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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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interessiert Sie dies«, sagte Lutor. »In der Zitadelle ist ein zweiter Mord geschehen.«
    Elisabeth runzelte stumm die Stirn.
    »Diesmal ist das Opfer der so genannte Hirte, Bruder Conrad. Und man hat Eklund in der Nähe gesehen.«
    Er wandte sich von der sprachlosen Ärztin ab, verließ das Hospital und stapfte durch den Regen zum Levitatorwagen. Sein nächstes Ziel war die Zitadelle.
     
     

20  Schwarzer Fall
     
Kerberos
16. April 421 SN
18:15 Uhr
     
    »Etwas ist schief gegangen«, sagte Raphael. Konstantin Alexander Stokkart, Autokrat von Kerberos, drehte seinen Sessel und sah zur Tür. Er saß im Zentrum eines Zimmers, das sich tief in der Basis der künstlichen Insel befand und nur wenigen Personen zugänglich war. Zu ihnen zählte sein engster Mitarbeiter Raphael.
    Die Augen des Mannes schienen noch dunkler zu sein als sonst; vielleicht hatte er gerade eine Dosis Perfid genommen. Stokkart richtete einen fragenden Blick auf ihn.
    »Bei NHD weiß man, dass die Flucht des Metamorphs nicht auf ein Unglück zurückzuführen ist, sondern auf einen Anschlag.«
    Hinter der Stirn des Autokraten begannen sich die Gedanken zu überschlagen, obwohl sein Gesicht völlig unverändert blieb.
    »Wie konnte es dazu kommen?«
    »Man hat Reste der leisen Bombe entdeckt. Unser Mann ist offenbar nicht mit der notwendigen Sorgfalt vorgegangen.«
    »Wer trägt die Verantwortung?«
    Raphael nannte den Namen. »Soll ich dafür sorgen, dass er aus dem Verkehr gezogen wird?«
    Stokkart schüttelte den Kopf. »Nein. Das würde nur unnötiges Aufsehen erregen.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den vielen pseudorealen Darstellungen zu, die langsam durch den Raum schwebten. Sie zeigten hauptsächlich Szenen in Chiron: Straßen, Plätze, Parks, Wohnungen, Produktionsanlagen, Laboratorien, Büros. Menschen, die legalen und illegalen Beschäftigungen nachgingen, die litten und genossen, weinten und lachten. Besucher aus anderen Völkern, die in extra für sie geschaffenen Ambienten sonderbar anmutende Aktivität entfalteten. Es gab auch Bilder aus den anderen Städten auf Kerberos, aus dem Kontinentalwald und von der Smaragdsee. Der Autokrat streckte die Hand nach der nahen Konsole aus und berührte ihre Kontrollen, woraufhin neue Szenen erschienen: Stützpunkte auf den anderen Planeten des Hades-Systems; interplanetare Shuttles, die zwischen ihnen verkehrten; ein riesiges Kantaki-Schiff im Anflug, von den elektronischen Augen eines Satelliten beobachtet. Alles unter Kontrolle…
    Im Lauf der Jahre hatte Stokkart ein komplexes Netzwerk aus Spitzelservi geschaffen, die nicht nur integraler Bestandteil der meisten Gebäude waren, sondern sich auch in Levitatorwagen, Shuttles und Transportern befanden. Einige hundert flogen im Leib von Adlaten umher, deren Biostruktur heimischen Geschöpfen nachempfunden war. Wer fühlte sich schon von einer Kobaltfliege belauscht?
    Das Urbane Symposion und NHD – vor allem Emmerson – wussten sicher, dass solche Spitzelservi existierten, aber niemand von ihnen hatte eine Vorstellung vom wahren Ausmaß der Überwachung. Rubens Lorgard und jetzt Edwald Emmerson sahen in ihm kaum mehr als eine Galionsfigur. Sie glaubten, an den Schalthebeln der Macht auf Kerberos zu sitzen, und Stokkart hatte sie bisher in diesem Glauben gelassen, aus gutem Grund.
    Raphael wartete geduldig.
    »Ob Unfall oder Anschlag…«, sagte der Autokrat langsam. »Das Entkommen des Metamorphs erfüllt den gewünschten Zweck und lenkt NHD ab. Wir sind jetzt in einer kritischen Phase, Raphael. Wir stehen dicht vor dem Ziel, und ich möchte mir den Erfolg nicht von NHD oder irgendeinem Konsortiumsmagnaten wegschnappen lassen. Oder von der Allianz, so wie die Dinge stehen. Wenn wir wirklich das gefunden haben, was ich glaube, können wir Konsortium, Allianz und wem auch immer bald die Stirn bieten. Dann ist dieses Versteckspiel nicht mehr nötig.« Er vollführte eine vage Geste. »Wie viele bewohnte Welten gibt es dort draußen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Raphael.
    »Tausende. Stellen Sie sich vor, dass Kerberos seine Träume ohne irgendwelche Beschränkungen exportieren kann. Unsere Drogen sind einzigartig, das wissen wir seit langem. Woanders gibt es nichts Vergleichbares. Dort draußen existiert ein gewaltiger Absatzmarkt.« Stokkart lächelte. »Und das ist noch gar nichts im Vergleich mit der eventuellen Unabhängigkeit von den Kantaki.«
    Ein leises akustisches Signal erklang. »Geschützte Kom-Verbindung«, ertönte die

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