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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Bett, ohne Raimon. Das Fenster war geöffnet, und jenseits davon ging es fünfzehn Stockwerke in die Tiefe.
     
    Sie nahmen den Levitatorlift, der diesmal wie in Zeitlupe in Richtung Erdgeschoss zu kriechen schien. Kaum war er dort angelangt, sprang Elisabeth von der Plattform, lief einige Schritte und erinnerte sich dann daran, dass ihr Begleiter nicht mehr so flink auf den Beinen war. Eklund stützte sich auf den Gehstock und ging, so schnell er konnte.
    Draußen eilten sie durch den Vorgarten, vorbei an Pflanzen, die aus dem Kontinentalwald stammten. Die meisten von ihnen wirkten ungepflegt und vernachlässigt. Nur noch vereinzelte Regentropfen fielen, und die Geräusche der Stadt drangen durch die Nacht, wie das Brummen und Stöhnen eines gewaltigen Wesens.
    »Er müsste hier irgendwo liegen«, sagte Elisabeth.
    »Wenn er gesprungen ist.« Eklund blieb stehen und sah an dem Gebäude empor. Hinter vielen Fenstern brannte Licht, nicht nur hinter denen von Elisabeths Wohnung, aber er wusste, wo sich ihr Apartment befand. Sie standen fast genau darunter.
    Plötzlich flogen mehrere kleinere Lichter auf sie zu und verharrten direkt vor ihren Gesichtern.
    »Was machen Sie da?«, kam eine Stimme aus dem Dunkeln.
    »Ich wohne hier«, sagte Elisabeth und holte ihren Identer hervor. Eine Hand griff danach – mehr konnte Eklund nicht sehen. Das Licht direkt vor seinen Augen blendete ihn.
    »Bitte entschuldigen Sie.« Die Lichter verschwanden plötzlich. Eklund blinzelte mehrmals und sah einen Mann, der die Uniform des Wachdienstes trug.
    »Ist Ihnen etwas aufgefallen?« Elisabeth versuchte, ruhig zu sprechen, aber Eklund hörte die Sorge in ihren Worten. »Haben Sie gesehen, wie jemand… dort oben aus einem Fenster fiel?«
    »Was?« Der Wächter hob die Hand; mehrere Suchlichter stoben fort und leuchteten in alle Schatten des verwilderten Vorgartens. Eklunds Blick folgte ihnen, und er stellte erleichtert fest, dass nirgends eine zerschmetterte Leiche lag. »Soll das heißen…«
    »Schon gut.« Elisabeth atmete tief durch. »Ich muss mich geirrt haben. Sicher war es nur ein Schatten, weiter nichts.«
    Zusammen mit Eklund kehrte sie ins Gebäude zurück. Der Wächter sah ihnen verwundert nach.
    Wieder in der Wohnung betraten sie das Zimmer, in dem Raimon geschlafen hatte. Eklund rechnete halb damit, ihn im Bett vorzufinden, aber sein Wunsch ging nicht in Erfüllung.
    Elisabeth trat zum Fenster und sah noch einmal nach unten, bevor sie es schloss und sich umdrehte.
    »Wie ist das möglich? Er hat das Zimmer verlassen, ohne die Tür zu öffnen. Das Fenster ist der einzige Weg.«
    Eklund blickte aufs Bett, die zur Seite geworfene Decke, und schüttelte den Kopf.
    »Er müsste tot dort unten liegen«, fügte Elisabeth hinzu.
    »Wir haben niemanden gefunden.«
    »Er müsste geflogen sein, und Menschen können nicht fliegen. Zumindest nicht ohne technische Hilfsmittel.«
    Eklund zog sich einen Stuhl heran und nahm Platz. »Ich schlage vor, wir warten. Er ist schon zuvor verschwunden und zurückgekehrt.« Er winkte mit dem Gehstock. »Das Fenster solltest du besser wieder öffnen. Wer weiß?«
     
    Ein Geräusch weckte Rubens Lorgard. Nicht das leise Pochen gelegentlicher Regentropfen, sondern etwas anderes. Ein Geräusch, das nicht in die vertraute Umgebung seiner Wohnung passte.
    Lorgard blieb im Bett liegen und lauschte. Über dem Kontinentalwald zuckten gelegentlich die Blitze des weitergezogenen Unwetters, und ihr flackerndes Licht zeigte ihm Momentaufnahmen der Umgebung. Die Tür des Schlafzimmers stand wie üblich weit offen, gewährte Blick in den Flur und in einen Teil des großen Wohnraums. Dort gab es etwas mehr Licht – es stammte vom pseudorealen Darstellungsfeld des Datenservos, den er nicht ausgeschaltet hatte. Sein leises Summen, das Pochen einiger letzter Regentropfen, die sehr gedämpften Geräusche der Stadt, sonst nichts.
    Lorgard stand auf, streifte Hose und Hemd über… und verharrte, als er das Geräusch erneut hörte. Ein sonderbares Knarren, wie Dielenbretter unter einem schweren Gewicht.
    Auf leisen Sohlen verließ er das Schlafzimmer, blieb im Flur stehen und fragte sich, ob er einen Alarm auslösen sollte. Eine kurze verbale Anweisung genügte, und die Servi der Wohnung würden sofort den Sicherheitsdienst des Gebäudes und auch die Sekuritos verständigen.
    »Licht an«, sagte Rubens Lorgard stattdessen. Sofort wurde es hell.
    Eine Gestalt stand im Wohnzimmer: anderthalb Meter groß, drei gummiartige

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