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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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die Kontrolle über meine Truppen zu übernehmen. Die lokale Administration leistete keinen Widerstand.«
    »Was hätte ich tun sollen?«, warf Gallhorn ein.
    »Benjamins Gruppe kam mit einem Frachtcontainer, der unter anderem einige Killerdrohnen enthielt. Wir haben alles sichergestellt.« Cordoban deutete zu einer Tür, die in einen anderen Teil des Gebäudes führte. »Dort geht es zum Arrestbereich. Das Sicherheitssystem ist auch auf Ihr verbales Muster programmiert.«
    Valdorian streckte seine Hand aus. »Geben Sie mir eine Waffe.«
    »Sie wollen doch nicht …«, begann Jonathan. »Er ist Ihr Sohn .«
    Valdorians Blick blieb auf Cordobans kalkweißes Gesicht gerichtet. Der Stratege zögerte nicht, griff in eine Tasche seines Overalls und holte einen kleinen Hefok hervor. Valdorian nahm ihn und ging zur Tür.
    »Primus …«
    »Sie bleiben hier, Jonathan. Ich spreche allein mit ihm.«
    Valdorian betrat den Arrestbereich.
    Ein hell erleuchteter Flur erstreckte sich im rückwärtigen Teil des Traktes, und auf beiden Seiten gab es Türen aus grauer Stahlkeramik. Displays waren darin eingelassen und zeigten das Innere der Zellen. Es handelte sich um einfach eingerichtete Räume, die abgesehen von einigen Basisservi keinen nennenswerten Komfort boten. Die ersten vier Zellen waren leer, und in der fünften saßen zwei Männer. Einer von ihnen war ein gentechnisch veränderter Leibwächter, der nur aus Muskeln zu bestehen schien. Valdorian kannte solche Leute; sie waren enorm widerstandsfähig und trotz der Muskelmasse außerordentlich agil. Der andere Mann war klein und hager, vielleicht ein Planer wie Cordoban oder ein Sekretär wie Jonathan. Diese beiden Männer hatten Benjamin begleitet.
    Valdorian spürte das kalte Metall des Hefoks in der rechten Hand, und gleichzeitig brannte der Zorn heißer in ihm. Aber er beherrschte sich, steckte die Waffe ein, trat zur nächsten Zelle und blickte aufs Display.
    Benjamin kehrte ihm den Rücken zu, saß im Sessel vor einem Medienschirm und sah sich eine Show an, bei der leicht bekleidete Frauen im Mittelpunkt zu stehen schienen.
    »Tür auf«, sagte Valdorian.
    Der Kontrollservo identifizierte sein verbales Muster, und die Tür schwang auf.
    Valdorian trat ein.
    Benjamin wandte sich vom Bildschirm ab, erkannte seinen Vater und sprang auf.
    »Himmel, was bin ich erleichtert, dass Sie leben!« Er eilte näher und schlang seine fleischigen Arme um Valdorian. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«
    »Erspar uns beiden diesen Unsinn.«
    Benjamin wich zurück, gab sich erstaunt und verletzt. »Aber Vater …«
    Valdorian musterte seinen ältesten Sohn. Er trug maßgeschneiderte, teure Kleidung, eine Mischung aus Seide und Leder. Rubinsplitter glänzten an den Knöpfen der Jacke und des Hemds darunter. Ringe funkelten an den dicken Fingern der Hände, und wie Clips aussehende Miniaturprojektoren an den Ohrläppchen projizierten von Künstlern programmierte pseudoreale Zierbilder. Das Gesicht des neunundvierzig Jahre alten Benjamin wirkte aufgeschwemmt. Er hatte mindestens zwanzig Kilo Übergewicht, das Ergebnis einer Lebensweise, die vor allem auf Genuss ausgerichtet war.
    »Ich bin nach Guraki gekommen, weil ich von Ihrer Krankheit erfahren habe und wusste, dass Sie hierher unterwegs waren«, sagte Benjamin in einem fast weinerlichen Tonfall. »Ich war sehr besorgt …«
    »So besorgt, dass du erst eine Bombe ins Labyrinth geschickt hast und dann auch noch eine Killerdrohne.«
    »Wie ich hörte, kam es hier auf Guraki zu Widerstand gegen Ihre Truppen.« Benjamin klang noch immer gekränkt. »Dies war eine unabhängige Welt. Irgendjemand war offenbar verzweifelt genug, um Ihnen nach dem Leben zu trachten.«
    Es blitzte in Valdorians Augen. »Du bist immer ein Versager gewesen, Benjamin«, sagte er kalt. »Von Kindesbeinen an hast du nach dem leichten Weg gesucht und deine Probleme von anderen Leuten lösen lassen. Der Sinn des Lebens bestand für dich aus Spaß und Genuss. Du hast alles bekommen; es gab kaum Grenzen für dich. Aber inzwischen genügt dir das nicht mehr, oder? Du willst nicht nur Reichtum, sondern auch Macht. Meine Macht. Und in deiner Maßlosigkeit lässt du dich sogar zu dem Versuch hinreißen, deinen eigenen Vater umzubringen.«
    »Wie können Sie so etwas sagen?«, jammerte Benjamin, und sein Doppelkinn wackelte. Doch die Augen, das berechnende Glitzern darin, verrieten ihn. »Sie sind mein Vater. Ich liebe Sie doch!«
    »Du liebst nur dich selbst.« Valdorians

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