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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Stiefel an, die sein Sekretär ebenfalls mitgebracht hatte.
    »In einer Tasche des anderen Thermoanzugs habe ich das hier gefunden«, sagte Jonathan.
    Er hob eine Schatulle und ein Gerät, das wie ein Kom-Modul aussah.
    Etwas erzitterte in Valdorian, als er daran dachte, wie leicht er jene Gegenstände hätte verlieren können. Schon die Möglichkeit ihres Verlustes entsetzte ihn. Er nahm sie entgegen, und der physische Kontakt mit den beiden Objekten brachte Erleichterung.
    Dann sah er in den Spiegel und erschrak. Während der vergangenen Tage schien er um Jahre gealtert zu sein. Die großen grauen Augen lagen tiefer in den Höhlen als vorher, und die Falten in der ungewöhnlich blassen Haut waren länger geworden. Noch sieben oder acht Monate, mehr nicht. erinnerte er sich.
    Er atmete tief durch und drehte sich ruckartig um. »Autarker Gallhorn … Bitte bringen Sie uns zur hiesigen Sicherheitsstation.«
    Eine Wunde zeigte sich im Zentrum von Gateway: Das Gebäude, das Zugang gewährte zum Xurr-Labyrinth in mehr als dreitausend Meter Tiefe unter dem Eis, existierte nicht mehr. Die etwa dreißig Meter durchmessende Dachplatte war ebenso geborsten wie die Säulen, die sie getragen hatten.
    »Es grenzt an ein Wunder, dass wir überlebt haben«, sagte Jonathan leise und blickte aus dem Fenster des Levitatorwagens.
    »Ohne die Individualschilde gäbe es uns jetzt nicht mehr.« Valdorian saß vorn neben Byron Gallhorn, der den Wagen flog, und die eigenen Worte erinnerten ihn daran, wie schnell das Leben enden konnte. Diese Tatsache bekam immer mehr Gewicht für ihn, wurde zu einem bestimmenden Element in seinem Denken und Fühlen. Nach wie vor brodelte Zorn in ihm, aber ein Teil davon verwandelte sich in Entschlossenheit.
    Jenseits der Habitatkuppel ging die Sonne unter. Diesmal heulte kein Wind über die kalte Landschaft aus Schnee und Eis, und der Sonnenuntergang ließ den Horizont blutrot erglühen. In der Stadt am Raumhafen gingen die ersten Lichter an. Es herrschte kaum Verkehr – Soldaten des Konsortiums waren an strategischen Positionen in Stellung gegangen und kontrollierten die wenigen Passanten.
    Die zentrale Sicherheitsstation von Gateway befand sich in einem einstöckigen, rechteckigen Gebäude, über dessen Eingang das Emblem von Guraki hing. Zwei Soldaten in Kampfanzügen hielten rechts und links von der Tür Wache und grüßten militärisch, als Valdorian und seine beiden Begleiter eintraten.
    Cordoban hatte den Wachraum in eine Art Einsatzzentrale verwandelt. Mehrere Datenservi summten leise vor sich hin, verbunden mit Kommunikationssystemen. Bildschirme zeigten verschiedene Bereiche der Stadt, den Raumhafen mit mehreren Kantaki-Schiffen und andere Regionen des Planeten. Dreidimensionale Projektionsfelder gewährten Blick auf Kontrollstellen und patrouillierende Soldaten. Stimmen flüsterten aus Lautsprechern und gaben Situationsberichte. Cordoban stand im Zentrum dieses geordneten Chaos, über die in seinen Körper integrierten Schnittstellen mit den verschiedenen Servosystemen verbunden. Er trug einen schlichten grauen Overall, und Valdorian bemerkte, dass die Mikronautenknoten und symbiotischen Fasern auf seinem Kopf fehlten. Der Schädel war völlig kahl, zeigte hier und dort einige braune Flecken. Das Gesicht wirkte noch hohlwangiger, und die bleiche Haut schien auch den Rest von Farbe verloren zu haben.
    Cordoban gab drei Offizieren seiner Truppe Anweisungen, und die Uniformierten eilten nach draußen, nachdem sie Valdorian gegrüßt hatten.
    »Freut mich, dass es Ihnen besser geht, Primus«, sagte Cordoban in seinem kühlen, distanzierten Tonfall.
    »Was ist mit Ihnen?« Valdorian deutete auf den Kopf des Strategen.
    »Körperlich bin ich so weit in Ordnung«, erwiderte Cordoban. »Aber einige meiner Implantate sind beschädigt. Ich werde sie ersetzen, sobald ich Gelegenheit dazu finde.« Er sah von einem der Bildschirme auf. »Ich nehme an, Sie möchten zu ihm.«
    Valdorian nickte. »Ja. Es besteht kein Zweifel, dass er dahinter steckt?«
    »Nicht der geringste. Die Aussagen der Bediensteten sind eindeutig. Die Personen, die kurz nach uns mit einem Kantaki-Schiff eintrafen und Prioritätsstatus für sich beanspruchten, waren Ihr Sohn Benjamin und seine beiden Begleiter. Sie begaben sich auf direktem Wege zum Liftterminal, und einer von ihnen führte einen schwarzen Behälter mit sich.«
    »Die Bombe«, sagte Valdorian leise.
    »Ja. Nach der Explosion erklärte Benjamin Sie für tot und versuchte,

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