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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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erfahren haben?«
    »Beim Gespräch mit Vater Groh auf Orinja … Es kam zu einem physischen Kontakt, und ich weiß nicht, was der Kantaki in mir wahrgenommen hat. Er warnte mich davor, gegen den Sakralen Kodex zu verstoßen.« Valdorian schob die Erinnerungen daran beiseite. »Nun, ist alles bereit?«
    »Ja«, erwiderte Cordoban und wandte sich der Tür des Projektionsraums zu, doch dann zögerte er. »Die Planungen müssen den Umstand berücksichtigen, dass Sie in spätestens einem Jahr das Konsortium nicht mehr leiten. Es gilt, rechzeitig einen Nachfolger aufzubauen.«
    Es klang neutral. Cordoban traf einfach nur eine Feststellung, in der Emotionen, welcher Art auch immer, keinen Platz hatten. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – fühlte sich Valdorian von den Worten getroffen. Für den Strategen des Konsortiums war sein Tod etwas, das bereits feststand, ein Fakt, von dem ihn nur ein gewisser Zeitraum trennte.
    »Es war ein Fehler, die auf Orinja geplanten Verhandlungen zu verschieben, wenn Sie mir diese Kritik gestatten«, fuhr Cordoban fort. »Gerade nach dem Attentat hätten Sie Ihre Position festigen können. Beim Arkanado-Kartell ist man recht ungehalten, denn dort hat man beabsichtigt, einen eigenen Kandidaten für die nächste Primus-Wahl zu lancieren.«
    Valdorian schwieg. Nach dem Besuch im Mausoleum musste er erst noch sein inneres Gleichgewicht wieder finden.
    »Nun, der Krieg wird das Konsortium zusammenschweißen«, sagte Cordoban. »Selbst wenn Arkanado auf einem eigenen Kandidaten besteht – die anderen Unternehmen werden das Kartell überstimmen, um der Einheit und Kontinuität willen. Es ist der alte Trick: Bei inneren Schwierigkeiten suche man sich einen externen Feind.«
    »Krieg?«, wiederholte Valdorian.
    »Einzelne Aktionen gegen die Allianz genügen nicht mehr, um ihre Expansion einzudämmen. Arik Dokkars Tod dürfte den Ausschlag geben. Enbert Dokkar ist nicht dumm. Er lässt sich nicht allein von Hass und Rachsucht leiten, sondern setzt diese Empfindungen als eine Art Motor ein. Er wird seine emotionale Reaktion als Mittel zum Zweck nutzen, um seinen alten Plan in die Tat umzusetzen und zu versuchen, das Konsortium zu übernehmen.«
    »Sie scheinen seine Gefühle gut zu verstehen«, sagte Valdorian und spürte, wie sich nach und nach vertraute Ruhe in ihm ausbreitete. Auch er selbst dachte in strategischen Bahnen, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie Cordoban. Auch er traf seine Entscheidungen auf einer rationalen Basis – zumindest war das bisher immer der Fall gewesen.
    »Sie kennen mich, Primus«, erwiderte Cordoban. In seinen braunen Augen zeigte sich keine Regung. »Ich sehe die Dinge so, wie sie sind, nicht durch einen emotionalen Filter, der ein Zerrbild der Wirklichkeit schafft. Ich weiß, welche Rolle Gefühle spielen und wie sehr sie Einfluss nehmen auf das Verhalten von Menschen und Angehörigen anderer Völker. Daher bin ich sehr wohl imstande, sie zu verstehen und bei meinen Planungen zu berücksichtigen.«
    Er betätigte den Öffner, und die Tür glitt beiseite. Valdorian folgte dem Strategen in den großen, runden und schwarzen Projektionsraum. Er erinnerte sich an seinen ersten Aufenthalt an diesem Ort, vor vielen Jahren. Damals hatte ihn Übelkeit erfasst nach den ersten Schritten in die vermeintliche Leere, die keinen Halt zu bieten schien. Heute wusste er, was ihn erwartete.
    Cordoban trat zu einer der Konsolen, die in Form rechteckiger Blöcke anderthalb Meter weit an den Wänden aufragten und ebenfalls schwarz waren. Er griff unter seinen Kittel, holte ein Kabel hervor und verband es mit den Kontrollsystemen der Konsole.
    Es schien noch dunkler zu werden, so als saugte etwas die letzten Photonen aus dem Raum. Der Boden unter Valdorians Füßen blieb fest und stabil, aber gleichzeitig schien er zu verschwinden und mit der Schwärze des Projektionsraums zu verschmelzen.
    »Dies ist die aktuelle ökonomisch-politische Situation«, sagte der einige Meter entfernt stehende Cordoban. Seine Stimme kam aus dem Nichts, doch dann zeigte sich seine Gestalt als ein vager Schemen im Licht der projizierten Galaxis.
    Valdorian drehte den Kopf und blickte auf die Darstellung der Milchstraße, die vor und über ihm schwebte, sich langsam drehte, ein gewaltiges Feuerrad aus mehr als hundert Milliarden Sternen. Das Rad neigte sich und kam näher; ein Spiralarm rückte in den Vordergrund und zeigte unterschiedlich gefärbte Bereiche. Valdorian kannte diese Art der Projektion

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