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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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keine Ruhe in dem weichen, warmen Bett, drehte sich immer wieder von einer Seite zur anderen. Nach einer Weile stand sie auf, ging zum Fenster, schob die Gardinen beiseite und sah nach draußen. Es schneite nicht mehr, und das Licht der beiden kleinen Monde Xandors fiel auf eine Welt, die ein weißes Gewand trug. Dort unten am See gab es einen Felsen, über dessen eine Seite das Wasser eines Baches floss. Dort war Aida emporgeklettert, vor vielen Jahren. Sie hatte den Halt verloren, war mit dem Kopf gegen den Felsen geprallt, bewusstlos in den See gefallen und ertrunken. Ihr Grab befand sich dort unten, jetzt von Schnee bedeckt.
    »Aida«, sagte Lidia leise, und ihre Fingerkuppen berührten die Scheibe. Aida hatte ihr den Weg gezeigt, über die Wiese und durchs Nichts, vorbei an dem Greis, der glaubte, Liebe verlangen zu können. Ihrer kleinen Schwester konnte sie vertrauen.
    Lidia kehrte ins Bett zurück, und diesmal schlief sie sofort ein. Am nächsten Morgen verabschiedete sie sich von ihren Eltern und kehrte mit dem gemieteten Levitatorwagen nach Fernandez zurück. Dort ging sie an Bord eines Shuttles, der sie nach Tintiran brachte.
    Zwei Tage später, am zehnten September, begann ihr erster Ausbildungsflug mit einem Kantaki-Schiff.
     
     

9
Guraki
Februar 421 SN ·  linear
     
    Noch bevor Valdorian die Augen öffnete, spürte er Kälte, und seine rechte Hand setzte sich von ganz allein in Bewegung, tastete nach den Gürtelkontrollen des Thermoanzugs.
    »Das sollten Sie besser lassen«, erklang eine Stimme, und Finger, kalte Finger, hinderten ihn daran, die Kontrollen zu erreichen.
    Cordobans Stimme, ebenfalls kalt.
    Valdorian hob die Lider und bemerkte Lichtschein, der von zwei chemisch betriebenen Laternen ausging. Für den Notfall bestimmte Lampen.
    Die Explosion …
    Ein sonderbares Bild entstand vor seinem inneren Auge: das Gesicht der ernsten Korinna Davass, von Entsetzen gezeichnet.
    »Was ist mit den anderen?«, fragte er und hörte den überraschend rauen Klang seiner Stimme.
    »Alle tot«, sagte Cordoban, der im Halbdunkel hantierte, irgendwo hinter Valdorian. »Wir sind nur dank unserer Individualschilde mit dem Leben davongekommen.«
    Jonathan brachte einen Becher. Valdorian setzte sich auf – er hatte auf einer dünnen, isolierenden Matratze gelegen –, griff dankbar danach und trank. Es war Wasser, ganz normales Wasser, aber es schmeckte köstlich.
    Sie befanden sich in einem kleinen runden Raum, dessen Wände mehrere dunkle Tunnelöffnungen aufwiesen. An der einen Seite bemerkte Valdorian Regale mit kleinen Kisten. Aus einer von ihnen stammten die beiden Notlampen, aus einer anderen das kleine Heizgerät, mit dem Jonathan einen Brocken Eis geschmolzen hatte.
    »Dies ist einer der Rettungsräume im Labyrinth«, erklärte der Sekretär. »Bestimmt für Besucher, die sich verirrt haben. Leider funktioniert der hiesige Kom-Servo nicht.«
    »Entweder ist er defekt, oder das Schirmfeld, das an der Oberfläche installiert wurde, blockiert die Signale«, sagte Cordoban. »Wir sind auf uns allein gestellt.«
    Valdorian schauderte. Die Kälte war sehr unangenehm. »Sie haben mich hierher getragen?«
    »Getragen und gezogen, Primus.« Jonathan deutete auf den Becher. »Das Wasser ist nicht sterilisiert.«
    »Was derzeit unsere geringste Sorge sein dürfte«, erklang Cordobans Stimme hinter Valdorian. »Der Energievorrat unserer Thermoanzüge reicht bei der gegenwärtigen Belastung noch für sechs Stunden. Wenn wir bis dahin keinen warmen Ort erreicht haben, erfrieren wir.«
    Valdorian drehte sich um. Das Glühen der Chemo-Laternen machte Cordoban zu einem grotesken Wesen in einem Niemandsland zwischen Licht und Schatten. Der Chefstratege des Konsortiums hatte die halb zerfetzte obere Hälfte seines Thermoanzugs abgelegt; zum Vorschein kam ein dürrer, leichenhaft blasser Körper, in dem Dutzende von größeren und kleineren Geräten und Servi steckten. An einigen Stellen zeigten sich Risse in der Haut. Aus manchen von ihnen rann Blut, aus anderen eine ölige, farblose Flüssigkeit.
    »Sie sind verletzt«, stellte Valdorian fest.
    »Ja. Diese Risse hier spielen kaum eine Rolle, aber meine diagnostischen Module weisen auf mehrere innere Verletzungen hin, die behandelt werden müssen. Wie dem auch sei: Die Kälte macht mir weniger zu schaffen als Ihnen. Ich werde einige Stunden länger überleben.«
    Cordoban sprach so nüchtern und sachlich, als beträfe ihn diese Sache überhaupt nicht.
    »Mit einer

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