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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Zusammenbruch erlitten.«
    »Es war ein… besonderes Erlebnis im Elysium.«
    Während Elisabeth auf die Anzeigen des Analysators sah und die Kontrollen des Geräts bediente, glitt Eklunds Blick zu Raimon. Der Junge schlief nicht mehr und hatte die Augen geöffnet. Es waren braune Augen, passend zum dunklen Haar, und das Gesicht – das gleiche Gesicht wie das des Jungen auf dem sturmumtosten Felsplateau – wirkte völlig ausdruckslos, wie eine Maske.
    »Hörst du mich, Raimon?«
    Der Junge antwortete nicht.
    Eklund hielt noch immer die Hand des Jungen, drückte kurz zu und sah dann Elisabeth an, die mit den Anzeigen des Analysators zufrieden zu sein schien. »Dir scheint tatsächlich nichts zu fehlen.«
    »Abgesehen von jugendlicher Spannkraft«, sagte Eklund und lächelte kurz. »Elisabeth, ich bin sicher, er ist ein Selbstheiler. Der Erste, den es je auf Kerberos gegeben hat. Ich muss ihn unbedingt zur Zitadelle bringen.«
    »Der Hirte hat deinen Kinderhort gerade erst aufgelöst«, erwiderte die Ärztin skeptisch. »Erinnerst du dich?«
    »Als ob ich das vergessen könnte…«
    »Er betonte, die Zitadelle sei allein den Mitgliedern der Aufgeklärten Gemeinschaft vorbehalten.«
    »Ich mache ihn zu meinem Novizen!«, entfuhr es Eklund. Er war begeistert von der eigenen Idee. »Als mein persönlicher Schüler hat er das Recht, sich in der Zitadelle aufzuhalten. Der Hirte kann es ihm nicht verweigern. Alt genug für einen Schüler bin ich, kein Zweifel. Und du hast selbst gesagt, dass seine Eltern unbekannt sind. Niemand kümmert sich um ihn, und du kannst ihn höchstens einige Tage hier im Hospital behalten.«
    Elisabeth seufzte. »Der Hirte wird alles andere als begeistert sein. Bestimmt glaubt er, dass du einen neuen Kinderhort einrichten willst.«
    »Er kann mir einen Schüler nicht streitig machen. Und der Hirte wird die besonderen Talente dieses Jungen erkennen. Raimon ist nicht wie die anderen Kinder.«
    Erneut drückte Bruder Eklund die Hand des Jungen, und Raimon sah zu ihm auf, stumm und mit ausdrucksloser Miene.
     
     

KiTamarani
 
Zeitlos
N ICHTLINEAR
     
    Die Kapsel dehnte sich beim Sprung durch das Schwarze Loch und wurde gleichzeitig zusammengepresst zu einem monodimensionalen Faden, der KiTamarani an den Kerker erinnerte, aus dem sie sich mit einem Gedankendorn befreit hatte. Primäres und sekundäres Selbst blieben stabil, ebenso wie der Teil der gesplitterten Sphäre, mit dem die Konziliantin aufgebrochen war. Die Singularität riss sie aus der gewöhnlichen Raum-Zeit und schleuderte sie durch ein Loch in den Dimensionen ins Chaos der nichtlinearen Zeit. Dort gewann die Kapsel ihre ursprüngliche Struktur zurück und trieb durch das Chaos des Möglichen.
    Agens: Spur erfasst.
    KiTamarani spürte Erleichterung. Sie hatte befürchtet, dass der Transfer durch das Schwarze Loch zu spät erfolgt oder es dem Keim erneut gelungen war, sich zu tarnen, vielleicht mit geraubter Realität.
    Sie streichelte die Komponenten der Kapsel und blickte hinaus in die kosmische Wüste, die Teil der Schöpfung gewesen war, Teil des Universums, das Leben gebar. Aber hier hatte der Omnivor das Gefüge der Kausalität und der Zeit zerrissen, um zu wachsen und stärker zu werden.
    Agens: Möglichkeit. Keim will Energie aufnehmen.
    »Ja«, sagte KiTamarani und schickte mentale Sonden in den toten Weltraum, ins Brodeln der nichtlinearen Energien.
    »Er fühlt sich sicher. Er glaubt nicht, dass ihm jemand hierher folgen kann.«
    Agens: Gefahrenpotenzial. Nichtlineare Energie wirkt destabilisierend auf Kapsel.
    KiTamarani spürte ein leichtes Zittern in den Komponenten, die sie umgaben, eine Vibration, die auf sie selbst übergriff. Es… fühlte sich seltsam an. Sie konnte sich nicht an entsprechende Empfindungen im multiplen Wir/Ich des Konziliats erinnern; sie schienen dem Individuellen vorbehalten zu sein.
    Die Konziliantin dehnte ihr Selbst, umhüllte die Kapsel mit einer zusätzlichen Schutzschicht und gab ihr dann einen behutsamen mentalen Stoß, woraufhin sich ihr Bewegungsmoment vergrößerte. Sie driftete durch Leere, durch die Strukturlosigkeit des Nichtlinearen, durch zerrissenen Raum und geborstene Zeit. Hier wirbelten Vergangenheit und Zukunft durcheinander und bildeten ein Wirrwarr, in dem alles möglich war, das Absurde ebenso wie das Groteske. Hier gab es keine dem Kosmos inhärenten Gesetze mehr; hier erforderten Wirkungen keine Ursachen.
    Doch selbst an diesem Ort gab es noch einige kosmische Saiten, Reste

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