Kantaki 02 - Der Metamorph
Kopf, unversehrt, das Gesicht in einer Fratze des Entsetzens erstarrt. Forensische Spezialisten der Sekuritos waren bei der Arbeit und versuchten, in Conrads Büro Spuren zu sichern.
»Wer oder was tötet auf eine derartige Weise?«, fragte der ältere Sekurito, der Lutors Identer überprüft hatte. Er schien die Ermittlungen zu leiten.
Der Metamorph, dachte Lutor. Laut sagte er: »Jemand, der die Struktur von organischem Gewebe verändern kann. Bei Xalon brachte er den Körper zur Explosion, hier ließ er ihn… schmelzen.«
Der Sekurito maß ihn mit einem nachdenklichen Blick, und Lutor erkannte einen Mann, der Erfahrung hatte und sich auskannte. »Glauben Sie, es steckt der gleiche Täter dahinter?«
»Zwei ungewöhnliche Morde in der Zitadelle, kurz hintereinander?«
Der Sekurito musterte ihn noch immer, und Lutor hielt dem Blick mühelos stand.
»Warum sind Sie hier?«, fragte er so leise, dass die anderen Sekuritos ihn nicht hörten.
»Das ist meine Sache«, sagte Lutor kühl.
»Warum hat Globaldirektor Turannen Sie hierher geschickt? Es muss um eine wichtige Sache gehen. Und Ihre Präsenz an diesem Ort deutet auf einen Zusammenhang hin.«
Haben wir hier einen zweiten Edwald Emmerson?, dachte Lutor, und vager Ärger regte sich in ihm. »Hüten Sie sich davor, falsche Schlüsse zu ziehen.« Er sah sich demonstrativ um. »Ich möchte mit der Frau reden, die den Toten gefunden hat.«
»Wenn Sie Informationen zurückhalten, erschweren Sie die Ermittlungen.«
»Wo ist die Frau?«
Der Sekurito seufzte. »Kommen Sie.« In der kleineren Höhle vor dem Büro standen mehrere Mitglieder der Aufgeklärten Gemeinschaft. Lutor ließ kurz den Blick über ihre Gesichter schweifen, sah Entsetzen, Bestürzung und tiefe Unsicherheit.
»Schwester Talis?«, fragte der ältere Sekurito.
Eine der Frauen – schmächtig, blass, die Augen noch immer weit aufgerissen – löste sich aus der Gruppe und sah den Uniformierten fragend an.
»Dieser Mann möchte mit Ihnen reden.«
»Lassen Sie uns am Tisch Platz nehmen«, sagte Lutor. »Die anderen verlassen bitte das Zimmer.«
Die Frau setzte sich an den Tisch, während die übrigen Brüder und Schwestern die Höhle verließen. Der ältere Sekurito blieb etwa drei Meter entfernt stehen und lehnte sich an die Wand. Lutor spielte mit dem Gedanken, ihn ebenfalls fortzuschicken, entschied sich dann dagegen. Vielleicht brauchte er irgendwann einmal die Hilfe der Sekuritos; er hatte gelernt, sich nicht unnötig Feinde zu machen.
Die Frau – um die dreißig, schätzte Lutor – war ganz offensichtlich verängstigt. Ihre Finger blieben ständig in Bewegung, als sie dasaß, tasteten hin und her, wie auf der Suche nach etwas, an dem sie sich festhalten konnten.
»Sie haben den Toten gefunden«, sagte Lutor.
Talis sah zu dem Sekurito, als wollte sie seine Erlaubnis einholen, bevor sie antwortete. Der Mann in der rotbraunen Uniform reagierte nicht auf den Blick, vermutlich eine Demonstration von Neutralität.
»Ja«, sagte die Frau.
»Befand sich sonst noch jemand im Büro des Hirten oder in dieser Höhle?«
Sie schüttelte den Kopf, kurz und heftig, wie erschrocken. »Nein.«
»Man hat Eklund in der Nähe gesehen, nicht wahr?«
Ein Teil der Bestürzung verschwand aus Talis’ Gesicht und wich Verwunderung. »Glauben Sie etwa, dass Bruder Eklund…? Er ist alt, und sein Rücken macht ihm Schwierigkeiten; er kann den Hirten unmöglich umgebracht haben.«
»Ist Ihnen auf dem Weg hierher irgendetwas aufgefallen?«
Talis runzelte die Stirn und überlegte.
»Sind Sie jemandem begegnet, der von hier kam?«
Die Frau zögerte kurz. »Ja. Dem Jungen.«
»Welchem Jungen?«
»Raimon, Eklunds Novize.«
Lutor fühlte den Blick des Sekuritos, aber er wusste, dass seine Züge nichts verrieten. »Raimon kam Ihnen entgegen, als Sie auf dem Weg zum Hirten waren?«
»Ja.«
»Welchen Eindruck machte er auf Sie?«
»Sein Gesicht war… leer. Und gleichzeitig lächelte er, aber nur mit den Lippen. Der Rest blieb von dem Lächeln ausgespart.«
»Wo ist der Junge jetzt?«
Talis schüttelte erneut den Kopf, langsamer diesmal. »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn nicht mehr gesehen.«
»Na schön. Sie können gehen.«
Die Frau stand auf und floh fast aus der Höhle. Der ältere Sekurito stieß sich von der Wand ab und kam näher.
»Wer hat die Vernehmungen nach Xalons Ermordung geleitet?«
»Ich.«
»Haben Sie mit Bruder Eklund und seinem Novizen gesprochen?«
»Ja, das habe ich. Ein
Weitere Kostenlose Bücher