Kantaki 02 - Der Metamorph
Levitatorwagen, der die Insignien der Sekuritos von Chiron trug. Die Männer waren jung, stellte Eklund fest, kaum dreißig.
»Sind das die beiden?«, fragte der Sekurito beim Wagen.
»Ich denke schon«, erwiderte sein Kollege. »Bruder Eklund, nicht wahr?«
»Der bin ich.« Eklund sah keinen Grund, es zu leugnen.
»Und das ist…«
»Mein Novize.«
»Sie werden uns zur Einsatzzentrale begleiten.« Der Mann wandte sich halb um und fügte lauter hinzu: »Gib die Meldung durch. Wir haben sie.«
»Warum wollen Sie uns zur Einsatzzentrale bringen?«, fragte Eklund und dachte an den Ermittler, den Elisabeth erwähnt hatte. Gab es einen Zusammenhang? »Wir haben nichts verbrochen.«
Der Sekurito ging nicht auf die Frage ein. »Kommen Sie.«
»Nein«, sagte Raimon. »Sie braucht mich. Ich muss zu ihr.«
»Keine Widerrede, Junge. Du kommst mit.« Der Sekurito trat näher und griff nach Raimons Arm.
Raimon fauchte wie ein Raubtier, und Eklund sah, wie das Gesicht des Jungen für einen Sekundenbruchteil zu einer Schnauze mit den langen Reißzähnen und den giftigen Dornen eines Schattenschleichers wurde.
Der Sekurito wankte erschrocken zurück und holte seine Waffe hervor, keinen Hefok, sondern eine Projektilschleuder.
»Zum Wagen!«, befahl er. »Jurik? Mit dem Jungen stimmt was nicht. Sein Gesicht…«
Raimon knurrte leise und sprang.
Und während er sprang, veränderte er sich. Die Kleidung des Jungen zerriss und fiel von einem wesentlich größeren Geschöpf ab, das ledrige Schwingen ausbreitete, einmal mit ihnen schlug und aufstieg.
Der Sekurito schoss. Seine Waffe knallte mehrmals schnell hintereinander, und Eklund sah, wie dunkles Blut dort aus dem Körper des geflügelten Wesens spritzte, wo die Kugeln ihn trafen. Aber die Wunden schlossen sich sofort wieder und schienen dem Geschöpf überhaupt nichts auszumachen. Es öffnete sein schnabelartiges Maul und spuckte einen Schleimball, der dem Sekurito ins Gesicht klatschte. Der Mann stieß einen entsetzten Schrei aus, der unmittelbar darauf zu einem schmerzerfüllten Heulen wurde, als die Säure des Schleims begann, seinen Kopf aufzulösen. Ein zweiter Flügelschlag, und das Wesen war beim Levitatorwagen, packte den zweiten Sekurito namens Jurik mit einer seiner langen Klauen und drückte zu.
Der Mann war sofort tot.
Ein dritter Flügelschlag, ein Rauschen wie vom nahen Meer…
Die Klaue, die gerade einen Sekurito getötet hatte, ergriff Eklund, aber viel sanfter und vorsichtiger, hob ihn hoch und drückte ihn behutsam an den Unterleib des Wesens, das erneut mit den Schwingen schlug und schnell aufstieg. Die Stadt blieb weit unter ihm zurück.
Die Kreatur ließ sich jetzt vom Wind tragen und segelte mit Eklund dem dunklen Kontinentalwald entgegen.
25 Tiefes Raunen
Auf dem Weg nach Kerberos
16. April 421 SN
22:10 Kerberoszeit
Valdorian blickte erneut in ein Reflexionsfeld und genoss den eigenen Anblick. So jung, so herrlich, wundervoll jung! Nichts erinnerte mehr an den leichenhaften Greis, der ihm zuletzt in Lidias Augen und in den Kristallen auf Mirror begegnet war, an jenen lebenden Toten, den nur Sekunden vom Tod getrennt hatten. Der Mann, der vor ihm im pseudorealen Spiegel lächelte, war um die vierzig, und nur einige wenige Andeutungen von Falten zeigten sich in seinem ansonsten glatten Gesicht. Das aschblonde Haar war dicht, und ein vitaler Glanz lag in den großen grauen Augen.
»Wir haben es geschafft«, sagte Valdorian zu sich selbst.
Hinter diesen Worten, die Triumph und tiefe Erleichterung zum Ausdruck brachten, flüsterte es. Die meiste Zeit über hörte Valdorian das Raunen nicht, weil er es aus seiner bewussten Wahrnehmung verdrängte, aber wenn er sich konzentrierte, hörte er die wortlose Stimme des Temporalen.
Ein Pakt. Eine Vereinbarung mit dem Feind aus dem Zeitkrieg. Und wenn schon. Dafür hatte er ein neues Leben bekommen, und allein das zählte. Und außerdem waren die Temporalen auch und vor allem Feinde der Kantaki.
Alter Zorn regte sich in Valdorian.
Die Tür öffnete sich, und Jonathan betrat die geräumige Kabine. Nur er hatte direkten Zugang.
»Die Akuhaschi verlangen zusätzliches Geld für den Transport der Ausrüstung«, sagte Valdorians Sekretär.
»Das war zu erwarten. Wie viel?«
»Zwanzig Millionen Transtel.«
Valdorian deaktivierte das Reflexionsfeld und drehte sich um. »Nicht gerade wenig, aber auch nicht sehr viel.« Er zog seinen Identer aus einer Tasche der neuen Kleidung und
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