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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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jüngerer Kollege begann die Vernehmung, aber ich war von Anfang an dabei.«
    »Hat sich etwas ergeben?«
    Der Sekurito nahm dort Platz, wo eben Schwester Talis gesessen hatte. »Wie meinen Sie das?«
    »Sie wissen ganz genau, wie ich das meine«, sagte Lutor mit einer gewissen Schärfe. »Weichen Sie mir nicht aus. Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
    Wieder richtete der Uniformierte einen abschätzenden Blick auf Lutor. »Das Gesicht des Jungen…«, sagte er schließlich. »Es veränderte sich. Es gewann immer wieder die Züge anderer Personen, und er sprach mit ihren Stimmen. Mein Kollege meinte, er hätte nie zuvor etwas Unheimlicheres erlebt.«
    Der Metamorph, dachte Lutor. Jetzt gibt es kaum mehr einen Zweifel. Er legte die Hände flach auf den Tisch und stand auf. »Bitte stellen Sie fest, wo sich Eklund und Raimon derzeit aufhalten.«
    »Sie sind nicht mehr in der Zitadelle.« Der ältere Sekurito, dessen Namen Lutor gehört und sofort wieder vergessen hatte, stand ebenfalls auf. »Ich würde selbst gern mit ihnen reden und habe nach ihnen suchen lassen. Sie sind nicht hier.«
    »Wo könnten sie sein?«
    Der Uniformierte hob und senkte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Chiron ist groß und Kerberos noch größer.«
    Lutor trat einen Schritt auf den Mann zu und durchbohrte ihn mit einem Blick. »Mir scheint, Sie sind nicht besonders kooperativ. Muss ich Sie daran erinnern, dass mich Globaldirektor Turannen mit allen Vollmachten ausgestattet hat?«
    Der Sekurito ließ sich nicht einschüchtern. »Ich unterstehe dem Urbanen Symposion und zähle nicht zu den Mitarbeitern von NHD«, sagte er in einem Tonfall, der ebenso neutral war wie sein Gesichtsausdruck. »Und ich möchte noch einmal an Sie appellieren: Wenn Sie zusätzliche Informationen haben, so teilen Sie sie bitte mit uns. Es liegt in unser aller Interesse, weitere Morde zu verhindern.«
    »Ich werde Sie in Kenntnis setzen, sobald ich das für richtig und angemessen halte«, erwiderte Lutor. »Bis dahin erwarte ich von Ihnen, dass Sie meine Ermittlungen voll und ganz unterstützen.«
    Der Sekurito nickte knapp.
    »Ich möchte keine Zeit damit verlieren, Dutzende von Mitgliedern dieser Gemeinschaft zu vernehmen. Das haben Sie bereits getan, und bestimmt konnten Sie dabei das eine oder andere herausfinden. Welche Kontakte hat Eklund außerhalb der Zitadelle? Freunde und Bekannte in der Stadt? Wer steht ihm nahe?«
    Einige Sekunden lang erweckte der ältere Sekurito den Eindruck, mit sich selbst zu ringen. »Die Ärztin«, sagte er dann. »Er besucht oft das Hospital unweit des Bidonville. Bietet dort seine Dienste als Heiler an. Einige Angehörige der Gemeinschaft haben ausgesagt, dass er mit einer Ärztin namens Elisabeth befreundet ist.«
    »Elisabeth Demetrio?«
    »Kennen Sie sie?«
    »Ich habe bereits mit ihr gesprochen.« Wer hätte das gedacht? Eine direkte Verbindung. »Nun, das ist ein Ansatzpunkt.«
    Der Sekurito griff nach einem Kom-Servo.
    »Nein«, sagte Lutor. »Überlassen Sie mir das.«
    »Ich habe mit den Untersuchungen begonnen und…«
    »Und Sie werden die weiteren Schritte mir überlassen. Bitte zwingen Sie mich nicht, nach Rücksprache mit Globaldirektor Turannen beim Autokraten vorstellig zu werden. So etwas könnte bestimmte Personen in peinliche Situationen bringen. Sie verstehen sicher, was ich meine.«
    Das Gesicht des Sekuritos war jetzt nicht mehr neutral, sondern steinern. »Ja.«
    »Fahren Sie hier damit fort, Informationen zu sammeln. Ihre Leute sollen auch in der Stadt die Augen offen halten, aber nicht direkt eingreifen, was auch immer geschieht.«
    »Was auch immer geschieht?«, wiederholte der Mann besorgt. »Womit rechnen Sie?«
    »Es könnte zu dem einen oder anderen Zwischenfall kommen«, sagte Lutor ausweichend. »Ich setze mich mit Ihnen in Verbindung.«
     
    Der Levitatorwagen befand sich dort, wo Lutor ihn zurückgelassen hatte, auf einem breiten Vorsprung, der aus der Felswand des Pelion-Massivs ragte. Tief unten erstreckte sich der Lichterteppich von Chiron im Delta des Acheron. Das Unwetter war inzwischen weitergezogen, und seine Blitze flackerten nun über dem schier endlosen Kontinentalwald. Lutor stieg ein, aktivierte den Levitator, schaltete auf manuelle Kontrolle und lenkte den Wagen fort von der Zitadelle.
    Er beabsichtigte, Elisabeth Demetrio einen zweiten Besuch abzustatten.
    Die Sekuritos störten nur. Die Jagd betraf ihn und den Metamorph, ihn und die Beute, so wie immer. Alles andere hatte auf der

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