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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Elaborationsknoten, separaten Schnittstellen und Analysemodulen. Die beiden mehr als fünfzehn Zentimeter langen, schlitzförmigen Augen waren kohleschwarz. Tiefe Falten durchzogen das verschrumpelte Gesicht, wie Schluchten in einer öden Felslandschaft. Die Akuhaschi, so wusste Valdorian, waren Bedienstete der Kantaki, fungierten gewissermaßen als Mittler zwischen ihnen und den Angehörigen aller anderen Völker. Es hieß, dass sie in einer Art symbiotischen Beziehung mit ihnen lebten.
    »Sind Sie ein Konfident, Theo Bisanz?«
    Eine Erinnerung wurde in Valdorian wach. Lidias Gesicht erschien vor seinem inneren Auge. Ihre großen Augen sahen ihn an, und ihre Lippen bewegten sich. »Sie könnten mein Begleiter sein, mein Konfident. Sie könnten mich begleiten auf der Reise durch die Ewigkeit …«
    »Nein«, sagte Valdorian. »Nein, ich bin kein Konfident.«
    Es glitzerte in den vertikalen Augen des Akuhaschi. »Dann sehe ich mich nicht imstande, Ihnen die gewünschte Auskunft zu erteilen. Die Piloten unterstehen dem Sakralen Kodex der Kantaki. Ihre Privatsphäre ist unantastbar.« Die Stimme war tief, kaum mehr als ein Brummen. Anzeigen leuchteten an dem Direal, und das Geschöpf schien einer Stimme zu lauschen, die Valdorian nicht hören konnte.
    »Ich bin bereit, viel Geld für Informationen über Lidia DiKastro zu bezahlen.«
    »Sie überschätzen die Bedeutung von Geld für die Kantaki. Bitte verzichten Sie auf weitere Informationsanfragen dieser Art.«
    Das Bereitschaftssymbol kehrte auf den Schirm zurück.
    Enttäuschung ersetzte die Hoffnung in Valdorian, als er den Identer aus dem Abtaster zog und einsteckte. Nach kurzem Zögern deaktivierte er den Privatgaranten und ließ das kleine Gerät in der Jackentasche verschwinden. Er stand auf und trat auf das Kraftfeld zu, dessen milchige Schleier sich vor ihm auflösten.
    Als er die Nische verließ, bemerkte er aus den Augenwinkeln einen Taruf und blieb abrupt stehen. Der Humanoide stand direkt neben einem Megainformationszylinder des Aussichtsraums, halb verborgen im Schatten zwischen zwei erhellten Bereichen, die mit eindrucksvollen Darstellungen für Anderswelten warben. Seine Kleidung wirkte auf Valdorian wie eine Mischung aus Kutte, Overall und Kleid, und wo sie den Körper unbedeckt ließ, zeigten sich dürre Gliedmaßen mit transparenter, wie gläserner Haut, unter der die Blutgefäße wie Kabelstränge aussahen. Das schmale Gesicht des Taruf erschien nach menschlichen Maßstäben seltsam leer, denn es fehlten Augen. Er orientierte sich mithilfe von Signalen, einer Mischung aus Ultraschall- und Radarimpulsen. Empfangen wurden diese Signale von pustelartigen Rezeptoren, die in Form eines Wulstbogens von der einen Seite des Kopfes zur anderen reichten, mitten durchs Gesicht.
    Der Taruf gab durch nichts zu erkennen, Valdorians Präsenz zu bemerken. Seine Aufmerksamkeit galt einem Datenwürfel, den er in seinen dünnen Fingern hielt und immer wieder drehte.
    Valdorian seufzte innerlich und dachte daran, dass Jonathan ihn bestimmt verständigt hätte, wenn der Allianz-Spion in diesen Teil der Transportblase vorgedrungen wäre. Er setzte sich wieder in Bewegung, durchquerte erneut den Aussichtsraum, trat an eines der großen Fenster und blickte hinaus in den Transraum.
    Irgendwo dort draußen befand sich Tintiran, der Planet mit dem Scharlachroten Meer. Dort hatte er Lidia kennen gelernt und sie verloren.
     
Tintiran ·  Januar 421 SN ·  linear
     
    Valdorian folgte dem Verlauf des Weges, der über die Hügelkuppe zum Mausoleum führte. Feiner Kies knirschte unter seinen Schuhen, als er an Säulen vorbeiging, die zahlreiche Schutzsysteme beherbergten und mit der Sicherheitszentrale in Bellavista verbunden waren, der Hauptstadt von Tintiran. An diesem Ort brauchte er keine Gefahren zu befürchten. Auf der einen Seite der Hügelkette erstreckte sich das Scharlachrote Meer unter einem fast wolkenlosen Himmel, auf der anderen die Stadt an der Bucht mit ihren überwiegend weißen Gebäuden, umringt vom Grün des tropischen Waldes. Große Levitatorhotels schmiegten sich an die Felsen der Klippen, ohne die Ästhetik der Landschaft zu stören, und Touristen vieler Welten – Subalterne, Autarke, Souveräne und Nonkonformisten – verbrachten dort einen mehrwöchigen Urlaub. Neben einer Schatten spendenden Baumgruppe blieb Valdorian kurz stehen, blickte übers Meer und erinnerte sich an die Fahrt mit einem Katamaran. Das Meer sah genauso aus wie damals, ein

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