang, die Hand zu öffnen. Das Glühen wuchs in die Länge, verwandelte sich in einen Finger aus Licht, der durch die Kugel tastete, ein Bild traf und es heranholte.
    Valdorian fiel …
     
     … und landete an einer anderen Stelle in der Raum-Zeit. Er befand sich an Bord eines Shuttles, geflogen von einem Mann, den er sehr gut kannte und der zu diesem Zeitpunkt noch lebte. Fenster aus transparenter Stahlkeramik gewährten

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