Kantaki 02 - Der Metamorph
NHD-Laboratorien und schenkte einem weiteren vorbeidonnernden Transporter keine Beachtung. Der Metamorph gelangte in die Freiheit, und kurze Zeit später wurde ein Junge schwer verletzt. Aber er erholte sich schnell, viel schneller als es einem normalen Menschen möglich wäre…
Während Lutor überlegte, bemerkte ein Teil von ihm Schatten, die durch die Düsternis huschten und sich vermutlich unbemerkt wähnten. Der Jäger in ihm blieb immer wachsam, schloss nie die Augen, lauschte ständig. Der Jäger in ihm kannte solche Elendsquartiere. Es gab sie auch auf anderen Welten, doch die vielen Rauschgifte von Kerberos hatten ein besonders großes Auffangbecken für die Enttäuschten und Hoffnungslosen geschaffen, für die Verlierer im Spiel um Geld und Glück. Lutor kannte die besonderen Regeln, die das Leben in solchen Vierteln bestimmten, und natürlich war er nicht unvorbereitet gekommen.
Wieder näherten sich Scheinwerfer, und ein weiterer Transporter brummte über den Verkehrskorridor. Hinzu kam der Regen. Wer auch immer sich Lutor von hinten näherte – der Betreffende glaubte sicher, dass sein vermeintliches Opfer ihn nicht hörte. Er irrte sich.
Lutor drehte sich halb um und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Die Kapuze rutschte zurück, und Regentropfen klatschten ihm ins Gesicht. Er lächelte, als der Jäger in ihm die prickelnde Aufregung genoss.
»An deiner Stelle würde ich es mir noch einmal genau überlegen«, sagte er gerade laut genug. »Du und deine Freunde – wollt ihr an einem solchen Abend sterben?«
Der Fremde, nur eine vage Silhouette, wie substanzlos in den Schatten und im Regen, zögerte.
»Wir sind zu viert«, ertönte eine Stimme aus der Dunkelheit. Sie kam von der Seite. »Und wir sind bewaffnet.«
»Was für jeden Einzelnen von euch bedeutet, dass er nicht allein sterben muss«, erwiderte Lutor mit kühlem Selbstbewusstsein, und sein Lächeln wuchs in die Breite. Kordun schien in ihm zu erwachen, ein Krieger, daran gewöhnt, alle Hindernisse zu überwinden und immer den Sieg zu erringen.
Oder fast immer. Der dumpfe Schmerz im linken Arm erinnerte ihn an eine sonderbare Niederlage…
»Hier hat vor zwei Tagen eine Schießerei stattgefunden«, sagte er. »Wisst ihr was davon?«
»Sind Sie ein Schnüffler?«, fragte einer der Schatten.
»Ich bin kein Sekurito. Und ich habe hundert Transtel für Informationen übrig. Interessiert?«
Vier Gestalten traten aus der Düsternis, zögernd, unsicher, in der Hoffnung auf leicht verdientes Geld. Vier Halbwüchsige, zwischen vierzehn und achtzehn Standardjahren alt, schätzte Lutor. Er sah schmale, regennasse Gesichter mit großen Augen; in den Händen hielten die vier einfache Waffen: ein Messer, ein Schockknüppel und zwei kleine Projektilschleudern.
»Hundert Transtel?«, fragte der älteste Junge. Er hielt eine der beiden Projektilschleudern in der Hand.
»Ja. Was ist vorgestern Abend hier geschehen?«
Die vier Jugendlichen wechselten unsichere Blicke. Zwei von ihnen steckten ihre Waffen ein, ein dritter ließ seine sinken. Nur die Projektilschleuder des Ältesten zeigte noch auf Lutor.
»Was hindert uns daran, das Geld einfach zu nehmen?«, fragte er dummerweise – vielleicht wollte er sich in seiner Rolle als Anführer behaupten.
Drei Sekunden später hielt Lutor seine Projektilschleuder in der Hand, und der junge Mann lag stöhnend auf dem Boden.
»Wie haben Sie das gemacht?«, fragte einer der anderen Jungen.
Lutor warf die Projektilschleuder achtlos fort. »Es ist eine meiner kleinen Spezialitäten. Ihr könnt euch nach wie vor hundert verdienen. Er geht jetzt natürlich leer aus«, fügte er hinzu und deutete auf den Stöhnenden.
»Rico und Rita wurden erschossen«, sagte einer der Jungen.
»So hießen die beiden Toten im Fahrzeug.« Lutor nickte. Er kannte die Namen aus den Dateien. »Habt ihr gesehen, was geschehen ist?«
»Nein«, lautete die widerstrebende Antwort, und Lutor hörte darin die Furcht, leer auszugehen. »Aber wir können Sie zu jemandem bringen, der alles beobachtet hat. Wie viel zahlen Sie dafür?«
»Dreißig?« Lutor lächelte erneut. »Für jeden von euch?«
Wenige Minuten später gingen sie über wacklige, wie improvisiert wirkende Holzstege, unter denen der Regen Tümpel zu Teichen und kleinen Seen anschwellen ließ. Damit erwies er Lutors Nase einen Gefallen: Unrat wurde davongeschwemmt, und der Gestank ließ nach. Hier und dort brannten Lampen, aber ihr Licht schien sich in den Regenfluten
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