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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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solchen Entwicklung haben Sie nicht gerechnet«, sagte Valdorian mit einem Hauch Sarkasmus. »Für unsere derzeitige Situation gab es in Ihren Gleichungen keinen Platz.«
    Cordoban zögerte und überlegte kurz. »Beim Entwicklungspotenzial komplexer Situationen existieren immer Variablen mit einem unbestimmbaren Wert.«
    Er schloss die Risse – die Wunden – in der Haut mit einer farblosen Paste, griff dann nach mehreren Datenmodulen und verband sie mit den Servi an Brust und Bauch.
    »Leider hatte ich keine Gelegenheit, mich genau über das Labyrinth zu informieren«, sagte Cordoban und streifte das zerrissene Oberteil des Thermoanzugs über. »Die Explosion hat den Empfangsbereich zerstört. Selbst wenn die unteren Bereiche der Liftschächte intakt geblieben sind, was ich bezweifle – wir haben keine Möglichkeit, uns durch die Trümmer zu graben.«
    Der Stratege holte seinen Hefok hervor, überprüfte Einstellung und energetisches Niveau. Valdorian erinnerte sich an die Waffe, die er mitgenommen hatte – sie befand sich noch immer in der Tasche seines Thermoanzugs. Er griff hinein und berührte nicht nur sie, sondern auch noch zwei andere Objekte. Seltsam, er erinnerte sich gar nicht daran, Diamant und Amplifikator in die Tasche gesteckt zu haben.
    »Die Probebohrung«, sagte Jonathan und verteilte die Proteinriegel eines Notpakets. Valdorian nahm einen zweiten Becher Wasser von ihm entgegen und trank dankbar. Das Brennen in seinem Hals ließ nach, und er fühlte sich besser.
    »Ja«, bestätigte Cordoban, steckte die Proteinriegel ein und stand auf. Valdorian folgte seinem Beispiel. »Sie ist unsere einzige Chance.« Er griff nach einer der beiden Laternen; die andere nahm Jonathan, ebenso das kleine Heizgerät.
    »Probebohrung?«, fragte Valdorian, als sie sich einer der Tunnelöffnungen in den Wänden zuwandten. Sie war mit einem roten Symbol gekennzeichnet.
    »Hier unten, unter dem Eis des Gletschers, erstrecken sich die Reste einer großen Xurr-Stadt, und das Labyrinth ist nur ein kleiner Teil davon. Auf der anderen Seite haben die Archäologen einen Schacht nach unten getrieben, um festzustellen, ob und wie weit sich die alte Metropole fortsetzt. Dort gibt es nicht nur einen einfachen Lift, mit dem wir nach oben gelangen können, sondern auch einen Datenservo. Ich vermute, dass das oben installierte Schirmfeld nicht so weit reicht. Mein Kom-Implantat ist beschädigt, aber das Terminal dort sollte mir Gelegenheit geben, mich mit den Truppen in Verbindung zu setzen und die Identität der Personen mit Prioritätsstatus festzustellen, die nach uns eingetroffen sind.«
    »Glauben Sie, jene Leute stecken hinter der Bombe?«
    »Ich gehe davon aus, dass ein Zusammenhang besteht«, erwiderte Cordoban. Er verharrte an der Tunnelöffnung und sah Valdorian an. »Nach der letzten Meldung waren die Widerstandsnester in der Nähe der Hauptstadt praktisch eliminiert. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Gesandte der Allianz für den Bombenanschlag verantwortlich sind.«
    »Aber wer kommt sonst infrage?«, fragte Valdorian erstaunt.
    »Ich schätze, darauf kann mir der Datenservo am Ende des Liftschachts dort eine Antwort geben.«
    Sie traten in den Tunnel, und Valdorian folgte den beiden anderen Männern. Ihm war noch immer kalt, und er begrüßte die Möglichkeit, sich zu bewegen – obgleich er seine Schwäche spürte. Er musste sehr vorsichtig mit seinen Kräften umgehen, wenn er überleben wollte. Ausgerechnet an diesem Ort zu sterben, in den Resten einer fremden, semiorganischen Stadt, die zehn Jahrtausende überdauert hatte … Diese Vorstellung erschien ihm so absurd, dass er sich weigerte, sie in Betracht zu ziehen.
    Der Tunnel führte in weiten Kurven nach unten. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zeigten sich rote Markierungen an den Wänden, die aus einer schwarzbraunen, ledrig wirkenden Substanz bestanden: Vor zehntausend Jahren war dies lebendes Gewebe gewesen und von den Xurr als Baumaterial verwendet worden; jetzt war es tot, da man es nicht rechtzeitig konserviert und dadurch der Mumifikation preisgegeben hatte. Hier und dort zeigten sich Löcher in dem ledrigen Etwas, wo sich vielleicht weitere organische Komponenten befunden hatten. An anderen Stellen bemerkte Valdorian pechschwarze Geräteblöcke in unterschiedlicher Größe, durch Faserstränge mit dem Gewebe verbunden. Ihr Zweck ließ sich nicht einmal erahnen. Mehrmals kamen sie an Tafeln vorbei, die integraler Bestandteil der

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