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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hervor, den er von Elisabeth bekommen hatte. Das kleine, zylinderförmige Gerät war nass, aber als er es einschaltete, deutete ein kurzes Piepen auf einwandfreie Funktion hin.
    Eklund hob den Zylinder vor den Mund. »Ich wünsche eine Verbindung mit Elisabeth Demetrio«, sagte er ein wenig unsicher und fragte sich, wann er zum letzten Mal ein solches Gerät benutzt hatte. Vor zwanzig oder dreißig Jahren?
    »Verbindung kann nicht hergestellt werden«, erklang die synthetische Stimme des Kommunikationsservos.
    Enttäuscht steckte Eklund den kleinen Zylinder wieder ein – vielleicht war die Entfernung zu groß. Er streifte seine nasse Kleidung ab und breitete sie auf den nahen Felsen aus, damit sie trocknete. Dann machte er sich daran, das Boot aus dem Gestrüpp zu ziehen und zu säubern.
     
    Lutor betrachtete die Symbole im pseudorealen Darstellungsbereich des Datenservos: ein Drache, ein Golem, ein Elf und eine kleine, zarte, geflügelte Fee. Die KI-Späher waren noch immer bereit, in den Datennetzen von Kerberos nach Hinweisen auf den Metamorph zu suchen.
    »Na schön«, sagte er leise und betätigte ein Schaltelement. »Geht erneut hinaus und sucht.« Aber er bezweifelte, ob er in absehbarer Zeit mit brauchbaren Informationen rechnen durfte. Durch den Fehler der Sekuritos waren der Metamorph und der Alte aus der Aufgeklärten Gemeinschaft gewarnt.
    Lutor wanderte langsam durch den großen Wohnraum der Suite, die ihm NHD Kerberos im Hotel Caravel zur Verfügung gestellt hatte. Jenseits der großen Fenster hatte ein neuer Tag begonnen, aber er achtete nicht auf das einfallende Sonnenlicht, das automatische optische Filter in vorprogrammierten Grenzen hielten. Lutor dachte an das Gespräch mit Edwald Emmerson, an die temporale Anomalie, deren Auswirkungen er während des Flugs mit dem Levitatorwagen gespürt hatte. So wichtig diese Angelegenheit auch sein mochte – ihm ging es um den Metamorph. Ihn zu finden und unschädlich zu machen, das war seine Aufgabe. Er sah keinen Zusammenhang mit der Anomalie und einem hypothetischen Versuch der Temporalen, aus ihrem Zeitkerker in die Gegenwart zurückzukehren, und deshalb schob er die Gedanken daran beiseite und konzentrierte sich auf die Frage, wieso er dem Metamorph mehrmals als Kordun begegnet war. Was ließ Teile jener Anderswelt mit der Realität verschmelzen?
    Eine Idee kroch ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit.
    Lutor blieb abrupt stehen und verharrte für einige Sekunden in völliger Reglosigkeit. Dann drehte er sich um und ging ins Anderswelten-Zimmer der Suite. Der AW-Datenservo hatte noch immer die Programme und Daten seines privaten Speichermoduls geladen, und das sensitive Kabel war bereit für eine Verbindung mit dem Bio-Servo in Lutors Nacken. Er nahm im Ruhesessel Platz und lehnte sich zurück.
    »Datenservo.«
    »Bereitschaft.«
    »Modifizierung des Programms«, sagte Lutor und wies die biometrische Überwachung an: »Maximale Sicherheitsstufe. Zusätzliche Möglichkeit der Programmunterbrechung.«
    »Modifikationen werden implementiert«, erwiderte der Datenservo. »Unterbrechungssequenz?«
    »Verbal. Beginn. ›Programm sofort beenden‹ Ende. Zusatz: Bei dieser Anweisung nicht nur das Programm beenden, sondern auch die physischen Verbindungen lösen.«
    »Bestätigung.«
    Lutor neigte den Kopf nach hinten, und daraufhin erfolgte der Kontakt zwischen dem Bio-Servo im Nacken und dem sensitiven Kabel. »Letzten Merkpunkt akti…«
    Weiter kam Lutor nicht, denn die Welt veränderte sich bereits. Er gewann den Eindruck von Kraft, von wundervoller Kraft, die im Körper des Kriegers Kordun steckte. Die rechte Hand hielt ein langes Schwert, einen Zweihänder, einen Flamberg, und es fiel ihm so leicht, die Waffe zu heben, sie geschickt zu schwingen.
    Aber dies war nicht die Welt, in der er nach Echna suchte. Dies war Kerberos, die Stadt Chiron, oder eine Stadt Chiron, so wie sie einmal sein würde: alt und tot, die einst hoch aufragenden Gebäude nur noch Ruinen. Ein leichter Wind wehte über sie hinweg, sein Flüstern wie eine Stimme aus der Vergangenheit.
    Vor Lutor/Kordun stand eine schwarze Gestalt auf der staubigen Straße, kleiner als er, das Gesicht hinter einer silbernen Maske verborgen. Auch bei dieser Begegnung trug der Fremde keine Waffe. Mit leeren Händen stand er da.
    »Diesmal bin ich vorbereitet«, sagte Lutor. »Du wirst mich nicht noch einmal überraschen. Ich weiß, wer du bist.«
    »Wer bin ich?«, erwiderte der Fremde.
    »Du bist der

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