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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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zu schweben, selbst jetzt, trotz der Verwirrung in ihren Gesichtern und der schlecht sitzenden, weil hastig übergestreiften Kleidung. Dem Paar folgte der junge, schmächtige Boris, der erneut den Eindruck erweckte, sich kaum auf den Beinen halten zu können. Meistens – nicht immer – war er so blass, dass seine Haut farblos wirkte, und dann zeichneten sich die Blutgefäße ab, rot und blau. Anton Filip wusste längst, dass er bei Boris keine normalen Maßstäbe anlegen durfte, denn er war ein Genveränderter, ein Neuer Mensch. An welche besonderen ambientalen Bedingungen er angepasst war und was ihn nach Kerberos und schließlich auf diese Orbitalstation verschlagen hatte, wusste der Chefmeteorologe nicht. Aber solche Dinge spielten hier auch keine Rolle, Boris war ein erstklassiger Datenkorrelator und Auswerter, wurde dadurch zu einem wertvollen Mitglied des wissenschaftlichen Teams an Bord von MeteoTech-14.
    Wortlos trat der junge Mann an Filips Kaffeebecher vorbei, nahm an seiner Konsole Platz, aktivierte pseudoreale Darstellungsbereiche und rief die aktuellen Daten ab.
    »Was ist passiert?«, fragte Helen, strich ihr langes feuerrotes Haar nach hinten und setzte sich, ebenso wie Girdo.
    »Das würde ich selbst gern wissen«, erwiderte Anton Filip. »Es war ganz ruhig, und dann gaben plötzlich alle Systeme Alarm. Es kam zu Vibrationen und Erschütterungen…«
    »Die haben uns aus dem Bett geworfen«, sagte Girdo und wechselte einen kurzen Blick mit Helen, bevor er sich wieder den Anzeigen seiner Station zuwandte.
    »Ein Kantaki-Schiff flog vorbei, und mit seiner Transportblase stimmte etwas nicht. Die Frachtbehälter und Passagierkapseln brachen auseinander…«
    » Was? «, stieß Helen erschrocken hervor.
    »Und dann verschwand das Schiff einfach. Ich habe versucht, es mit den externen Sensoren wieder zu finden, aber es bleibt spurlos verschwunden.«
    »Was ist denn mit dem Planeten los?«, entfuhr es Girdo.
    Filip sah über die Flut von Rot auf seiner Konsole hinweg zum Panoramafenster. Etwas wie grauer Nebel kroch über Kerberos, verschlang die Dunkelheit der Nachtseite und kleidete den ganzen Planeten in ein Gewand aus uniformer Farblosigkeit. Einige blinkende Punkte in verschiedenen Umlaufbahnen – vom zentralen Datenservo eingeblendete Hinweise auf die Positionen der wichtigsten Satelliten und der anderen Orbitalstationen – verschwanden ebenso wie zuvor das Kantaki-Schiff.
    »Eurelia, was ist mit den anderen Satelliten und Stationen?«
    Keine Antwort.
    Filip drehte den Kopf und stellte fest, dass sich der seltsame graue Nebel nicht nur auf Kerberos beschränkte, sondern auch MeteoTec-14 erreichte. Es war ein totes Grau, das von Alter und Kälte kündete, in dem alles erstarrte. Boris, Helen, Girdo… Sie bewegten sich nicht mehr, saßen vollkommen reglos an ihren Stationen, hier eine Hand ausgestreckt, dort ein Kopf zur Seite geneigt.
    Das Grau kroch weiter durch die Zentrale, erreichte den Chefmeteorologen, kletterte an seinen Beinen empor…
    Filip sprang auf, konnte aber nicht entkommen. Er wich zurück, doch die Farblosigkeit fraß sich an ihm hoch, erreichte Rumpf und Hals…
    Er glaubte, die Kälte eines Millionen Jahre alten Gletschers zu spüren, einen Frost, der sein Herz anhielt, Gedanken und Gefühle gefror…
    Von einem in Kälte erstarrten Moment zum anderen existierte das Grau nicht mehr. Helen sprang halb auf, die Hand zum Mund erhoben. Girdo zog so abrupt die Hände von den Kontrollen zurück, als hätte er sich verbrannt. Boris hingegen… Er saß wie staunend da und beobachtete Datenkolonnen, die rasend schnell durch mehrere Darstellungsfenster glitten.
    »Ich erkenne ein Muster«, sagte er.
    Anton Filip kehrte zu seinem Platz zurück. Es gab keine Erschütterungen mehr, und die Vibrationen ließen nach. Das Panoramafenster zeigte die Nachtseite von Kerberos, ein Teil davon unter den Wolken eines ausgedehnten Unwettergebiets. Blinkende Punkte kennzeichneten die Positionen von Satelliten und anderen Orbitalstationen.
    »Was geht hier vor?«, fragte er leise. »Eurelia?«
    »Wie kann ich zu Diensten sein?«
    »Ich habe dich vorhin etwas gefragt, und du hast keine Antwort gegeben.«
    »Zu dem letzten verbalen Kontakt mit Ihnen kam es vor einigen Minuten, als Sie mir die Anweisungen gaben, die anderen zu wecken.«
    »Boris?« Filip sah ins All. Die Erinnerung an das Grau, das er so deutlich gesehen hatte, entsetzte ihn noch immer. »Was hat es mit den Mustern auf sich?«
    »Es handelt

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