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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Metamorph muss so schnell wie möglich gefunden werden, bevor er Schaden anrichten und Aufmerksamkeit erregen kann«, sagte Turannen. »Ich schicke Ihnen einen meiner Spezialisten mit dem Auftrag, ihn zu lokalisieren und entweder ins Laboratorium zurückzubringen oder, falls das zu gefährlich ist, ihn zu eliminieren.«
    Wieder veränderte sich Lorgards Gesichtsausdruck, und diesmal glaubte Turannen, Kummer zu erkennen.
    »Ich werde selbst nach Kerberos kommen, sobald ich Gelegenheit dazu finde«, fuhr er fort. »Dann erwarte ich von Ihnen, dass Sie mir alle Einzelheiten des Projekts Doppel-M erklären. Ich muss Sie sicher nicht extra darauf hinweisen, dass strengste Geheimhaltung erforderlich ist, oder?«
    Lorgard schüttelte den Kopf, und noch immer lag ein Schatten auf seinen Zügen.
    Turannen sah auf die Datendisplays, die ihm eine weitere wichtige Information präsentierten. Sie betraf die politische Struktur auf Kerberos.
    »Sie sollten den Autokraten verständigen. Er ist das nominelle Regierungsoberhaupt von Kerberos.«
    Lorgards Züge verfinsterten sich weiter.
    »Wenn es zu Zwischenfällen kommt und er erfährt, dass sie auf einen Unfall in einem NHD-Laboratorium zurückgehen, wird er Schwierigkeiten machen, und wir müssen Aufsehen unbedingt vermeiden. Weisen Sie ihn auf eine… biologische Kontamination hin. Er wird sich in seiner vermeintlichen Herrscherrolle gestärkt fühlen, und wir sind abgesichert. Natürlich erfährt er nicht, was es mit dem Metamorph auf sich hat.«
    »Verstanden«, sagte Lorgard knapp.
    »Und noch etwas, Rubens…« Turannen betonte den Vornamen. »Setzen Sie das Projekt Doppel-M intern fort, mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. Wir sprechen darüber, wenn ich nach Kerberos komme.« Damit unterbrach er die abgeschirmte und verschlüsselte Transverbindung.
     
     

KiTamarani
 
Vor Jahrmilliarden
I N DEN S CHLUND
     
    KiTamarani sprang erneut durch Raum und Zeit und erreichte das Sonnentor, bestehend aus einundzwanzig Roten Riesen, im Sternenmeer des galaktischen Zentrums zu einem Kreis angeordnet. Ihre Kapsel schwebte näher, ohne von den gravitationellen Gezeitenkräften erfasst zu werden.
    Agens: Mit Sondierung beginnen. Spurensuche fortsetzen.
    Die Selbst-Verbindung zu den übrigen Konzilianten bestand noch immer, aber KiTamarani glaubte zu spüren, dass das von Emotion und Rationalität kündende Flüstern leiser geworden war. Sie sehnte sich nach der Gemeinschaft zurück, nach dem Wir/Ich, das sie dem Ich/Wir vorzog.
    Agens: Sondierung. Wichtig.
    »Ja«, antwortete KiTamarani der Stimme der Kapsel und näherte sich dem Sonnentor. Ihre Gedanken streichelten bestimmte Kapselkomponenten, und unmittelbar darauf berührte sie die kosmischen Saiten, die noch immer im Ton der Schöpfung vibrierten und das Lied des Lebens sangen, das Lied des Sinns. Hier waren sie rein und ohne jeden Makel, ohne einen Kontakt mit dem Omnivor und seinen Splittern, den Keimen. KiTamarani lauschte der Melodie und ließ sich von ihr erzählen, was hier geschehen war, im Zentrum dieser Galaxis, während ihre Gedanken gleichzeitig auf der Suche blieben, durchs All wanderten, nach Sternen und Planeten tasteten und… etwas fanden.
    Das Äquivalent eines Blinzelns änderte den Aufenthaltsort ihres primären Selbst, während das sekundäre in der Kapsel blieb, verbunden mit dem Agens. Es glitt durch etwas, das von intelligentem Leben geschaffen worden war, von den Früchten der Schöpfung: eine Raumstation, nicht annähernd so groß wie die Sphäre des Wir/Ich, aber doch von erstaunlichen Ausmaßen, wenn man berücksichtigte, welche Grenzen den meisten organischen Wesen gesetzt waren. Ohne physische Struktur, nur als Gedanke, glitt KiTamarani durch Säle, die groß genug waren, um kleine Monde aufzunehmen, durch Maschinenhallen, in denen monumentale Aggregate seit Jahrtausenden zerfielen. Hier lebte nichts mehr; an diesem Ort, dunkel und kalt, gab es nur noch Erinnerungen. Die Konziliantin lauschte ihnen, übermittelt von den Schwingungen der Saiten, erfuhr so von den Bemühungen der Tschiowan, deren Realitätssänger über viele Jahrhunderte mit komplexen Melodien das Sonnentor aus einundzwanzig Roten Riesensternen geschaffen hatten, in seinem Innern eine künstliche Singularität, die mit der Energie des Tors Raum und Zeit öffnen und einen Tunnel für die Flucht schaffen sollte. Für die Flucht vor etwas, das ihre Träume fraß und den Sängern ihre Stimmen raubte.
    »Er war hier«, sagte KiTamarani

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