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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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synthetische Stimme des Kommunikationsservos. »Verschlüsselungsintegrität bestätigt. Professor Ulgar wünscht Sie zu sprechen, Durchlaucht.«
    »In Ordnung.«
    Direkt vor Stokkart bildete sich ein weiteres pseudoreales Darstellungsfeld, und darin erschien das schwammige, aufgedunsene Gesicht des Professors. Aufregung zeigte sich in der rechten Hälfte des Gesichts, während die linke starr blieb.
    »Der von Ihnen angeordnete massive Einsatz von Mikronauten hatte Erfolg«, sagte Ulgar. »Durch die Auflockerung der Sedimente kamen die Bohrkerne schneller voran.«
    »Sind Sie bis zu der Stelle vorgedrungen, wo Hopkins eine Tür im ersten Artefakt vermutet?«
    »Noch nicht. Es wird noch einige Stunden dauern, denke ich. Aber der andere Schacht ist bis zum zweiten Artefakt vorangetrieben, das aus einem weniger harten Material besteht. Wir können dort jederzeit hinein.«
    Stokkart stand auf. »Warten Sie auf mich. Ich bin zu Ihnen unterwegs.« Und zu Raphael: »Kümmern Sie sich während meiner Abwesenheit um alles. Behalten Sie insbesondere Emmerson im Auge. Ich möchte keine Überraschungen erleben.« Damit verließ er den Raum und eilte zur Tauchkapsel.
     
    Stokkart hatte sich den Schacht unter dem Meeresboden finster und feucht vorgestellt, aber stattdessen war er hell und vollkommen trocken. Mobile Beleuchtungsservi erfüllten ihn mit einem gelblichen, warm wirkenden Glühen, und in diesem Licht zeigten sich manchmal seltsame Bewegungen: Hier und dort schien sich die Konsistenz von Wandsegmenten zu verändern.
    Professor Ulgar deutete auf die betreffenden Stellen. »Einige der eingesetzten Mikronautenschwärme sind noch bei der Arbeit, analysieren die Sedimente und stabilisieren den Schacht.«
    Außer Ulgar und dem Autokraten standen auch noch Rupert Hopkins und Diana Dankert auf der Levitatorscheibe, die durch den Schacht sank, dem zweiten Artefakt entgegen. Stokkart und seine drei Begleiter trugen Thermoanzüge. Die Wissenschaftler hatten Messgeräte an ihren Gürteln befestigt, der Autokrat einen leistungsstarken Hefok, der nicht nur auf seinen Status hinwies – er wollte für alles gewappnet sein. Niemand wusste, was sie in dem zweiten fremden Objekt erwartete. Seit zwanzig Millionen Jahren ruhten die beiden Artefakte in diesen Sedimenten. Eine unvorstellbar lange Zeit. Und doch waren sie intakt.
    Zwei schlafende Giganten, dachte Stokkart und fühlte prickelnde Aufregung.
    Am Ende des Schachtes warteten Frilor, Markins, Telirei und Gurhan, die restlichen Angehörigen des von Ulgar geleiteten wissenschaftlichen Teams. Ruhephasen und Arbeitszyklen spielten jetzt keine Rolle mehr; sie alle wollten einen Blick ins Innere des zweiten Artefakts werfen. Wie bei Ulgar, Hopkins und Dankert waren ihre Thermoanzüge silbergrau – nur der des Autokraten war schwarz –, und sie trugen bereits Helme.
    Stokkart trat zusammen mit seinen Begleitern von der Levitatorscheibe herunter und stellte fest, dass bereits alle Vorbereitungen getroffen worden waren. Der kleine Raum am Ende des Schachtes sollte als eine Art Schleusenkammer dienen – er ließ sich zum Schacht hin mit einer hermetisch dichten Tür abriegeln. Die gegenüberliegende Wand war pechschwarz und spiegelglatt: die Außenhülle des zweiten Artefakts. Vor ihr erhob sich eine recht massiv wirkende Vorrichtung aus Stahlkeramik, Synthomasse und elektronischen Komponenten.
    Hopkins und Dankert schlossen die Tür und überprüften ihre Siegel. Professor Ulgar trat an Stokkarts Seite und deutete zur Apparatur an der Wand.
    »Damit sollte sich eine Öffnung schaffen lassen, und zwar so, dass sie sich später wieder schließen lässt. Was auch immer das dort ist: Wir sollten vermeiden, es zu beschädigen.«
    Stokkart nickte und sah kurz zu Frilor und den anderen. Ihre Gesichter blieben halb im dunklen Helminnern verborgen, aber er wusste, dass es junge Gesichter waren, voller Hoffnung und Enthusiasmus. Der Preis für ihre Loyalität: Er bot ihnen den Ruhm einer epochalen Entdeckung. Ihre Namen würden in die Geschichte eingehen. Manche Leute, fand der Autokrat, gaben sich mit wenig zufrieden.
    »Wir sollten jetzt die Helme aufsetzen«, sagte der Professor. »Wir wissen, dass auf der anderen Seite ein Hohlraum existiert, aber vielleicht enthält er für uns giftiges Gas.«
    Stokkart nickte erneut, griff nach hinten und zog sich die Kapuze seines Thermoanzugs über den Kopf. Sofort wurde ihr molekulares Gedächtnis aktiv, was eine strukturelle Veränderung bewirkte. Die

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