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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Wände waren und die seltsam verschnörkelten Symbole der Xurr aufwiesen.
    »Faszinierend«, sagte Jonathan an einer Abzweigung und leuchtete mit seiner Chemo-Lampe, während Cordoban Datenmodule wechselte und offenbar versuchte, sich zu orientieren. »Man könnte meinen, wir wären durch die Adern eines riesigen Lebewesens unterwegs.«
    Irgendwo in der kalten Dunkelheit knirschte und knackte es.
    »Was war das?«, fragte Valdorian und blickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Lichtschein der Lampen reichte nur wenige Meter weit, und jenseits davon schien sich die Finsternis zu verdichten.
    »Das Eis«, sagte Jonathan. »Wir befinden uns hier unter einem drei Kilometer dicken Gletscher. Man stelle sich den Druck vor …«
    »Hätte die Stadt der Xurr nicht von den Eismassen zerquetscht werden müssen?«, fragte Valdorian und starrte noch immer in die Dunkelheit.
    Jonathan zuckte mit den Schultern. Valdorian bemerkte erst jetzt, dass auch sein Sekretär verletzt war. In der Jacke seines Thermoanzugs zeigten sich weniger Risse als in Cordobans Schutzanzug, aber sein Gesicht wies mehrere blutige Striemen auf. »Das müssen Sie einen Geologen fragen«, erwiderte er. »Mithilfe meines Infonauten hätte ich Ihnen vielleicht Auskunft geben können, aber er ging bei der Explosion zu Bruch.«
    »Eine blaue Markierung …« Cordoban wandte sich den Tunnelöffnungen der Abzweigung zu und hob die Lampe. »Wir müssen eine blaue Markierung finden.«
    »Ich sehe keine«, sagte Jonathan, der ebenfalls Ausschau hielt.
    Valdorian drehte sich um und hatte das unangenehme Gefühl, dass die Finsternis einige Meter hinter ihm Gestalten gebar. Er musste sich zwingen, keinen Blick über die Schulter zu werfen.
    »Der blaue Weg führt an der Peripherie des Labyrinths entlang zur anderen Seite«, erklärte Cordoban. »Aber hier fehlen Markierungen.«
    Die Kälte wurde sofort unangenehm, wenn man verharrte. Valdorian schlang die Arme um seinen Oberkörper; er schätzte die Temperatur auf etwa fünfundzwanzig Grad unter null. Aufgrund der Risse isolierte der Thermoanzug nicht mehr annähernd so gut wie vorher.
    Cordoban holte ein kleines Sondierungsgerät hervor, blickte auf die Anzeigen und schüttelte es.
    »Nun, verlieren wir nicht noch mehr Zeit«, sagte der Stratege schließlich. »Nach links.«
    Sie duckten sich durch die Öffnung und setzten den Weg in einem größeren Tunnel fort. Auch hier lagen dünne, feste Kunststoffplatten auf dem eigentlichen Boden, um ihn zu schützen. Das Licht der beiden Chemo-Lampen strich über die lederartige Substanz der Wände, die von Furchen und Rillen durchzogen waren. Hier und dort gab es Risse, gefüllt mit Dunkelheit. Vielleicht erstreckten sich Räume oder andere Tunnel dahinter – Jonathan und Cordoban blieben nicht stehen, um hineinzuleuchten.
    Zwar gingen sie mit langen, entschlossenen Schritten, aber die Bewegungen hielten die Kälte nicht von Valdorian fern. Sie kroch durch die Risse in dem Thermoanzug, fraß sich in seinen Leib und schuf Taubheit. Er spielte mit dem Gedanken, die Gürtelkontrollen zu betätigen und mehr Energie in die Heizfäden des Anzugs zu leiten, entschied sich aber dagegen. Die Batterien mussten geschont werden, denn sie bedeuteten Leben.
    Etwa eine halbe Stunde lang folgten sie dem Verlauf des Tunnels. Gelegentlich wiederholte sich das Knirschen und Knacken, das aus keiner bestimmten Richtung zu kommen schien, und wenn Valdorian den Kopf drehte, sah er Finsternis, die ihm in einem Abstand von einigen Metern folgte.
    Dann kam es zu einer Veränderung.
    Sie betraf nicht in dem Sinne die Umgebung, sondern die allgemeine Atmosphäre. Die Wände des Tunnels boten den gleichen Anblick: mumifiziertes organisches Gewebe, das nach knittrigem Leder aussah, hier und dort darin eingelassene Geräteblöcke und Tafeln mit Hieroglyphengruppen. Dennoch gewann Valdorian den Eindruck, dass sie eine unsichtbare Grenze passiert hatten und sich etwas näherten, das ihn mit Unbehagen erfüllte. Jonathan und Cordoban schienen es ebenfalls zu spüren, denn sie gingen langsamer, hoben die Chemo-Lampen und hielten Ausschau. Der Tunnel führte nach unten, knickte nach links ab …
    Hinter der Kurve lag die Leiche eines Mannes. Cordoban untersuchte sie, während Jonathan einen respektvollen Abstand wahrte.
    »Kann sich die Explosion im Empfangsbereich auch hier ausgewirkt haben?«, fragte Valdorian leise.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte der Sekretär. »Selbst wenn sich die

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